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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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aufgeregt, fürchte ich. Total beknackt jetzt.«
    »Hey.« Sanft streichelte Ewa ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und lächelte. »Hauptsache, wir sind zusammen.«
    Uff. Jule atmete aus, schmiegte sich an ihre Freundin, die beschützend den Arm um sie schlang und ganz nah an sich heranzog. Einfach nur kuscheln. Ganz unverfänglich. Einfach nur Händchenhalten. Und die Fingerspitzen genießen, die leicht ihren Hals entlangfuhren. Und die phänomenalen Lippen, die sich auf ihre legten, eine Zunge, die erst vorsichtig, dann verspielt, schließlich geradezu verwegen … Wusch, Kuschelnummer beendet. Begehrlich krallte sich Jule in Ewas Kragen und ihr Kuss gewann hitzig an Dynamik. Hin und her drehten sich ihre Köpfe, sie suchten, fanden, forschten verlangend angetrieben von Lust, die stetig wuchs, auf beiden Seiten. Eine warme Hand wanderte von Jules Knie über ihren Oberschenkel und glitt unter ihr Shirt. Gekraule und Gekratze auf ihrem Bauch, oh gütige Göttin, wie hatte Jule das vermisst all die Stunden. Gierig genoss sie jede Berührung, schmolz dahin im spannenden Spiel aus Zungen und Händen, die …
    »Spinnt ihr?«, quietschte eine Frauenstimme empört.
    Ertappt schnellten sie auseinander, pressten sich keuchend und artig zurück in ihre Sitze. Mist, was kam jetzt? Ein aufgebrachter Aufpasser mit Taschenlampe? Anschiss und Rausschmiss? Jule linste durch ihre beschlagenen Brillengläser. Nichts zu erkennen, aber immerhin tanzte kein Lichtkegel durch den Saal in ihre Richtung.
    »Reg dich ab, du Opfer. Oder ich mach dich platt. Nicht nur deinen Fuß, Alte.« Dieser Kommentar stammte zweifellos von einem Jungen, im unschönen Stimmbruch. Das überdrehte Gekicher? Gehörte garantiert seinem gripsfreien Groupie im Gefolge.
    »Süße, siehst du was?«, wisperte Jule und reckte den Hals.
    »Du, ich glaube, wir bekommen Gesellschaft.«
    Und tatsächlich. Im nächsten Moment tauchten vier Gestalten auf. Zwei schlurfende Jungs mit verdrehter Basecap, zwei dauergewellte Mädels mit verrutschten Pailletten-Shirts stöckelten nebenher. Unter großem Gepose und Geschnatter nahmen sie ihre Plätze ein. Leider am Rand, in der vorletzten Reihe, haargenau vor ihnen. Sie knisterten in Popcorntüten, schlürften aus Cola-Kübeln und jeder Rülpser wurde johlend gefeiert. Nicht schön. Auch die restlichen Kinobesucher wirkten wenig angetan und versuchten es anfangs noch mit »Pssst« und »Ssscht«, gaben es dann aber auf.
    »Was wollen die in einem Kinderfilm?«, flüsterte Jule.
    »Vermutlich das gleiche wie wir«, raunte Ewa zurück.
    Scheiße. Schon wurden sie Zeugen von wüstem Geknutsche, und Jule spielte mit dem Gedanken, ihre Brille abzunehmen. Wähbäh, ein Abgeschlabber der üblen Sorte, Zungengewühle im Freien, fiese Schmatzgeräusche und dazwischen ein gepresstes Baby-oh-ja-geil. Schockiert klammerte sie sich an Ewa, die offenbar auch nicht wusste, wohin mit ihren Blicken. »Ey, das geht gar nicht. Lesen die keine BRAVO?«
    »Anscheinend BRAVO Sport«, mutmaßte Ewa im Flüsterton.
    »Aber Küssen gehört zur Allgemeinbildung. Die rühren rum.«
    »Guck nicht hin.«
    »Die versauen uns den ganzen Film.«
    »Der lohnt ohnehin nicht, Jule.«
    »Wurscht, aber … Stopp. Wieso taucht die Ische jetzt ab?« Jule zwinkerte für ein schärferes Bild. »Ne, oder? Die will ihrem Typen doch keinen … äh, Fuck! Hier sind Kinder. Das sind Kinder.« Nur mühsam gelang es Jule ihre Stimme gedämpft zu halten. »Ewa, das ist nicht mehr Petting, das ist Porno.«
    »Beruhige dich. Du bist nicht Dr. Sommer.«
    »Aber wir müssen doch irgendwas tun.«
    »Was denn, Jule?«
    Tja. Keine Ahnung. Ein paar pädagogische Ohrfeigen könnten gewiss nicht schaden oder ein belehrender Anschiss. Oder sollten sie besser total erwachsen zum Personal rennen und petzen? Uff. Wer wusste schon, ob die Kino-Crew gleich reagieren würde. Und die Beschwerdenummer verringerte ihre kostbare Knutschzeit. Tja. Zarte Romantik war ohnehin passe, wenn direkt vor ihnen solche Sauereien liefen. »Cola und Popcorn. Sofort«, orderte sie schließlich.
    »Brav. Richtige Entscheidung.« Ewa atmete auf, und reichte ihr Futter rüber. »Entspann dich. Ignorier die Truppe.«
    »Süße, die nächste Runde geht auf mich.« Und schon hieß es: Bühne frei für die Schweitzer. Die schüttelte den Tüteninhalt einmal hitzig in die Luft, sprang mit einem Oh-ich-Tollpatsch aus dem Sitz und schwapp, duschte sie Cola über vier Personen. Gott, bin ich gut! Wie bei einer La-Ola

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