VIRALS - Jeder Tote hütet ein Geheimnis: Band 3 (German Edition)
Stockwerke, vielleicht sogar fünf.«
» Diese Häuser sind der Wahnsinn.« Sheltons Kopf fuhr hin und her. » Mein Dad könnte sich hier nicht einmal einen Parkplatz leisten.«
» Sei froh«, meinte Ben, mürrisch wie immer. » Je weniger Zeit wir bei diesen blaublütigen Pennern verbringen, desto besser.«
Selbst in dieser eleganten Gegend stach das Haus von Chance’ Familie heraus. Es stand unter Denkmalschutz, da es die größte Privatresidenz in South Carolina war. Nach dem Vorbild eines italienischen Landhauses aus dem 19. Jahrhundert entworfen, verfügte das Hauptgebäude über vierzig Zimmer, vierundzwanzig Kamine und sechzig Badezimmer. Das Ganze befand sich auf einem Grundstück von 8000 Quadratmetern, und das alles in bester Innenstadtlage. Ein Heim, dessen sich Könige nicht schämen müssten.
Wir blieben vor einem verzierten Eisentor in einer drei Meter hohen, stachelgekrönten Mauer stehen. Die Schmiedearbeit zeigte das Wappen der Familie Claybourne: ein grauer Schild mit drei schwarzen Füchsen in schwarzen und roten Weinranken.
» Meine Familie braucht auch dringend ein Wappen«, meinte Hi. » Damit man gleich sieht, was es heißt, ein Stolowitski zu sein.«
Shelton lachte. » Vielleicht eine Pizza mit Käserand?«
Ich hob die Hand. » Alle fertig?«
Keine Antwort. Zumindest jammerten sie nicht mehr.
Ich betrachtete das Schweigen als Zustimmung und klopfte an die massive Metalltür neben dem Tor. Es dauerte nur Sekunden, bis ein Riegel zurückgezogen wurde und die Tür aufging.
» Ja?« Der Wachmann war schlank, Mitte vierzig, hatte grau meliertes Haar und sah aus wie ein Ex-Polizist. Kein Namensschild. Er wirkte nicht gerade glücklich über unseren Besuch.
» Hallo!«, sagte ich unter Zuhilfenahme meines strahlendsten Lächelns. » Wir möchten zu Chance.«
» Habt ihr einen Termin?« Streng.
» Nein, aber wir sind seine Klassenkameraden von der Bolton Academy.« Ein bisschen dick auftragen hatte noch nie geschadet. » Wir haben gehört, dass Chance wieder zur Schule kommt, und wir wollten ihn bei den Griffins herzlich willkommen heißen!«
Hi schnaubte und hielt sich die Hand vor den Mund, als würde er husten. Mein Grinsen klebte mir unveränderlich im Gesicht.
» Mister Claybourne empfängt keinen Besuch.« Der Wachmann klang gelangweilt. » Ihr könnt mir eure Namen dalassen, aber lungert hier nicht auf der Straße herum.«
» Aber wir vier kennen Chance schon lange«, sagte ich rasch. » Sind Sie sicher, dass wir nicht…«
» Absolut sicher. Ihr könnt ja einen Termin ausmachen.«
Grrr. » Könnten Sie Chance bitte sagen, dass Tory Brennan da war? Zusammen mit Hi Stolowitski, Ben Blue und Shelton Devers.«
Ich zögerte. Sollte ich noch etwas hinzufügen? » Wir würden uns gern mit ihm unterhalten, wenn es ihm passt. Außerdem haben wir etwas für ihn.«
» Danke.« Die Tür schloss sich mit lautem Krachen.
» Du hättest ihm einen weiteren Preis für humanes Engagement verleihen sollen«, stichelte Hi. » Letztes Mal hat es funktioniert.«
» Ach, halt’s M…« Mich so abblitzen zu lassen– das konnte ich gar nicht leiden. Mein Hirn lief auf Hochtouren, lieferte jedoch keine zielführenden Ergebnisse. Also blieb nur eins: Jetzt war Chance am Zug.
» Verziehen wir uns.« Ben hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. » Wir sollten uns lieber mit den Hinweisen des Spielleiters beschäftigen und nicht unsere Zeit verschwenden …«
Urplötzlich öffnete sich das Tor wieder. Der Wachmann streckte den Kopf heraus, entdeckte mich und atmete sichtlich auf.
» Es tut mir unendlich leid, Miss Brennan!« Er kam auf den Gehsteig. » Ich heiße Saltman und bin hier noch neu, daher habe ich das Verzeichnis noch nicht im Kopf. Natürlich sind Sie herzlich willkommen. Ich werde Mister Claybourne sofort unterrichten, dass Sie da sind.«
Saltman drehte nervös die Mütze in den Händen. » Wäre es vielleicht möglich, die kleine Verwechslung nicht zu erwähnen, Miss? Ich habe mich einfach nur geirrt.«
Ich versteckte meine Überraschung hinter einem großzügigen Wink. » Aber sicher doch.«
Was redete er da eigentlich? Ich setzte alles auf eine Karte. » Und ich stehe auf der Liste?«
Saltman nickte wie ein Wackeldackel. » Oh, gewiss, Ma’am! Die Anweisungen sind klar: Keine Besucher, es sei denn, sie haben einen Termin. Nur Miss Brennan darf zu jeder Tages- oder Nachtzeit vorgelassen werden.« Er lächelte diskret. » Sie müssen Mister Claybourne sehr viel
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