Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden

Titel: VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
der gesamten Schülerschaft angefangen. Mehrere Redner hatten sich endlos über Ernährungsgewohnheiten und unseren Energiehaushalt ausgelassen. Am Ende war ich fast reif für den Arzt.
    Wir vier hatten uns hinten zusammengedrängt, atmeten flach und waren nervös. Schließlich wollten wir nicht sämtliche Mitschüler infizieren.
    Wegen der Schülerversammlung waren beide Lunchpausen zu einem großen Büfett zusammengelegt worden. Biologisch angebautes Gemüse und frei laufende Hühner. Zum ersten Mal in diesem Schuljahr hatte ich mir nichts zu essen mitgenommen.
    Shelton war immer noch elend. Hi ebenso. Keine neuen Symptome, doch die andauernde Krankheit laugte sie völlig aus.
    Auch ich fühlte mich mies, behielt das aber für mich. Zumindest hatte ich kein weiteres Nagetier angefallen.
    Ben wartete am Eingang zur Mensa. Wir betraten sie gemeinsam. Die Schlange war lang, bewegte sich aber rasch. Nachdem wir gezahlt hatten, zogen wir uns an einen Ecktisch nahe des Notausgangs zurück.

    Ich machte mich über das Gemüse her. Karotten. Zuckerschoten. Gebutterter Spargel. Wenn dies hier das Standardprogramm wurde, konnte ich in Zukunft auf mein Lunchpaket verzichten.
    Während ich eine Erbse quer über meinen Teller jagte, hörte ich ein unterdrücktes Stöhnen. Als ich aufblickte, ließ Shelton seine Gabel fallen. Die Hände flogen an seinen Kopf, seine Lider wurden zusammengedrückt.
    »Nein!«, ächzte er. »Nicht hier!«
    »Shelton, ist dir …?«
    Das Klappern von Bens Besteck ließ mich den Kopf drehen.
    Bens Augen schauten ins Leere. Aus einem Mundwinkel schäumte der Speichel.
    »Ben?«, sagte ich sanft.
    Keine Antwort.
    »Hey, Blue!« Ein bisschen lauter.
    Am anderen Ende des Tisches ließ Hi ebenfalls seine Esswerkzeuge fallen.
    »Hühnchen«, flüsterte er. Dann schoss seine Hand nach vorn und wischte das Gemüse vom Teller. Kürbiswürfel und Zucchinischeiben landeten auf der Tischplatte.
    »Hi? Hiram?«
    Doch er hörte mich nicht, sondern griff sich einen Hühnerschenkel, in den er sogleich seine Zähne schlug.
    Neben mir knabberte Ben hingebungsvoll an einer Unterkeule und verschonte dabei weder Fleisch noch Knochen. Der Saft lief ihm über das Kinn und tropfte auf sein Hemd.
    Entsetzt blickte ich mich um. Bisher schien niemand das Drama bemerkt zu haben, das sich an unserem Tisch abspielte. Aber das würde nicht so bleiben. Hi und Ben veranstalteten hier ein Chaos.
    Ich überlegte gerade, was zu tun war, als Shelton seinen
Kopf wild hin und her schüttelte, ein Stück Hühnerbrust zwischen den Zähnen.
    Ich senkte den Blick.
    KLICK.
    Siedendes Öl raste durch meinen Körper. Mein Gehirn sprang aus den Gleisen.
    Oh nein.
    Der Duft des Geflügels war stärker als alles andere. Instinktiv stopfte ich mir ein Stück Fleisch in den Mund. Der Geschmack war unbeschreiblich. Speichel bedeckte meine Zunge.
    Stopp! STOPP!
    Ich kniff die Augen zusammen und bohrte die Fingernägel in meine Handflächen. So heftig, bis es wehtat. Ich musste die Kommandozentrale in meinem Hirn zwingen, wieder die Kontrolle zu übernehmen.
    Ich zwinkerte, um den Schleier vor meinen Augen zu durchdringen, und schaute mich um.
    Die Jungs hatten all ihre Manieren vergessen und rissen das Fleisch mit Händen und Zähnen in Stücke. Dann sah ich es.
    Sheltons Iris schimmerte in einem tiefen Safrangelb.
    Ich blickte zu Hi hinüber, dann zu Ben. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Auch ihre Augen hatten dieselbe goldene Färbung angenommen.
    Allmächtiger Gott!
    Die Jungs schlangen immer noch besinnungslos das Fleisch hinunter, ohne zu ahnen, welches Massaker sie dabei veranstalteten. Ich musste etwas tun. Unser Tisch hatte sich in ein Schlachtfeld aus verstreutem Besteck, abgenagten Knochen und zermanschtem Gemüse verwandelt. Jede Sekunde konnten wir entdeckt und zum Gespött der ganzen Schule werden.

    Mein Kopf war leer. Der Fingernageltrick funktionierte bei mir, doch hatte ich keine Ahnung, wie ich die anderen zurückholen sollte. In Ermangelung einer besseren Idee tat ich das Einzige, was den Raum sofort leeren würde.
    Ich pfiff auf die Schulordnung und all meine Prinzipien und löste den Feueralarm aus.
    Ein schrilles Heulen pulste durch das Gebäude.
    Ich sprang von dem kleinen Kästchen weg und hatte bereits ein schlechtes Gewissen.
    Der falsche Alarm war so durchdringend, dass niemand ihn ignorieren konnte.
    Meine Ohren waren immer noch überempfindlich. Der Schmerz schien fast unerträglich. Ein Jaulen entsprang meiner Kehle. Die

Weitere Kostenlose Bücher