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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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vor Ort hier. Mit angespannten Nerven verfolgte Jule den Schlagabtausch wie ein Wimbledonfinale. Hin, her, hin, her und noch mal von vorne. Hilfesuchend krallte sie sich in Ewas Arm.
    »Jule, soll ich übersetzen?«
    »Auf gar keinen Fall!« Deren Bettgeschichten ertrag ich nur ohne Bild und deutschen Untertitel. Okay. Abwarten. Jeder Sturm nahm irgendwann ein Ende. Wie zur Beruhigung summte Jule leise das Biene-Maja-Lied und fahndete nach einer Ablenkung. Ewa. Mit weit geöffneter Bluse. Himmel, diese Brüste. Stundenlang konnte Jule die anstarren, kein Witz, die waren mega. Da schlossen sich Alicjas Finger hitzig um den erstbesten Gegenstand, offenbar ein potenzielles Wurfgeschoss, und …
    »Nicht mein Willi!« Jule sprang auf. Im engagierten Nahkampf riss sie Alicja die Tasse aus der Hand, schwungvoll und schwapp, duschte sie Ewa im Eifer des Gefechts mit einer ordentlichen Ladung Kaffee.
    »Spinnst du?« Schockiert sah Ewa an sich herab.
    »Tschu-tschuldigung«, stammelte Jule. »Keine Absicht. Und genaugenommen hat Alicja schuld.«
    »Was? Ich?« Die Gutemine stemmte sich die Arme in die Hüften. »Piotr war’s. Der sture Kerl will mich schließlich nicht küssen.«
    Piotr seufzte. »Engel, wie gesagt, lass Jule ran.«
    »Stopp!« Ewa schob sich vor Jule. »Die knutscht nur mich.«
    »Keine Sorge«, sagte Alicja. »Ich würde dir doch niemals die Freundin ausspannen. Auch wenn sich mein Herr Bräutigam so anstellt.« Der vorwurfsvolle Blick ging an Piotr.
    »Ich küsse eben, wie wir Männer nun mal küssen«, erwiderte der nur und tauchte wieder ab hinter seiner Zeitung.
    Meine Güte. So was Beknacktes konnte nur ein Mann sagen. Jule stöhnte auf. »Beiß ihr doch einfach mal in den Hals, Herrgott!«
    »Ich bin Pole, kein Vampir.«
    Welch dämliche Ausrede, und Jule rollte mit den Augen. »Junge, ey, nimm Ewa und mich, ja? Wir stehen beide nicht auf Frauen und küssen uns trotzdem.«
    Alicja schmuzelte. »Liebes, ihr beide seid ja auch kreativ. Schauspielerinnen. Mein Piotr hat dagegen null Fantasie.«
    »Hab ich wohl.« Geknurre hinter der Zeitung.
    »Und warum schenkst du mir andauernd Goldschmuck?«
    »Weil du nur Goldschmuck trägst, mein Engel.«
    »Sie will aber einen Knutschfleck, verflucht, hör ihr doch mal zu!«, brüllte Jule.
    »Ssscht«, kam da von Ewa. »Misch dich besser nicht ein.«
    »Und ob ich mich einmische, Fräulein! Dieses Theater hält doch keiner aus«, sagte Jule und schüttelte fassungslos den Kopf. »Ey, zum Knutschen zu blöd, aber Autos knacken können sie.«
    »Jule!«, ranzte Ewa sie an. »Keine Polensprüche. Oder ich schwöre dir, ich hau dir wieder eine rein.«
    »Wieder?« Alicja horchte auf. »Was heißt das? Ewa, du hast deine Freundin geschlagen?«
    »Reg dich ab. Nur so ein klitzekleines bisschen«, verteidigte sich Ewa. »Guck – so.«
    »Auaha!« Jule jaulte auf und hielt sich den Oberarm. »Tickst du noch ganz richtig, Bogacz? Ständig dieses Rumgeschläger, ey, das tat schon gestern im Auto sauweh.«
    »Hast du verdient«, sagte Ewa nur. »Nach diesem Spruch.«
    »Komm, nur weil ich gefragt habe, ob Alicja im Puff wohnt.«
    »Wie bitte?«, brüllte nun Alicja. »Wo wohne ich?«
    Piotr legte die Zeitung beiseite und erhob sich mit drohendem Blick. »Jule, wiederhole das und es setzt was!«
    »Ach …«, kam da angepisst von Ewa. »Und wieso darfst du jetzt meine Freundin schlagen, und ich nicht?«
    »Männerlogik.« Unterstützend trat Jule hinter den Zwerg. »Reg dich nicht auf. Die beiden sind nicht ganz dicht.«
    »Jule, wir haben dich mit offenen Armen empfangen.«
    »Weil ich ein toller Gast bin«, erwiderte Jule und präsentierte ihr Shirt. »Siehst du? Ich trage es ganz brav.«
    »Kein Wunder«, konterte Alicja. »Meine Sammlung liebt jeder.«
    Jule lachte auf. »Na sicher. Und warum bunkert Ewa dann den ganzen Schrott nur im Schrank?«
    »Jule!«, brüllte Ewa. »Halt die Klappe!«
    Mit funkelndem Blick baute sich Alicja vor Ewa auf. »Stimmt das? Du trägst die Sachen gar nicht?«
    Jule schob sich vor Ewa und bedachte die Gutemine mit böser Miene. »Ich trage diese Scheiße. Und den Snoopy-String, den verzeihe ich dir nie. Der hat uns sowas von den Tag versaut.«
    Alicja seufzte. »Na, wenigstens läuft zwischen euch noch was.«
    Piotr schnaubte. »Wie oft sollen wir denn noch Sex haben?«
    »Mann, sie will einen Knutschfleck!« Jule brüllte.
    »Das ist Weiberkram!«, brüllte Piotr zurück.
    Ewa feixte. »Tja. Blöd, was? Also, meine Jule kann

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