VIRALS - Nur Die Tote Kennt Die Wahrheit
Wenn ihr nicht mitkommt, dann geh ich eben allein.«
Die Jungs brabbelten wild durcheinander.
» Jetzt sei doch nicht so dramatisch!« Hi.
» Du kannst nicht allein gehen.« Ben.
» Irgendjemand muss dir zumindest den Rücken freihalten.« Shelton.
Doch ich ließ mich nicht aufhalten. Ob verrückt oder nicht, ich hatte keine Lust mehr auf ewige Diskussionen. Ich spürte, dass wir dem Schatz schon ganz nah waren. Auf keinen Fall würde ich die Sache eine weitere Nacht aufschieben.
» Es gibt nur einen Weg durch die Mauer«, sagte ich. » Wir müssen sie einreißen. Aber das geht natürlich nicht während der Tour.«
Mürrische Gesichter, aber kein Widerspruch.
» Wir bringen die Sache jetzt zu Ende oder wir geben auf.« Ich verschränkte die Arme. » Ich habe meine Entscheidung getroffen. Trefft ihr eure.«
***
» Ich geh zuerst.« Ben mit dem Bolzenschneider. » Nach zehn Sekunden kommt Shelton. Nach ihm zählt ihr beiden bis dreißig und rennt dann, so schnell ihr könnt.«
» Ja, so schnell wie möglich von der Straße weg«, bekräftigte ich.
Wir hielten uns hinter einem Juwelierladen versteckt, einen Block südlich vom Exchange Building. In Schwarz gekleidet. Kurz nach drei Uhr morgens.
Ich trug nur meinen Rucksack. Darin befanden sich ein Stift, vier Taschenlampen, eine Wasserflasche, eine elektrische Laterne und Anne Bonnys Karte.
» Wenn Shelton das Schloss nicht schnell knackt, hauen wir ab.« Ben schaute mich durchdringend an. » Keine Widerrede.«
» Ja, okay.«
» Wenn ich auch nur ein Auto sehe, bin ich sofort weg«, sagte Hi. » Schneller als Usain Bolt. Zur Not schwimme ich nach Hause.«
» Ich krieg das Schloss schon auf«, versprach Shelton. » Aber wenn das Gebäude eine Alarmanlage hat…«
Er sprach den Satz nicht zu Ende. Wozu auch. Wir mussten darauf hoffen, dass es mit den Sicherheitsstandards nicht allzu weit her war.
» Treffpunkt ist der Washington Park«, sagte Ben. » Wer den verpasst, kommt gleich zur Sewee.«
» Von allen Dingen, die wir bisher gemacht haben«, sagte Hi, » ist das hier mit Abstand das dümmste. Das wollte ich noch loswerden.«
Ben schloss die Augen, holte tief Luft und eilte um die Ecke.
» Eins… zwei…«
Bei Zehn schoss Shelton los wie der Blitz.
Während ich bis dreißig zählte, wippte Hi auf den Zehen. Endlich, nach einer Ewigkeit, war es so weit.
» Los!«
Wir rannten auf kürzestem Weg zu dem Gebäude.
Erfolg! Das Tor war offen. Hi und ich schlüpften hindurch und zogen es zu.
Ich drehte mich und warf einen prüfenden Blick auf die Straße. Keine Bewegung zu sehen, nirgendwo ein Lebenszeichen.
» Weiter«, keuchte Hi.
Wir liefen die Treppe hinunter. Am unteren Treppenabsatz schwang die Tür auf. Ben winkte uns hindurch und schloss sie hinter uns.
Ich klopfte Shelton auf den Rücken. » Gut gemacht!«
» War ein Kinderspiel.« Sheltons Gesicht war schweißnass. » Okay, Kinderspiel ist vielleicht übertrieben, aber das Schloss war ein Witz.«
Wir knipsten unsere Taschenlampen an.
» Um drei Uhr früh ist es echt unheimlicher hier«, flüsterte Hi.
» Ein bisschen.« Sheltons Stimme zitterte.
Ich konnte nicht widersprechen.
Wir durchquerten das Kellergewölbe und gingen die zweite Treppe hinunter, an deren Fuß wir uns versammelten.
» Abrakadabra!« Drei von uns hatten keinerlei Problem, wie üblich.
KLICK .
» Verdammt…!« Ben kämpfte.
» Versuch dich zu entspannen«, schlug Hi vor. » Lass es einfach zu dir kommen.«
» Entspannen?«, fauchte Ben. » Das klappt doch nie, Vollidiot!«
» Hier rüber!« Ich hatte schon die Stelle an der Mauer entdeckt, wo der Mörtel ein wenig seltsam aussah.
Shelton und Hi eilten an meine Seite. Ben blieb allein.
» Hinter der Wand scheint die Luft sich zu bewegen«, sagte ich. » Helft mal zu drücken.«
Shelton setzte ein Knie auf den Boden. Wir drücken mit vereinten Wolfskräften.
Nichts. Die Steine gaben kein bisschen nach. Ich hatte ein flaues Gefühl im Bauch.
Hi drehte sich um und stemmte seinen Rücken gegen die Mauer. Wir gaben alles. Aber die Wand gab nicht nach.
Das flaue Gefühl in meinem Bauch nahm zu.
» Mist«, keuchte Shelton. » Das Scheißding gibt nicht nach.«
» Lasst uns abhauen«, bat Hi. » Wir versuchen was anderes.«
» Nein«, entgegnete ich. » Wir brauchen Ben.«
» Ben kann gerade nicht«, japste Shelton. » Und wir können ja nicht ewig warten.«
Ich packte Hi an der Schulter. » Mach’s wie immer.«
» Du spielst mit meinem Leben, weißt
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