Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
nicht richtig ernst nehmen. Das war doch lächerlich. Total abwegig. Eine Abenteuergeschichte für Fünfjährige.
    Doch zumindest hatte ich jetzt ein Ziel. Und jeder Plan, wie weit hergeholt er auch sein mochte, war besser als kein Plan. Stimmt’s?
    Schritt 1: So viel wie möglich über Anne Bonny in Erfahrung bringen.
    » Danke für die Geschichtsstunde, Mr Brincefield. Ich werde mich bei nächster Gelegenheit mit Miss Bonny beschäftigen. Scheint eine sehr interessante Frau gewesen zu sein.«
    » Wirklich?« Brincefield machte plötzlich einen bestürzten Eindruck. » Wie war noch gleich Ihr Name?«
    » Tory Brennan. War nett, Sie kennenzulernen. Und danke nochmals.«
    » Ja, natürlich«, entgegnete er zerstreut.
    Darauf bedacht, sofort loszulegen, machte ich mit meinem iPhone rasch ein Foto des Gemäldes und eilte aus der Tür.

KAPITEL 10
    Für einen langen Moment starrte Rodney Brincefield ins Leere.
    Das Mädchen war verschwunden.
    Er fürchtete, einen gewaltigen Fehler gemacht zu haben.
    Warum habe ich ihr von Jonathans Schatz erzählt?
    So dachte Brincefield immer noch, nach so vielen Jahren. Obwohl Jonathan nie etwas von Teilen gesagt hatte.
    Brincefield stand stocksteif da. Doch in Gedanken kehrte er in seine Jugend zurück.
    Armer Jonathan.
    Heute nannten sie es Körperbehinderung. Klumpfuß. Nicht so schlimm, dass es ihn am Gehen gehindert hätte, doch schwerwiegend genug, um ihm die Aufnahme in die Armee zu vermasseln.
    Jonathan war am Boden zerstört gewesen. Er wollte gegen die Nazis kämpfen. Hatte sich mit den anderen nicht behinderten Männern beworben. Brincefield konnte sich erinnern, wie niedergeschlagen sein Bruder gewesen war, als er erzählt hatte, dass er nicht dienen durfte. Dass man ihn zurückgewiesen hatte.
    Die Entscheidung des Militärs hatte mächtig an ihm gezehrt. Hatte ihm sein Selbstbewusstsein geraubt. Seine Männlichkeit.
    Wochenlang hatte Jonathan sich geweigert, den Bauernhof zu verlassen. Hatte eine Flasche nach der anderen geleert. Brincefield hatte um das Leben seines Bruders gefürchtet.
    Bis zu dem Tag, an dem sie von der Geschichte Anne Bonnys erfuhren. Von diesem Tag an änderte sich alles.
    » Völlig besessen«, flüsterte Brincefield.
    Jonathan war vom Piratenschatzfieber gepackt worden. Konnte an nichts anderes mehr denken. Niemand hatte es verstanden.
    Niemand außer Rodney Brincefield. Er wusste, welche Qualen sein Bruder litt. Dass er unbedingt Anne Bonnys Schatz finden musste, um seine Blamage auszubügeln. Um allen zu beweisen, dass er doch etwas taugte.
    Monatelang sprach Jonathan über nichts anderes. War ständig unterwegs, um an Gerüchte oder Hinweise heranzukommen, wo sich der Schatz befinden könnte.
    Alle dachten, er hätte den Verstand verloren.
    Ich war der Einzige, der ihm zugehört hat, dachte Brincefield. Ich war sein Resonanzboden. Sein Vertrauter. Acht Jahre alt und schon süchtig. Der Schatz beherrschte auch meine Gedanken.
    Brincefield stand das Bild klar vor Augen. Der kleine Junge und sein bewunderter großer Bruder. Ihre aufregenden Gespräche in der alten Scheune hinter dem Bauernhof. Anne Bonny war das Thema, das ihren Altersunterschied auslöschte. Die Brücke, die sie stärker miteinander verband als ihr gemeinsames Blut.
    Es waren die glücklichsten Tage in Brincefields Kindheit.
    Dann, eines Tages, verschwand Jonathan.
    Er wollte einer heißen Spur folgen. Witterte eine Sensation. Er machte keine Andeutungen über das Ziel seiner Reise, sagte nur, dass er » näher dran« sei als je zuvor.
    Brincefield sah ihn nie wieder.
    Keiner sah ihn je wieder. Alle nahmen an, der verrückte Kerl mit dem Klumpfuß sei schließlich verzweifelt und habe sich das Leben genommen. Beileidsbekundungen gingen ein, eine Messe wurde gelesen, dann ging alles wieder seinen gewohnten Gang.
    Nicht für Brincefield. Er wusste es besser. Der Schatz war Jonathan einfach zu wichtig gewesen. Er hätte niemals geruht, bis er ihn gefunden hätte. Brincefield spürte einen Schmerz in seiner Brust. Er war immer noch so stark wie vor fünfzig Jahren. Die Ungewissheit war furchtbar. Er kniff die Augen zusammen.
    » Jonathans Schatz«, sprach Brincefield zu dem leeren Speisesaal.
    Der alte Mann wandte sich vom Fenster ab.
    » Jonathans Schatz«, wiederholte er. Leise, aber entschieden.
    » Mein Schatz.«
    Er zog seine Fliege gerade und verließ den Raum.

KAPITEL 11
    » Ich sag dir, in Charleston hat’s von Piraten nur so gewimmelt.«
    Coop richtete ein Ohr auf, wandte

Weitere Kostenlose Bücher