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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Zitronen-Bittermandel-Creme.«
    »Verstehe. Nicht süß genug für meine Süße.« Verschmitzt gab Jule Ewa einen Stups auf die Nase. Glück gehabt, Schweitzer. Ein Schwarzwälder-Kirsch-Schnittchen hätte dir den Rang abgelaufen bei der Bogacz, jede Wette. Aus der Tasche zog Jule nun auch ihr Kontaktlinsendöschen und schraubte am ersten Deckel.
    »Warum sind Alicja und Piotr gerade so ausgetickt, Jule?« Auf Ewas Stirn kehrte die Denkerfalte zurück. »Ich meine, wir sind alle erwachsen.«
    »Weiß nicht«, gestand Jule und nahm ihre Brille ab. »Vielleicht war ihnen das alles zu spontan. Oder sie fanden die Sache mit dem Shirt eine Spur zu heftig.«
    Ewa hob den Kopf. »Wieso?«
    »Na, kaum hattest du mir das Teil ausgezogen, hast du es in den Hundenapf gepfeffert.« Treffer, versenkt.
    »Aber doch nicht mit Absicht«, verteidigte sich Ewa. »Kann man außerdem waschen.«
    »Jep. War Baumwolle«, stimmte Jule ihr zu. Sie puzzelte eine Kontaktlinse auf ihren Zeigefinger und fummelte sie sich routiniert ins Auge. »40 Grad. 60 Grad pflegeleicht könnte man natürlich auch probieren, aber ob Ernie und Bert das so dufte finden, wage ich zu bezweifeln.«
    »Sag mal, Jule«, kam da zögerlich von Ewa. »Ist Waschen eigentlich dein Hobby? So wie du dich gestern auf meine Schmutzwäsche gestürzt hast, das war schon ein bisschen …«
    »Vortäuschung falscher Fähigkeiten. Tut mir leid. Okay, Klamotten in eine Maschine stopfen kann ich tatsächlich top, aber davon abgesehen bin ich eine komplette Niete im Haushalt«, gestand Jule und biss sich auf die Unterlippe. »Schlimm?«
    »Kochen geht auch nicht?«
    Jule schluckte. »Sagen wir so: Sushi bestellen geht besser.«
    »Verstehe.« Ewa nickte leicht. »Kein Problem. Jetzt hast du ja mich. Ich brutzel für mein Leben gern. Mit frischen Kräutern und so. Oder ich backe und … verdammt! Glaubst du, Alicja war so pissed, weil wir ihre Torten zerlegt haben?«
    »Quatsch«, meinte Jule und setzte sich die zweite Linse ein. Hach. Welt, ich seh dich. Tag, kannst kommen. »Die Torten hatte sie doch bereits probiert. Außerdem, dieser Süßkram stand wirklich ungünstig.«
    »Aber wenn ich dich auf die Eckbank geschmissen hätte, dann …«
    »Ssscht«, fiel Jule ihr ins Wort, verstaute das Döschen wieder, ihre Brille ebenfalls und ertastete ihren Lipgloss. »Tisch war prima. Nur beim nächsten Mal wirfst du mich bitte nicht direkt auf das Headset.«
    »Versprochen.« Ewa hob die Finger wie zu einem hochheiligen Gelöbnis. »Das hat sich bei dir voll in die Haut gebohrt, oder?«
    »Ach, nicht der Rede wert. Nur in die Hüfte«, meinte Jule abwehrend und schminkte sich die Lippen. »Und lediglich am Anfang. Irgendwann war das Plastikding ja hin.«
    Ewa wirkte erleichtert. »Gut. Und sorry wegen Willi.«
    »Süße, den hab ich auf dem Gewissen. Was rutsch ich da auch rum wie blöd. Ich muss die Tasse irgendwie mit meinem Hintern vom Tisch geschubst haben und …«
    »Gescheppert hat es, als ich dir in die Brust gebissen habe«, half Ewa bei der Rekonstruktion des Geschehens. »Glaub ich.«
    Sofort kehrte die Erinnerung zurück, und eine heiße Welle schwappte Jule in Kopf und Körper. »Meine Güte. Das war heftig, Fräulein. In diesem Moment ist mir echt alles explodiert.«
    »Hat man gehört.« Ewa grinste. »So laut wie du gestöhnt hast, Jule. Richtig geil. Piotr fand’s auch super. ›Lass sie, mein Engel, die beiden sind verliebt und brauchen das jetzt‹«, wiederholte Ewa seine Worte. »Was der dusselige Kommentar von Alicja allerdings sollte …«
    Jule sah auf. »Du meinst ihr Rumgekeife? Piotr, aber nicht in meiner Küche und nicht vor deinen Augen?«
    »Genau.« Ewa seufzte. »Wieso sind die nicht einfach diskret rausgegangen? Die Wohnung ist groß. Verstehst du das, Jule?«
    »Nein.«
    »Ins Schlafzimmer hätte ich es echt nicht mehr geschafft.«
    »Weiß ich doch, Süße.« Der Bogacz-Button, reif für ein Patent. Kurz erwischt, und der Zwerg beschleunigte lüstern von Null auf Hundert. Sensationell. »Mensch, wie dich Alicja auf einmal von mir runtergerissen hat, Ewa, das war …«
    »Voll daneben, oder? Ich hätte brüllen können.«
    Jule lachte auf. »Das hast du, Süße, das hast du.« Halleluja, noch mehr gebunkerte Schminke in der Handtasche. Das Basis-Styling war eine willkommene Ablenkung von den bohrenden Kokosborsten an ihrem Hintern. Sofort schraubte Jule die Wimperntusche auf und bürstete frischen Glanz auf ihre Augen.
    Ewa sah ihr dabei zu. »Dafür

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