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VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)

VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)

Titel: VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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tatsächlich so weit. Ich erstarrte wie ein Reh, das einen Kojoten wittert.
    » Wir sind nicht an unserem Platz!« Whitney spähte durch die Tür und klang entsetzt. » Alle sitzen schon!«
    » Hier entlang geht es zur Treppe«, sagte Kit. » Wir brauchen uns gar nicht durch den Saal zu drängeln.«
    » Dann los!« Whitney schob mich mit beiden Händen den Korridor entlang und um die Ecke zur Haupttreppe.
    Die anderen Debütantinnen hatten sich bereits aufgestellt wie eine Prozession von Schwänen und wurden von Vätern und Eskorten flankiert. Schnatternd und kichernd, standen sie nervös auf der ganzen Treppe bis hinunter in die Eingangshalle.
    Ein dicker Vorhang war vor die Tür gezogen worden und versperrte den Blick in den Ballsaal. Vorn entdeckte ich Ashley. Madison und Courtney befanden sich weiter hinten in der Reihe.
    Eine Frau, die Hektik ausstrahlte, erblickte mich und winkte meine Gruppe nach vorn zur Spitze der Schlange. Drinnen legte die Rednerin eine Pause ein, weil applaudiert wurde.
    » Vergiss mir nur nichts.« Whitney zupfte an mir herum, klebte ausgerissene Haare mit Spucke fest und wischte Flecken weg. » Du gehst in gemessenem Schritt den Laufsteg entlang, dann drehst du dich um und knickst. Anschließend kommt dein Vater zu dir und begleitet dich ans Ende des Laufstegs zurück.«
    Wie ein Showpony. Dann drangen die Worte in meinen Kopf vor.
    » Knicks? Kannst du das noch einmal sagen?«
    Whitneys Augenbrauen flogen in die Höhe. » Sie haben dir beim Cotillion doch die Saint-James-Verbeugung beigebracht? Nicht, dass du hier einen Texas Dip vorführst. Solche übertriebenen Knickse sind bei uns nicht üblich!«
    » Saint James…? Wer? Was?« Panik erfasste mich.
    Whitney drehte sich mit Schrecken in den Augen zu Jason um. Hinter mir hörte ich Ashley kichern.
    » Das ist nicht drangekommen«, antwortete Jason bestürzt. » Die haben wohl gedacht, wir würden sie kennen. Jeder kennt die Saint-James-Verbeugung.«
    Whitney kniff die Augen zu.
    Hinter dem Vorhang kam Unruhe auf, während die nächste Frau ans Mikrofon trat.
    » Leute!« Hi hatte durch den Vorhang gespäht. » Botox-Lady ist oben. Ich glaube, du bist gleich dran.«
    Shelton wippte auf den Fußballen vor und zurück. Ben sah mich hilflos an.
    Ich wusste, in diesem Gebäude befand sich eine Bombe. Ich wusste, angesichts der Gefahr war der Ball absolut nebensächlich. Aber im Moment hatte ich mehr Angst davor, mich öffentlich zum Narren zu machen, als vor allen Hinterhältigkeiten des Spielleiters.
    Whitney riss die Augen auf.
    Sie packte mich an der Schulter. » Pass auf!« Dann trat sie zurück, holte tief Luft und setzte ein strahlendes Lächeln auf. » So.«
    Demütig senkte sie das Kinn, beugte die Knie, setzte einen Fuß hinter den anderen und fächerte einen eingebildeten Rock mit einer Hand auf. Anmutig senkte sie den Kopf, hielt einen Moment inne und erhob sich wieder. Das Lächeln in ihrem Gesicht wankte nicht eine Sekunde lang.
    Eine ziemliche Leistung in dem engen Kleid. Die Marshals grinsten bewundernd.
    » Kapiert?«, zischte Whitney und rang die Hände.
    » Kannst du es mir noch einmal zeigen?«
    Wieder Applaus aus dem Saal. Dann hörte man das Scharren von Stühlen.
    » Keine Zeit.« Whitney deutete mit dem Kopf auf Ben und Jason. » Welcher Marshal eskortiert dich?«
    » Was?« Langsam wurde es mir zu viel.
    Whitney musste sich arg zusammenreißen, damit sie nicht schrie. » Einer muss deine Hand von Kit in Empfang nehmen und dich aus dem Saal führen. Welcher? Von den beiden? «
    » Ich weiß nicht… ich habe nicht…«
    Mein Blutdruck erreichte seinen absoluten Rekordstand. Ich schwankte. An den Rändern meines Sichtfelds flimmerten Punkte.
    Ben trat vor und packte mich am Ellbogen. » Jason eskortiert sie.«
    Ich bekam kein Wort heraus und dankte ihm mit einem Blick.
    » Du machst das schon«, flüsterte Ben und tätschelte meine Hand. » Stell sie dir nur einfach alle in Unterwäsche vor.« Ich prustete wenig damenhaft.
    Ben wandte sich an Jason. » Du weißt, wie es läuft. Mach’s gut.«
    Jason nickte und stellte sich zu mir.
    Ich wagte einen Blick auf die Schwanenseeparade hinter mir. Ashley schenkte mir ihr boshaftes Raubtierlächeln, was mir verriet, warum sie mich als Erste hatte gehen lassen. Sie hoffte inständig, ich würde mich bis auf die Knochen blamieren.
    Durch diese Erkenntnis erlangte ich seltsamerweise die Fassung zurück.
    » Hingehen, umdrehen, knicksen, auf Kit warten.« Ich richtete mich auf,

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