VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
sich zu behalten. Das wollte ich heute Abend gleich ausprobieren.
Unser Plan musste einfach funktionieren. Mehr konnten wir nicht tun.
Tränen stiegen mir in die Augen, als ich an Coops Überlebenschancen dachte.
Stopp. Du willst doch wohl nicht in der Bibliothek losheulen.
Ich sammelte meine Ausdrucke ein und ließ sie in meinem Rucksack verschwinden.
Als ich mich aus dem Internet ausloggte, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Coop war halb Hund, halb Wolf. Wie wirkte sich eine Parvoinfektion auf Wolfshunde aus? Veränderte das die Diagnose?
Ich loggte mich wieder ein. Meine Finger flogen nur so über die Tastatur. Doch nach fünf Minuten hatten sich alle Hoffnungen zerschlagen. Eine Parvoinfektion endete für Wölfe wie Wolfshunde meist tödlich. Coops gemischte Herkunft änderte daran gar nichts.
Entmutigt suchte ich im Internet nach Fotos von Wolfshundwelpen. Die süßen kleinen Racker zauberten ein Lächeln auf meine Lippen.
So hatten sie sich auch in mein Herz geschlichen.
KAPITEL 17
»Was ist denn das für eine Hundeparade?« Die Stimme war nur Zentimeter von meinem Ohr entfernt. »Hast du deswegen etwa die Party verpasst?«
Schon wieder! Setz dich nie mehr mit dem Rücken zur Tür!
Ich blickte weiter auf den Bildschirm, bis meine Stimmenerkennungssoftware den Sprecher identifiziert hatte.
Dann drehte ich mich um.
Jason Taylor stand direkt hinter mir und betrachtete neugierig die Website, die ich mir ansah. Er trug die Standardkluft für die Jungs der Bolton Prep: Marineblaue Sportjacke mit dem Greifvogelmotiv, gestreifte Krawatte, blaues Botton-Down-Hemd, hellbraune Freizeithose und Slipper. Alles natürlich perfekt gebügelt, geknöpft und poliert. Und richtig herum getragen.
Ich schloss Firefox so schnell wie eine Synapse. Aber zu spät.
»Also wenn man im Internet so süße Hündchen anschauen kann, dann verstehe ich natürlich, dass man keine Zeit für Partys hat.«
Mein Mund öffnete sich, doch ich brachte keinen Ton heraus. Was redete der da?
»Na, die Yachtparty.« Jasons Augenwinkel kräuselten sich. »Samstag. Die SMS. Klingelt da irgendwas?«
Natürlich.
Wenn ich manchmal nur nicht so schwerfällig wäre.
»Entschuldige, ich bin gerade etwas durcheinander. Danke
für die Einladung.« Ich versuchte es mit einer geistreichen Bemerkung: »Hast du dich über Wasser halten können?«
»Denke schon. Aber so toll war’s auch wieder nicht. Hast nicht viel verpasst.« Dann wedelte er in spöttischem Ernst mit dem Zeigefinger. »Aber du hättest trotzdem kommen sollen.«
»Zum Yachthafen ist es ziemlich weit für mich.«
»Ich weiß. Und wie ist es derzeit auf der Gilligans-Insel?« Jason ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem eben noch Hi gesessen hatte.
Anscheinend wollte er mich wirklich aufziehen. Ich musste mich daran erinnern, dass er eigentlich zu den netten Jungs gehörte.
»Ein einziges Abenteuer. Und in Mount Pleasant?«
»So wie immer.«
Der Taylor-Clan bewohnte ein Haus im Old Village, einer der exklusivsten Gegenden überhaupt. Zum Anwesen gehörte ein eigener Bootsanleger am Hafen von Charleston. Nicht so schlecht.
Jason zeigte auf den Bildschirm und wechselte das Thema. »Warum hast du die Fotos von den kleinen Wolfshunden angeschaut? Was sind überhaupt Wolfshunde?«
Netter Versuch, Jason. Aber nicht gerade professionelle Detektivarbeit.
Hatten irgendwelche Journalisten vielleicht schon die Story von dem gekidnappten Wolfshundwelpen aufgeschnappt? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Dennoch sollte ich nicht so leichtsinnig sein, mir die Fotos an einem öffentlichen Computer anzuschauen.
Und Jason war durchaus in der Lage, zwei und zwei zusammenzuzählen.
»Ach, weiß auch nicht«, sagte ich mit übertriebener Beiläufigkeit.
Reiß dich zusammen!
»Die Seite ist plötzlich hochgeploppt«, log ich. »Ich habe nur nach allgemeinen Informationen über Wölfe gesucht … für ein Englischreferat.«
Dämliche Ausrede. Mit meinem Improvisationstalent ist es nicht gerade weit her.
Jason verlor sein Interesse. »Schade, dass es kein Bioreferat ist. Dann könnten wir zusammenarbeiten.« Er lächelte mich verschmitzt an.
Oh, oh.
Obwohl Jason im zweiten Highschooljahr war, besuchten wir denselben Biokurs. An meinem ersten Schultag war ich seiner Arbeitsgruppe zugeteilt worden. Als Erstsemester in einem Kurs für Fortgeschrittene zu sitzen, ist echt kein Kinderspiel. Zum Glück waren Hi und Ben im selben Kurs.
Jason war in mehrfacher Hinsicht mein wichtigster
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