VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
brachte mich zur Westküste von Morris Island. Ich schaute mich suchend um, erblickte unseren neuen Bunker und ging hinein.
Coop kläffte, als er mich sah, und wedelte wild mit dem Schwanz. Er stellte sich auf die Hinterbeine und wollte mein Gesicht ablecken.
Ich drückte seinen Kopf an mich und versank im warmen Welpengeruch. Dann nahm ich seine Leine und bot ihm ein kleines Tauziehen an. Er ließ sich voller Energie darauf ein.
Für ein paar Minuten gerieten meine Probleme in Vergessenheit. Coop war größer und kräftiger geworden. Immer stärker drängte es ihn in die freie Natur. Gott sei Dank beschränkte er sich auf die unbewohnte Westseite der Insel. Und bisher hatte niemand in unserer Nachbarschaft berichtet, einen freilaufenden Wolfshund gesehen zu haben. Noch nicht.
Coop brauchte ein festes Zuhause und zwar bald.
»Ich kümmere mich darum«, versprach ich ihm. »Du wirst nicht ewig in diesem Bunker sein.«
Ich wäre gern länger geblieben, aber jetzt war nicht die Zeit dazu. Ich machte mich auf den Weg, während Coop sein Frühstück herunterschlang.
Ein weiterer heißer Tag stand uns bevor. Auf halbem
Weg nach Hause war ich schon wieder völlig durchgeschwitzt. Ich funkte die anderen Virals an, sobald mein iPhone wieder ein Signal empfing. Wir trafen uns auf der Rasenfläche vor unserem Wohnhaus.
»Hat einer von euch sturmfreie Bude?«, fragte ich.
Hi hob die Hand. »Meine Eltern sind in der Synagoge und kommen erst gegen Mittag wieder.«
»Okay, dann benutzen wir deinen Computer.«
»Was willst du denn recherchieren?«, fragte Shelton.
»Ich will wissen, wer 1969 Eigentümer von Cole Island war. Vielleicht wusste der Besitzer von den Adlern oder kann uns wenigstens sagen, wer damals noch Zugang zur Insel hatte. Das wäre immerhin ein Anfang.«
»Gute Idee«, sagte Shelton. »Dann können wir das PIS benutzen.«
»PIS?«, fragte Hi. »Was ist das denn? Online-Dating für Nerds?«
»Sehr witzig. Ich rede vom Property Information System. Da kannst du einen Blick ins Grundbuch werfen, dir den genauen Verlauf von Grundstücken ansehen und so weiter. Dort müsste auch stehen, wem Cole Island gehört.«
»Okay, Shelton«, sagte ich. »Ich überlass dir das Feld.«
Wir eilten die Stufen zu His Zimmer hinauf.
»Einen Moment.« Hi räumte Bücher, Geschirr und haufenweise schmutzige Klamotten beiseite, damit wir uns alle irgendwo hinsetzen konnten. »Fühlt euch wie zu Hause.«
»Das ist echt ein Schweinestall hier!« Ben hielt einen fettigen, verschmierten Teller hoch. »Diese Pizza muss ungefähr neun Wochen alt sein.«
»Ach, die hab ich schon überall gesucht!« Hi schleuderte das Pizzastück in seinen Papierkorb. »Schmeckt bestimmt noch lecker, aber ich will lieber nichts riskieren.«
»Würg!« Ben zog sich in die gegenüberliegende Ecke zurück.
»Tut mir aufrichtig leid, Sir!«, sagte Hi in vollendeter Höflichkeit. »Ich war heute Morgen nicht auf Besuch eingestellt. Es steht Ihnen natürlich frei, sich ein anderes Quartier zu suchen.«
»Kommt schon«, sagte ich. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
»Yes, Ma’am.« Hi salutierte. »Sofort, Ma’am!«
Hi fuhr seinen Mac hoch und trat einen Schritt beiseite.
Shelton rief die Homepage des Charleston County auf und klickte auf Grundstücksansicht. Eine Schwarz-Weiß-Karte erschien auf dem Bildschirm.
»Das ist die sogenannte Flurkarte des Großraums Charleston«, erklärte Shelton. »Sie zeigt genau, wo die Grundstücksgrenzen verlaufen.«
»Cole Island liegt südwestlich von Folly«, sagte ich. »Dort, wo der Stono River beginnt.«
»Ich zoome uns mal ran.« Shelton vergrößerte den Ausschnitt, bis die einzelnen Flurstücke sichtbar wurden. Cole Island war als zusammenhängender Grundbesitz ausgewiesen.
»Cole hat nur einen einzigen Besitzer«, sagte Shelton. »Wartet mal, das haben wir gleich.«
Nach einem Mausklick wurden auf der rechten Seite des Bildschirms verschiedene Daten eingeblendet.
»Bingo!« Shelton pfiff kurz und fügte dann mit leiser Stimme hinzu: »Das wird dir nicht gefallen, Tor.«
»Was denn?«
»Cole Island befindet sich in Besitz von Candela Pharmaceuticals. « Er schaute mir in die Augen. »Na, klingelt da irgendwas bei dir?«
»Dieselbe Firma, die Karstens Experiment finanziert hat«,
sagte ich. »Jemand bei Candela hat die Schecks für ihn ausgestellt. «
»Was kann denn Karstens geheimes Parvo-Experiment mit Weißkopf-Seeadlern zu tun haben?«, fragte Hi.
»Oder mit Katherine Heaton?«,
Weitere Kostenlose Bücher