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Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Hüpfburg. Shit, Nachmittagsvorstellung. Aber hatten sie eine Wahl?
    Jule rutschte im roten Sitz herum, während sie den angestrahlten, noch geschlossenen Vorhang fixierte. Hach, endlich wieder durch ihre gute, alte Brille mit Sehstärke. Augentropfen hatte sie auf der Pupille, sie war bereit. Neben ihr lümmelte Ewa und stopfte Handladungen Popcorn in sich. Irgendwann flimmerten die typischen Werbefilmchen los, nicht wirklich inspirierend als Vorspiel. Dennoch schien sich Ewa köstlich zu amüsieren und gluckste vor sich hin. Nervös biss sich Jule auf die Unterlippe und trommelte mit den Fingern auf ihren Knien herum. »Verflucht, wann machen die endlich das Licht aus?«, zischte sie.
    »Hey, entspann dich.«
    »Wie denn?«
    »Greif zu. Hab extra die große Portion genommen.«
    Angewidert schob Jule die Popcorntüte vor ihrer Nase wieder beiseite. »Verschon mich.«
    »Ach, echt?« Ewa grinste. »Ich dachte, ich soll dich gleich ganz leidenschaftlich vernasch …«
    »Möchte hier jemand noch ein Eis?«
    Jule stöhnte auf. Alter, verzieh dich! Eisverkäufer sind in Deutschland längst abgeschafft. Tja. Trotzdem gab es hier einen Typen mit umgehängter Kühlbox. Eine Ausnahme? Womöglich extra engagiert für den Kindergeburtstag, der hier offenbar im Gange war. Überall schnellten Hände nach oben, ein Ich-Ich-Ich jagte das nächste und verzögerte den Filmstart in ungeahnte Dimensionen. Ihr Rotzgören! Lutscht euren süßen Scheiß gefälligst wo anders.
    Ewa holte ihr Portemonnaie hervor. »Jule, willst du was?«
    »Nein.« Knurr.
    »Auch kein Eiskonfekt?«
    »Ewa!«
    »Was? Ich hab ja nur gefragt«, verteidigte sich Ewa und verstaute die Geldbörse wieder. »Mach dich locker, Jule. Ey, dein Rumgehibbel ist fast schon peinlich. Als hättest du noch nie …«
    »Sei still, Bogacz«, fauchte Jule. »Ich bin so was von unterknutscht, und ich schwör dir: Wenn hier nicht gleich was läuft, schrei ich. Oder ich stürze mich auf den Eisfritzen.«
    »Um ihn zu verdreschen oder zu vernaschen?«
    Jule schnaubte. »Mir wurscht.«
    »Okay.« Wieder verzog sich Ewas Mund zu einem breiten Grinsen. »Dann hau ihm lieber eine rein. Gibt ne Geldstrafe. Für Sex kommst du in den Knast. Verführung Minderjähriger. Ey, der Typ wirkt blutjung. Könnte glatt dein Sohn …«
    »Bogacz!« Jule funkelte Frau B. geladen an. »Sprich es ja nicht aus, hörst du? Sonst gnade dir Gott.«
    »So, so«, meinte Ewa nur und klang mächtig amüsiert. »Willst du wirklich streiten oder lieber …« Jule traute ihren Augen nicht. Herausfordernd öffnete Ewa ihre Bluse um diverse Knöpfe. Schluck, schwitz. Selbst im Halbdunkel schimmerte Ewas volles Dekolleté, ihre Haut so zart und lockend. Hitze schoss Jule in die Birne und ihr Herz pochte wie verrückt. Alarmiert blickte sie sich um. Guckte jemand? Nein, keine Gefahr. Ihr Platz in der letzten Reihe war perfekt. Zu all den gackernden, schlabbernden Kiddis hatten sie genügend Sicherheitsabstand. Die Sitze im nahen Umkreis waren leer. Ewas Fingerspitzen glitten über Jules Unterarm. Langsam, verdammt langsam und aufreizend. Gänsehaut. Jule stand in Flammen, und der laszive Blick aus schimmernden Knopfaugen war kaum auszuhalten. »Ewa, schau mich nicht so an. Sonst kann ich für nichts mehr garantieren.«
    »Darauf spekulier ich doch, Jule«, hauchte Ewa, so soft, als würde sie gerade eine Kerze auspusten. Prompt verlosch das Licht.
    Showtime, Schweitzer! Äh ja. Oder so. Wie versteinert klebte Jule im Sitz, während in ihrem Kopf Chaos ausbrach. Sie brannte vor Sehnsucht nach Ewa-Küssen. Aber wenn die Knutscherei aus dem Ruder lief? Sie den Bogacz-Button erwischte? Nicht auszudenken. Überall schimpfende Mütter, die ihrem verstörten Nachwuchs erklären mussten, warum sich zwei erwachsene Frauen stöhnend die Kleider vom Leib rissen. Nachmittags, im Kino, bei Was-auch-immer-FSK-0. Nein, dafür gab es keine logische Erklärung.
    Mama, warum tun die das? – Guck weg. Die sind nicht normal.
    Macht denen das Spaß? – Weiß ich doch nicht.
    Darf ich das mit Leonie auch machen? – Nein, Jacqueline!
    Die Geschichte zwischen Ewa und ihr war verrückt. Zu intensiv, um irgendetwas unter Kontrolle zu haben. Jule räusperte sich gequält, wischte sich über die Stirn, da schloss sich eine Hand beruhigend um ihre Finger.
    »Alles gut«, flüsterte Ewa dicht an ihr Ohr. »Kein Stress.«
    »Wirklich, Süße?« Jule schluckte. »Weißt du, es klingt bescheuert, aber-aber ich bin … also … ein bisschen

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