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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gehängt?«
    Meine Augen wandten sich wieder der Leinwand zu. Diese unerschrockene, verwegene Frau soll am Galgen geendet sein?
    Angesichts meiner Betroffenheit lachte Brincefield in sich hinein.
    » Wer weiß das schon?«, entgegnete er. » Nach dem Prozess ist sie jedenfalls aus ihrer Gefängniszelle verschwunden.«
    » Verschwunden?«
    » Puff!« Er machte eine vielsagende Handbewegung. » Weg war sie.«
    » Es ist also nicht sicher, dass sie gehängt wurde?«
    Brincefield zuckte die Schultern. » Es gab auf jeden Fall Gerüchte. Manche sagen, sie sei entkommen. Hat ihren Schatz ausgegraben und ein Leben im Luxus geführt. Vielleicht sogar hier in Charleston.«
    » Einen Schatz?«
    » Ich dachte mir schon, dass Sie das interessieren könnte.« Brincefields Lippen umspielte ein feines Lächeln. » Die Legende besagt auch, dass noch ungeheure Reichtümer vergraben sind. Ein Vermögen. Niemand hat es je gefunden.«
    » Wirklich?«
    » Absolut. Hunderte haben danach gesucht, doch ohne Erfolg. Manch einer ist nie zurückgekehrt.« Brincefields Blick ging ins Leere. » Mein älterer Bruder Jonathan war einer von ihnen«, fügte er mit wehmütiger Stimme hinzu.
    Obwohl ich neugierig war, wollte ich ihn nicht zum Weitererzählen drängen. » Das tut mir sehr leid.«
    Im nächsten Moment war Brincefield wieder bei der Sache. » Das ist schon lange, lange her. Es war in den Vierzigern. Jonathan war fast zwanzig Jahre älter als ich, und ich habe ihn nur selten gesehen.«
    Der alte Mann schlenderte ans Fenster und ließ seinen Blick über den Hafen schweifen. Boote glitten vorüber. Möwen tauchten im Sturzflug ins Wasser ein. Es war ein wundervoller Nachmittag.
    Doch ich nahm ihn kaum wahr.
    Eine Idee ergriff von mir Besitz. Eine verrückte Idee.
    Ich wollte Brincefield über Anne Bonnys Geschichte ausquetschen. Ihm jedes Detail aus der Nase ziehen. Ich konnte nur noch an eines denken.
    Ein Piratenschatz käme wie gerufen!
    Aber Brincefield schien das Interesse an dem Thema zu verlieren. Da ich keine schmerzhaften Erinnerungen heraufbeschwören wollte, blieb ich stumm. Doch nahm ich mir vor, an anderer Stelle Recherchen anzustellen.
    Schließlich fuhr der alte Mann fort.
    » Jonathan war total auf Anne Bonnys Schatz fixiert«, sagte er. » Hat ständig davon gesprochen. Die Erwachsenen betrachteten das als fixe Idee von ihm. Irgendwann hat er nur noch mit mir darüber geredet.« Brincefield betrachtete seine Hände und kaute auf seiner Unterlippe. » Dann war er eines Tages plötzlich verschwunden. Ich habe ihn nie wieder gesehen.«
    » Tut mir leid.«
    Das hörte sich ziemlich lahm an, doch ich meinte es ernst. Ich wusste, was es bedeutet, jemand aus der Familie zu verlieren. Tag für Tag zu vermissen. Das ist grausam. Es reißt ein Loch in dein Leben.
    » Genug davon.« Brincefields Lächeln war wieder da. » Der Schatz! Er soll Millionen wert sein! Und angeblich direkt hier in Charleston vergraben sein.«
    Bitte? Das kann doch wohl nur ein gigantischer Witz sein.
    Ein verlorener Schatz. Unermesslich wertvoll. Vielleicht hier in Charleston.
    Wider alle Vernunft hatte ich Feuer gefangen.
    » Wo in Charleston?«, fragte ich so beiläufig wie möglich.
    Brincefield lachte. » Endlich mal ein junger Mensch, der sich für Geschichte interessiert!«
    » Irgendjemand muss den Schatz doch mal finden«, sagte ich. » Warum nicht ich? Wenn der irgendwo da draußen vergraben liegt, dann ist er freies Eigentum. Und natürlich von historischem Interesse«, fügte ich rasch hinzu.
    » Tja, warum soll er nicht irgendwann gefunden werden…«
    » Wo kann ich mehr darüber erfahren? Gibt es Bücher? Irgendwelche Hinweise auf das Versteck?«
    » Ich denke schon.« Eine Spur reservierter. » Ist aber wohl ein aussichtsloses Unterfangen. Schließlich ist es in all den Jahren niemandem gelungen, irgendwas zu finden.«
    » Aber Sie haben doch von Gerüchten gesprochen«, beharrte ich. » Wo kann ich mehr über diese Geschichte erfahren?«
    » Ach, hier und dort.« Brincefields Hände verschwanden in seinen Hosentaschen.
    Seltsam. Eben war er noch so engagiert gewesen.
    Okay, ich wollte den alten Kerl nicht länger belästigen. Wenn ich eine Sache gut kann, dann alten Schmutz ans Tageslicht zu zerren. Ich konnte es kaum erwarten, damit anzufangen.
    Zum ersten Mal seit Kits schrecklicher Nachricht sah ich einen Silberstreif am Horizont. Wenn auch in weiter Ferne.
    In nahezu unerreichbarer Ferne. Ein Piratenschatz? Selbst ich konnte die Sache

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