VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
weiß nicht, was das für ein Geräusch war. Ich bin einfach weggelaufen.«
»Was ist das für ein Blödsinn!«, fauchte Karsten. »Sie haben überhaupt keine Personen gesehen?«
»Tut mir leid, Sir«, erwiderte Shelton demütig. »Ich habe große Angst im Dunkeln. Fragen Sie meine Mutter.«
»Warum sollten Sie weglaufen, wenn Sie nicht verfolgt wurden?«, fragte Karsten unnachgiebig.
»Wir hatten in der Dämmerung diese Knochen gefunden. Tory hat gesagt, dass sie von einem Menschen stammen, wie gruselig ist das denn? Dann haben wir Geräusche gehört, die von der anderen Seite der Lichtung kamen.« Zum ersten Mal suchte Shelton Blickkontakt mit Karsten. »Was soll ich sagen? Ich bin nun mal eine Memme. Ich hab Panik bekommen und bin weggelaufen.«
»Keine bewaffneten Männer. Keine Pistolenschüsse?« Karsten hob frustriert die Hände. »Sie wollen mir jetzt weismachen, dass Sie von niemand verfolgt wurden? Dass gar nichts passiert ist?«
»Entschuldigung«, murmelte Shelton. »Ich glaube, meine Fantasie hat mir einen Streich gespielt. Und es sind ja auch keine Kugeln gefunden worden, nicht wahr?«
»Wo liegt Ihr Boot normalerweise?«, fragte Karsten.
»An der Charleston City Marina«, antwortete Ben. »Liegeplatz 134.«
»Haben Sie einen Beleg?«
»Nein, das geht über die Fähre.«
»Das Institut zahlt also für Ihren Liegeplatz?«
Ben zuckte die Schultern.
Karsten schwieg für geraume Zeit. Ben wartete. Carl nestelte gelangweilt an seiner Dienstmarke.
»Sind Sie in letzter Zeit krank gewesen?«, fragte Karsten.
»Nein«, antwortete Ben überrascht.
»Haben Sie keine Veränderung an sich gespürt?«
»Nein.« Jetzt klang Ben misstrauisch.
Karsten wechselte das Thema. »Sie haben behauptet, Sie hätten einen menschlichen Schädel gefunden.«
Ben sagte nichts.
Karsten schlug auf den Tisch. »Nun?«
»War das eine Frage?«
»Halten Sie mich nicht zum Narren, Mr Blue. Haben Sie einen Schädel gefunden oder nicht?«
»Es war dunkel.«
Karsten blickte ihn eindringlich an. »War da ein Loch im Schädel, wie Sie zunächst behauptet haben, oder nicht?«
»Ich habe das nie behauptet. Das war Tory.«
»War ein Loch im Schädel?«
»Es war dunkel.«
Karsten sog die Luft zweimal tief durch die Nase ein. In einem Nasenloch pfiff es.
Ben wartete ab.
Carl stellte seine erste Frage an diesem Tag: »Als Sie bei der Hundeausstellung ankamen, was war das Erste, das dann passiert ist?«
Karsten schien von dieser Frage wenig begeistert, lauschte aber gespannt.
Ben kniff die Augen zusammen.
»Wird’s bald?«, mahnte Carl
»Ein Hund lief mir in die Seite. Ich verlor das Gleichgewicht und landete in einer Pfütze. Musste mir bei einem Händler ein hässliches neues T-Shirt kaufen.«
»Was war auf dem neuen Shirt abgebildet?«
Ben zögerte.
Karsten beugte sich neugierig vor und wartete auf einen Widerspruch.
Ben lächelte.
»Irgendein Hund.«
»Das ist alles«, fauchte Karsten.
»Tory Brennan.«
Ich kam natürlich zum Schluss dran. Bestimmt wollte mich Karsten dadurch nervös machen. Aber das würde ihm nicht gelingen.
»Schön, Sie zu sehen. Setzen Sie sich.«
Ich nahm auf dem heißen Stuhl Platz. Ich fühlte mich gut vorbereitet. Wir hatten wie die Bekloppten geübt.
Also, schieß los, du Knilch.
»Bevor wir beginnen, lassen Sie mich eins klarstellen.« Karsten nahm sich die Brille von der Nase und wischte sie mit einem Schlips ab. »Ich weiß, dass Ihre Freunde lügen.«
Schluck.
Karsten hatte die Keule herausgeholt. Das war keine entspannte Befragung, sondern ein knallhartes Verhör.
»Ihre Darlegung war …« Karsten wählte seine Worte mit Bedacht. »Perfekt. Wasserdicht.« Er setzte die Brille wieder auf. »Einstudiert.«
»Ich verstehe Sie nicht.« Was für ein Unschuldslamm. »Wir haben die Hundeausstellung genossen, wenn Sie das meinen.«
Karsten schoss mir durch seine verschmierten Gläser einen Laserblick zu.
»Carl, verlassen Sie bitte den Raum!«
Carl zeigte sich überrascht. »Aber ich wurde von meinem Vorgesetzten instruiert, meine Beobachtungen zu machen.«
»Sofort!« Karsten zeigte auf die Tür. »Sonst können Sie für den Rest Ihrer Laufbahn Affenkäfige sauber machen.«
Kopfschüttelnd schlurfte der Wachmann aus dem Zimmer.
Oh, oh.
Ich machte mich auf den Angriff gefasst. Danke, liebe Schweißdrüsen, für eure Hilfe. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, schlug Karsten einen sanfteren Ton an.
»Ich werde Ihnen nicht auch noch dieselben Fragen stellen,
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