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VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit

Titel: VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Kutscherhaus aus dem 19. Jahrhundert, das heute ein exklusives Hotel beherbergt. Am Marion Square bogen wir rechts ab und waren wenige Blöcke weiter am Ziel.
    » Hier«, sagte ich. » Das hässliche Gebäude.«
    Das 1773 gegründete Charleston Museum ist das älteste Museum der Vereinigten Staaten. An der Meeting Street gelegen, markiert es das nördliche Ende der Museumsmeile, einer Ansammlung von Parks, Kirchen, Museen und bekannten historischen Gebäuden. Nicht zu vergessen den Old Market und die City Hall.
    » Ziemlich öder Schuppen«, bemerkte Ben mit Blick auf die Fassade.
    Ben hatte recht. Das zweistöckige Bauwerk zählt nicht gerade zu Charlestons architektonischen Prunkstücken. Ein monotoner Klotz aus den späten 70er-Jahren, der langweiligen Backstein mit braunen Farbflächen verbindet. Er erinnerte eher an eine staatliche Highschool als an eine historische Sehenswürdigkeit.
    » Die Exponate sind echt sehenswert«, sagte Shelton. » Ich war mal mit meiner Mom hier. Viele naturgeschichtliche Sachen aus der Gegend, vor allem von der Küste.«
    » Schaut mal da vorne.«
    Hi zeigte mit ausgestrecktem Arm auf eine riesige kohlschwarze Eisenröhre, die in der Sonne funkelte. Sie war bestimmt zehn Meter lang und mit unzähligen Metallnieten gespickt. Oben ragten zwei Einstiegsluken empor. An einem Ende war eine lange Holzstange mit abgerundeter Metallspitze befestigt.
    Ein rotwangiger Mann mit Hawaiihemd stellte seine Frau neben dem Monstrum in Positur und begann, Fotos von ihr zu machen. Wir ließen sie ihre Kodaksession beenden.
    » Was ist das?«, fragte ich.
    » Ein Nachbau der H. L. Hunley.« Shelton natürlich, wer sonst? » Ein U-Boot der Südstaaten aus der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs.«
    » Da waren Leute drin? Unterwasser? Vor 150 Jahren?« Hi schauderte. » Vielen Dank, nicht mit mir.«
    » Hat ja letztlich auch nicht geklappt«, sagte Ben. » Die richtige Hunley haben sie 1995 gefunden.«
    » Wo?«
    » Auf dem Grund des Hafens. Die Besatzung war noch an Bord.«
    » Aber die Hunley hat ihren Auftrag trotzdem erfüllt.« Shelton las von dem kleinen Schild ab, das sich neben dem Nachbau befand. » Das erste U-Boot, dem es gelang, ein feindliches Schiff zu versenken. Diese Ehre gebührt ihr.«
    Auf einem Ständer lagen Broschüren des Museums. Hi nahm sich eine und begann sofort zu blättern.
    » Oh!«, rief er aus. » Das Museum hat die größte Tafelsilbersammlung von ganz Charleston. Das ist ja ein Ding! Und eine Abteilung ist den Frauenkleidern des 18. Jahrhunderts vorbehalten. Wie aufregend!« Er lief in gespieltem Eifer dem Eingang entgegen. » Das darf ich mir keinesfalls entgehen lassen.«
    » Es gibt auch eine Piratenabteilung!«, rief ich ihm nach. » Klugscheißer.«
    Drinnen sorgte die Lüftungsanlage dafür, dass meine Arme und Beine sofort von einer Gänsehaut geziert wurden. Ich hatte gar nicht an den absurden Klimatisierungswahn mancher Museen gedacht. Ich kam mir vor wie in einem riesigen Kühlhaus.
    Hoch über mir schwebte eine Anordnung monumentaler Knochen. » Was ist das denn?«, wollte ich wissen.
    » Das vollständige Skelett eines Atlantischen Nordkapers. Dieser Wal gehört zu den absonderlichsten Meeresgeschöpfen«, las Shelton von einer Tafel ab. » 1880 ist er in das Hafenbecken von Charleston geschwommen und nie wieder herausgekommen. Das nennt man Pech.«
    » Irgendwo hier befinden sich die Überreste einer ausgestorbenen Krokodilart, über 25 Millionen Jahre alt«, gab Hi bekannt. Er deutete vage hinter das Walskelett. Dann machte er plötzlich große Augen und verschränkte seine Hände vor der Brust. » Darf ich sie ansehen, Mami? Oh bitte bitte bitte!«
    » Aber natürlich.« Ich machte eine großzügige Handbewegung. » Viel Spaß. Aber lass dich nicht von fremden Leuten ansprechen.«
    Hi zwinkerte, bevor er sein Fossil ansteuerte. Ben, Shelton und ich wandten uns an den hell erleuchteten Informationsschalter.
    » Kann ich euch helfen?« Ein Plastikschildchen wies die junge Frau als wissenschaftliche Mitarbeiterin Sallie Fletcher aus.
    Sallie war ihrer Stellung gemäß angezogen. Schwarze Strickjacke. Weißer Rollkragenpullover. Grauer Tweedrock. Doch abgesehen von der Kleidung war nichts an ihr bieder.
    Sallie war hübsch, mit elfenhaften Zügen und kurz geschnittenen, schwarzen Haaren, die modisch verstrubbelt waren. Eine zarte Gestalt, die kaum fünfzig Kilo wiegen mochte.
    » Ihr kommt bestimmt wegen der Strickausstellung.« Sallies Karamellaugen

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