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Violette Bescherung

Violette Bescherung

Titel: Violette Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Hueller
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abgelaufen ist, Jule. Dass er Schluss gemacht und dir das Herz gebrochen hat. Nicht umgekehrt. Vielleicht würde das die gesamte Situation ändern. Sie ergreifen Partei für dich und gehen zukünftig auf Distanz zu deinem Ex, der …«
    »Drauf geschissen. Macht keinen Unterschied, glaub mir.«
    »Sicher?«
    »Ewa, ich kenne meine Familie! Sie lieben meinen Ex einfach. Weihnachten, ey, die ganze Bescherung wird ein einziger Krampf. Was sollen mir meine Eltern schenken? Alle Jahre wieder gab es ein Essensgutschein für mich und meinen Freund. Vom Griechen, drei Dörfer weiter. ›Kinder, gönnt euch mal was Gutes. Jule hat es ja nicht so mit dem Kochen.‹ Wie toll. Besten Dank, Mama.« Jules Kopf glühte, als brütete sie in einer Trockensauna. Alter Finne, wurde die Luft unter der Decke stickig.
    »Dein Freund war jedes Jahr dabei?«, fragte Ewa irgendwann.
    »Na sicher. Heiligabend im Hause Schweitzer. Am ersten Weihnachtsfeiertag sind wir dann zu seiner Familie. Von seiner Mutter bekam ich Kochbücher. Jippi. Als würde ich dieses Braten-Knödel-Gedöns in diesem Leben noch lernen. Die gute bayrische Küche. Pfff. Falls du Interesse hast, die Bücher müssten alle irgendwo auf dem Dachboden liegen. Noch eingeschweißt und … boah.« Sie keuchte. »Sag mal, ist nur mir so heiß?«
    »Nein.« Ewa klappte schlagartig die Decke zurück.
    Wie Ertrinkende schnappten sie nach Luft und atmeten laut in die Stille, bis der innere Hitzepegel fiel und Ruhe in ihre Körper zurückkehrte. Willkommen in der Realität. In welcher auch immer. War der Spuk vorbei? Oder spielten sie immer noch Advent im Mai?
    »Willst du … möchtest du …«, druckste Jule herum. »Willst du die Weihnachtsshow noch durchziehen?«
    »Sofern du an Bord bist, ja. Alleine wäre das echt …«
    »Ssscht.« Jule legte Ewa die Hand auf den Mund. »Sag bitte nichts. Es tut mir leid. Ab jetzt reiße ich mich am Riemen, versprochen. Wir machen alles, wie du es befiehlst. Deal?«
    Ewa befreite ihre Lippen. »Welche Plätzchen isst du am liebsten?«
    »Keine. Ich stehe nicht auf Süßkram, Ewa. Weißt du doch.«
    »Und damals? Als Kind?«
    »Butterplätzchen«, rutschte es Jule heraus. »Sorry. Der langweiligste Klassiker ever. Lag allein an den bunten Zuckerstreuseln, weil die so geknistert haben beim Draufstreuen, verstehst du? Bei der Sternform konnte man später jeden Zacken einzeln abknabbern. Das ging bei Glocke und Herz nicht, keine Chance, höchsten noch bei der Tanne. Nur hat unser Hund damals in dieses Förmchen mal Dellen reingebissen und seitdem … äh.« Jule hob den Kopf. »Süße, wo willst du hin?«
    Ewa streckte ihr die Brille entgegen. »Komm mit.«

Freitag, 23:06 Uhr

    Déjà-vu. Die Küche hatte sie wieder. Ewa stöberte wortlos in Schränken und Schubladen. Jule hob das Lichterkettenknäul vom Boden und ließ sich auf einen Stuhl plumpsen. Beobachterposten. Und nicht vergessen: lächeln, lächeln, lächeln. Mehr Auftrag hatte sie einfach nicht. Ihre Hand ging zur Weinflasche, da traf sie ein ruppiger Klaps.
    »Auaha!« Sie jaulte auf und hielt sich die Finger. »Boah Bogacz, geht’s noch? Was habe ich denn verbrochen?«
    »Nichts. Eben. Mach dich nützlich.« Ewa zeigte auf ein Mehlpaket. »Tüte auf und dann durch dieses Sieb in diese Schüssel.« Rums, landete das entsprechende Küchenequipment vor Jule auf der Tischplatte.
    »Oh-o-okay.« Jule rückte heran. »Und wie viel?«
    »Mach mal 500 Gramm.«
    »Gut.« Sie wischte sich eine Strähne aus der Stirn. »Äh … Messbecher? Hast du einen? Meiner ist vor Jahren beim Umzug krepiert und eine Küchenwaage besitze ich nicht, und …«
    »Heißer Tipp.« Ewa grinste. »Da 1000 Gramm auf der Tüte steht, nimmst du die Hälfte.«
    »Wie witzig, Fräulein.« Jule verdrehte die Augen. »Soweit komme ich mit Mathe auch. Doch einmal kurz getattert und schon siebe ich 530 Gramm oder 580 oder 612 oder …«
    »Total egal.«
    »Aber es verfälscht das Rezept.«
    »Welches Rezept?« Ewas Augen funkelten, als sie messerschwingend den Butterblock in mehrere Dreiecke zerlegte. »Wir backen nach Gefühl.«
    Toller Ansatz. Das erklärte im Nachhinein so manchen furztrockenen Grummelknubbel in Jules Biografie, trotz vorheriger Lektüre des Guglhupfrezepts. Mit Gefühl verkackt. Nun gut. Vielleicht taugte sie wenigstens als Ewas Sidekick. Aufgabenteilung wie im Comic. Robin hielt den Rand und wartete auf Rührbefehle, während Batman heldenhaft Zitronen eliminierte und ihre Schalen zerrieb. Hätte es

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