VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
die überhaupt hier zu suchen?«
»Ja, stellt euch vor«, wisperte Ashley. »Die ist jetzt Juniordebütantin. Meine Mutter ist Mitglied des Komitees, und sie hat mir erzählt, dass diese Dubois da ein bisschen nachgeholfen hat.«
»Sie sieht … gut aus.« Courtney klang überrascht. »Sehr gut sogar. Ist mir noch nie aufgefallen, dass sie so hübsch ist.«
»Und das Naturkind hat sogar ein Kleid«, fügte Madison hinzu. »Wer hätte das gedacht.«
»Ganz schön mutig, hier in Rosa aufzutauchen«, sagte Ashley.
»Steht ihr aber«, entgegnete Courtney. »Und das Armband ist echt der Hammer.«
Ich traute meinen Ohren nicht. Die sechsbeinige Tussi fand, dass ich gut aussah. Die Welt war auf den Kopf gestellt.
Doch nur für einen Moment.
»Wenn das Flittchen Jason anbaggert, mach ich sie fertig«, giftete Madison. »Die Kleine spielt hier definitiv in der falschen Liga.«
Beiläufig ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Die sechsbeinige Tussi stand an der Bühne, fast zwanzig Meter von mir entfernt.
Oh nein! Bitte nicht hier!
Ich horchte in mich hinein, ob sich der nächste Anfall ankündigte. Bereitete mich darauf vor, jeden Moment die Flucht zu ergreifen.
Doch seltsamerweise fühlte ich mich ausgeruht und gesund. Mein Gehör war extrem sensibel, doch sonst konnte ich keine Veränderung feststellen.
Die Band legte mit Sinatras »I’ve Got You Under My Skin« los.
Wie passend.
Überall im Saal betraten die Paare die Tanzfläche.
»Bereit für einen Foxtrott?« Jason bot mir seinen Arm an.
Heiliger Bimbam.
»Klar.« Ich war alles andere als bereit.
In diesem Moment kam Hannah in den Saal. Sie trug ein elegantes Kleid mit einer schlichten blauen Schärpe. Den Titel »hübschestes Mädchen im Saal« gab ich an sie weiter.
Madison eilte in einem Vera-Wang-Kleid zu uns herüber, dessen Dekolleté sich selbstständig zu machen drohte.
»Wollen wir, Jason?«
»Tut mir leid, Maddy.« Er führte mich auf die Tanzfläche. »Tory ist neu hier, und ich habe versprochen, ihr ein wenig zu helfen.«
Madisons mascaraschwere Wimpern klimperten. »Natürlich, kein Problem.«
Doch jetzt war es ein Problem. Nämlich meins.
Jason und ich hielten kurz inne, um den Rhythmus aufzunehmen. Dann ging’s los.
Erst mal trat ich ihm mächtig auf die Füße. Wollte nach rechts, wenn er nach links wollte. Blockierte, wenn ich mich drehen sollte. Madison feixte über die Schulter ihres Ersatzpartners hinweg und amüsierte sich über meine Unbeholfenheit.
Doch schon bald machte sich mein natürliches Rhythmusgefühl bemerkbar, und ich konnte mich ganz Jasons Führung anvertrauen.
Wider Erwarten begann mir die Sache langsam Spaß zu machen.
Während unseres dritten Tanzes wirbelte mich Jason plötzlich schneller herum als zuvor. Ich flog von ihm fort und drehte mich im nächsten Moment wieder an seine Brust. Dann rotierte ich andersherum und fand mich an seinem ausgestreckten Arm wieder. In diesem Moment rauschte Chance heran.
Jason ließ meine Hand los und nahm in einer einzigen fließenden Bewegung die von Hannah, während ich plötzlich von Chance im Arm gehalten wurde.
Instinktiv gelang es mir, mit meinem neuen Partner das Tempo zu halten.
»Sag nächstes Mal vorher Bescheid!« Ich lachte.
»Und auf den Spaß verzichten? Niemals.«
Chance war ein noch besserer Tänzer als Jason. Und hielt mich noch enger. Kein Grund zur Klage.
Plötzlich stand eine ganz neue Schrittfolge an.
»Ich weiß nicht, wie das geht«, sagte ich gequält.
Doch Chance dirigierte unsere Bewegungen mit Leichtigkeit, und ich traute mich sogar, ein wenig zu improvisieren.
»War mir klar, dass du eine super Figur machst«, sagte Chance. »Du bist die beste Tänzerin hier.«
Eine weitere Drehung. Unsere Körper fanden zueinander.
»Und immer noch das hübscheste Mädchen im Saal«, flüsterte er.
Hoppla.
Das war kein harmloses Flirten mehr. Oder doch? Irgendwie fehlte mir da der Vergleich.
Die Musik steigerte sich in einem Crescendo und brach dann plötzlich ab.
Chance verbeugte sich, zwinkerte und kehrte dann zu Hannah zurück.
Ich eilte zum Büfett und genehmigte mir ein Glas Punsch. Grapefruit-Melone. Gewöhnungsbedürftig, aber ich brauchte etwas zum Abkühlen. Meine Wangen glühten und mein Puls raste.
»Bist du sicher, dass das dein erster Foxtrott war?«, fragte Jason, der neben mir aufgetaucht war.
Ich nickte, weil ich meiner Stimme nicht traute.
»Dann bist du ein echtes Naturtalent«, sagte er und steckte sich
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