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Violett ist nicht das Ende

Violett ist nicht das Ende

Titel: Violett ist nicht das Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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Glück managte Ewa die Situation souverän, brüllte Spanner Krysztof Polnisch an die Rübe und verpasste ihm einen gepfefferten Hieb auf den Arm. Sein Grinsen hielt an. Leider. Nach seinem Schläfchen war der angesoffene Autoschrauber anscheinend wieder fit und zweifellos high nach dieser erotischen Showeinlage.
    »Ey, wie notgeil kann man eigentlich sein?«, schimpfte Ewa, zur Abwechslung auf Deutsch.
    Krysztof gluckste. »Fragst du das mich oder dich?«
    »Ich bin nicht notgeil!«
    »Aber geil.«
    »Arschloch!«
    »Ich mag dich auch, Ewa. Und jetzt blas dich nicht unnötig auf. Mach mich frei.« Krysztof präsentierte seine Handschellen.
    Ewa konterte mit erhobenem Mittelfinger und widmete sich Jule.
    Richtig, mein Schatz. Your lovely lady first. Wobei … Hurgx. Déja-vu. Eine tattrige Frau B. mit Handschellenschlüssel verhieß nicht zwingend etwas Gutes. »Süße, willst du nicht erst an Krysztof üben? Wenn du das Ding wieder abbrichst …«
    »Vertrau mir. Ich krieg das hin dieses Mal. Das ist 1-A Qualität. Kein billiger Schrott wie unser Plüschkram.« Offenbar war Ewa innerhalb von wenigen Stunden lüstern zur Handschellen-Expertin herangereift. Und höre da: Klick-klick. Das Geräusch der Freiheit. Endlich. Überglücklich schlang Jule die Arme um ihr heißgeliebtes Fräulein und überhäufte Ewa mit Küssen. Die knutschte eifrig mit und Jules strapazierte Nerven wurden ruhiger.
    »Süße …«, flüsterte Jule in Dauerschleife.
    »Jule …«, seufzte Ewa zurück.
    »Und ich bin auch noch da.« Krysztof rasselte mit den Schellen. »Mädels, spult vor mit eurem Gesäusel. Ich weiß, ihr habt ein Herz.«
    »Aber nicht für dich«, brummte Ewa. »Warum bist du überhaupt aufgewacht?«
    »Ey, wenn gleich zwei Frauen neben mir stöhnen, dann …«
    »Dann träumst du weiter!« Nein, der Zwerg hatte kein Verständnis.
    Krysztof verdrehte die Augen. »Mal ehrlich, was wirfst du mir vor? Ich hab euch nicht angefeuert.«
    »Noch ein Spruch, und ich feuer dir eine rein.«
    »Schon klar, Ewa.« Krysztofs Grinsen wurde breiter. »Nach eurem heißen Gezüngel brennst du ja wie Sprit.«
    »Boar, Alter, ich brech dir …«
    »Stopp, Süße.« Jule nahm Ewa den Schlüssel ab. »Der gehört zur Familie.« Dann öffnete sie Krysztof die Fesseln.
    »Na endlich.« Er stöhnte auf. »Danke.«
    »Bitte.« Jule zwinkerte ihm zu. Wie du bei mir, so ich bei dir. Jetzt sind wir quitt. Klatsch, servierte Jule auf Krysztofs Wange eine kraftvolle Vorhand. »Nachschlag von mir zum Thema, Freundchen. Es geht dich einen Scheißdreck an, was meine Freundin mit mir treibt. Wir erwarten Respekt! Das ist kein Porno, sondern ein Polizeiauto. Das zahlt der Staat, ich zahle Steuern und Rundfunkgebühren, somit gehört dieser Wagen uns. Und wir Frauen sind in der Überzahl, also bestimmen wir die Spielregeln. Du – du bist raus, und meldest gar nix, sonst scheppert es noch mal zwölfe, kapiert?«
    Krysztof hielt sich die Backe und sah zu Ewa. »Wenn deine Wildkatze weiter so sexy schimpft, krieg ich hundertpro einen Ständer.«
    Nach diesem Statement kassierte der Lüstling noch eine Runde Prügel, absolut verdient, dann entriegelte Frau B. das Auto. Mit zittrigen Knien verließ Jule die Rückbank und inspizierte als Erstes den Asphalt. Nanu, wo lagen die Verletzten? In ein paar Metern Entfernung entdeckte sie unversehrt Arnie und Froschauge. Die Polizisten drehten ihnen den Rücken zu, als ginge ihnen die Flucht des pullernden Polen und der ach so kriminellen Schizophrenen am trägen Beamtenhintern vorbei. War das zu glauben nach dem ganzen Theater? Während sich Jakub eine Zigarette ansteckte, bügelte Piotr mit den Fingern durch seinen verhunzten Topfschnitt und hielt seine zuckenden Gesichtszüge nur mühsam im Zaum.
    »Kein Kommentar.« Ewa knöpfte ihre Bluse zu, während Jule verstohlen ihren feuchten Slip unter der Jeans zurechtzuppelte.
    »Kinder, Kinder.« Piotr seufzte. »Was hat euch bei der Aktion bloß geritten?«
    »Sie sich. Na ja, sie haben es probiert«, warf Krysztof ein, und es hagelte Hiebe. Ewa drosch von links, Jule boxte von rechts. Krysztof gluckste unbelehrbar dazwischen.
    Tja. Was sollten sie zu ihrer Verteidigung auch sagen?
    »Tesknotta«, rutschte es Jule über die Lippen.
    »Tęsknota.« Ewa nahm ihre Hand.
    Sehnsucht . Das Wort für alle Fälle, und alle Polen strahlten. Thema vom Tisch. Die Truppe setzte sich in Bewegung.
    Jule wandte sich an Piotr. »Wie hast du die Bullen eigentlich weichgeklopft?« Ohne sie

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