Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Violett ist erst der Anfang

Violett ist erst der Anfang

Titel: Violett ist erst der Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
Vom Netzwerk:
der Nase. Shit. Das Verhör wird hardcore.
    »Augen auf und stillhalten«, befahl Alicja und – huch, träufelte ihr die Gutemine Tropfen auf die Pupille.
    Super. Was hatte ich die Blindheit vermisst. Lauschen in der Dunkelheit war wieder Trumpf, mehr ging nicht.
    »Was soll das?«, war da Ewas Stimme, und sie klang so überrascht, wie Jule sich fühlte.
    »Mit Pfefferspray ist nicht zu spaßen«, erwiderte Alicja. »Deine Prinzessin hat Glück gehabt. Mir wird ganz schlecht. Piotr ist sofort in die Apotheke. Keine Sorge, Liebes.« Ein Tätscheln auf Jules Schulter. »Gleich wird es besser.«
    »Aber sie hat doch schon Tropfen genommen. Und woher weißt du überhaupt davon?«, bohrte Ewa weiter.
    Alicja lachte auf. »Was glaubst du denn? Kai-Uwe hat hier angerufen. Fast hätten wir ihn nicht verstanden, so betrunken war er. Immer wieder lallte er Prosecco und Pfefferspray, und dass es ihm leid tut.«
    »Oh«, sagte Ewa nur. »Und dann?«
    »Hab ich ihn gefeuert.«
    »Wie bitte?« Ewa und Jule, wie aus einem Munde.
    »Wer die Familie schlecht behandelt, hat auf meiner Hochzeit nichts zu suchen. Will jemand Kaffee?« Schon klapperte es los. Jule blinzelte. Im Tropfennebel machte sie unscharf zwei Tassen auf dem Tisch aus. Asterix schmiegte sich in Ewas Hand, daneben wartete Daisy Duck für sie. Das genügte. Augen wieder zu. Umgeben von Finsternis sortierte sie ihre Gedanken. Medizin statt Anschiss, gut. Aber kein Kommentar zur Liste? Bei aller Liebe: Die spinnen, die Polen! Dachte Ewa ähnlich über ihre Landsleute? Zumindest ergriff sie stumm Partei für Bayern und kuschelte sich auf Jules Schoß. Aufregen lohnte nicht. Sie hatten es überstanden, sie hatten überlebt, sie hatten sich. Jule spürte ein Küsschen auf ihren Lippen, dann noch eines, noch eines, bis …
    Ein Räuspern von Alicja. »Abgesehen vom Pfefferspray hattet ihr offenbar einen schönen Tag.«
    Wenn man die Scheiße rausrechnet. »Ja.« Küsschen.
    »So, so«, sagte Alicja. »Ihr grinst. Ihr strahlt. Wie schön. Ihr hattet endlich Sex.«
    »Nein.« Jule seufzte mit Ewa im Duett.
    »Aber warum denn nicht?« Alicja klang verwundert. »Wieso ward ihr überhaupt bei Kai-Uwe?«
    »Wieso?«, wiederholte Ewa langgezogen. »Wegen der CD und den Liedern? Sein Name stand auf der Liste und … Sekunde. Heißt das …« Tja. Was auch immer. Die Unterhaltung wechselte ins Polnische.
    Jule wurde schlagartig schlecht. Ach du heiliges Kanonenrohr, jetzt ist Krieg. Ewa brüllte sich in Rage, Alicja hielt ohrenbetäubend dagegen. Von Piotr kam lediglich Zeitungsrascheln. Blind tastete Jule nach ihrer Brille, setzte sie auf und schnitt noch das Highlight mit. Asterix. Am Boden. Zerschmettert von einer bebenden Ewa. Hurgx. Welch Fehdehandschuh in Richtung Alicja.
    Die hob eine Augenbraue. »Tja. Nummer drei heute. Zum Glück hab ich alles doppelt.«
    »Jebaj się!«, wütete Ewa weiter.
    »Stopp!« Jule hob die Hand. »Übersetzung bitte.«
    Piotr sah auf. »Fick dich.«
    »Bitte?« Fassungslos starrte Jule ihn an. »Geht’s noch?«
    Er nippte an seinem Kaffee. »Oder auch verpiss dich oder lass mich in Ruhe, ach, frag Ewa. Die führt sich schließlich auf.«
    »Zu recht!« Nun lieferte sich Ewa ein markerschütterndes Wortgefecht mit Piotr, während Alicja seufzend Jules Hand ergriff.
    »Ich versteh euch einfach nicht«, sagte Gutemine mit zerknirschter Miene. »Ihr seid verliebt. Wo klemmt es denn?«
    »Äh …« Gepaart mit Schulterzucken.
    »Was sollte das mit der Liste?«, fuhr Alicja fort. »Events sind mein Job, mein Leben. Ewa weiß doch, wie ich arbeite. Niemals würde ich meine Hochzeit jemand anderem überlassen. Und schon gar nicht allen Ernstes Laufburschen losschicken, ausgestattet mit meinem kryptischen Schmierzettel, auf dem so gut wie alle Angaben fehlen. Das wäre Pfusch in meiner Branche!«
    »Moment.« Jule versuchte sich am Kombinieren. »Heißt das, dieser ganze Zirkus war …«
    »Jule, ich kenne Ewa ewig. Sie ist ein Sturkopf. Wie ein renitentes Kind. Sag ihr, mach Hausaufgaben und sie wird stattdessen heimlich Comics lesen. Auf mich hört sie nie! Was war los? Wir setzen euch vor die Tür, bewusst streng, ich ruf noch, macht euch nützlich, Mensch, da müsst ihr uns doch den Mittelfinger zeigen!« Rums, Schlag auf den Tisch. »Ihr müsst uns zum Teufel wünschen und euch doch automatisch ein ruhiges Plätzchen suchen, einen besserer Ort als unsere Wohnung, wo wir nicht ständig störend um euch rumturnen. Ihr seid verliebt! Warum hattet ihr

Weitere Kostenlose Bücher