VIRALS - Tote können nicht mehr reden - Reichs, K: VIRALS - Tote können nicht mehr reden
eine Schokoladenpraline in den Mund.
Die Band begann mit »My Favourite Things«. Die Paare fanden sich wieder zusammen und kehrten auf die Tanzfläche zurück.
»Dann zeig mal, wie du Walzer tanzen kannst.« Jason schnappte sich meine Hand und wollte mich auf die Tanzfläche ziehen.
Ein bisschen zu schnell.
Ein bisschen zu hart.
KLICK.
Ein flammender Blitz zuckte durch meinen Körper und zersprang in Millionen von Eisscherben. Der Schmerz war ungeheuerlich.
Ich riss mich los.
Presste die Hände gegen die Wangen.
»Alles okay mit dir?« Jason drückte meine Schulter. »Brauchst du ein Glas Wasser?«
»Fass mich nicht an!«
Als hätten meine Hände ihren eigenen Willen, stießen sie Jason weg.
Jason flog zurück und krachte mit dem Kopf gegen die Wand. Ich starrte ihn schockiert an, als er im nächsten Moment auf dem Boden landete.
KLACK.
Ich kam wieder zu mir.
Mir rutschte das Herz in die Kniekehlen.
Um Gottes willen!
»Jason!« Ich hockte mich neben ihn. »Es tut mir so leid!«
Jason rieb sich den Hinterkopf, sichtlich verwirrt. »Was ist passiert?«
»Ich habe dich gestoßen.« Lass dir was einfallen. »Ich hatte einen Migräneanfall. Es war ein Reflex.«
Nichts wie weg hier!
»Tut mir leid, Jason, ich muss jetzt gehen.«
»Nein, warte, geh nicht.« Jasons Stimme klang undeutlich.
»Du bist ja ganz schön stark«, bemerkte er, als er wieder auf die Beine kam.
Verstohlen blickte ich mich um. Wir waren das einzige Paar, das nicht tanzte. Niemand hatte gesehen, wie ich einen 80-Kilo-Athleten locker gegen die Wand geschubst hatte.
»Ich muss jetzt wirklich …«
»Okay.« Jason glättete seine Haare. »Ich begleite dich nach draußen. Fahr dich nach Hause.«
Der Tanz war vorbei. Ich spähte quer durch den Raum. Chance, Hannah und Madison schauten zu uns herüber. Nie und nimmer konnte ich jetzt gemeinsam mit Jason verschwinden. Das hätte die wildesten Gerüchte zur Folge.
»Danke, aber es geht schon wieder. Bis morgen.«
Bevor er protestieren konnte, eilte ich zur Tür. Doch als ich auf den Eingangsstufen stand, wurde mir mein Dilemma bewusst. Wie sollte ich jetzt nach Morris Island zurückkehren?
Kein Auto. Kein Boot. Und ein Taxi würde fünfzig Dollar kosten.
Kit und Whitney waren im Kino und wollten mich gegen elf abholen. Ihre Handys waren bestimmt abgeschaltet.
Ich schaute auf die Uhr. 21.20.
Na toll, da konnte ich mir also fast zwei Stunden lang die Beine in den Bauch stehen.
Am Fuß der Treppe schnurrte der Motor einer Limousine im Leerlauf. Während ich mir meine begrenzten Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ, öffnete sich die Fahrertür, worauf ein Mann in schwarzem Anzug ausstieg. Er sprach in ein Handy.
Er schaute mich an. Ich schaute ihn an.
Im Licht der Straßenlaterne sah ich, dass der Mann klein und kompakt war, blassgraue Augen und einen grauen Bürstenkopf hatte. Eine weiße Narbe zog sich über die rechte Seite seines Kiefers.
Er klappte das Handy zu. »Miss Brennan?«
»Ja?«, fragte ich überrascht.
»Mr Claybourne hat mir aufgetragen, Sie nach Hause zu fahren.«
»Mr Claybourne?«
»Der junge Mr Claybourne.« Damit öffnete er eine der hinteren Türen der Limousine und trat beiseite. Für einen Moment dachte ich, er würde die Hacken zusammenknallen.
Chance musste ihn verständigt haben, unmittelbar nachdem ich den Saal verlassen hatte. Er machte sich also Gedanken über mich.
»Entschuldigen Sie, wie ist Ihr Name, Sir?«
»Tony Baravetto«, antwortete er schroff. »Ich bin der Chauffeur von Chance Claybourne.«
Ich zögerte. Dieser Mann war ein Fremder. Außerdem bin
ich von Natur aus misstrauisch und springe nicht einfach in die nächstbeste Limo, nur weil ich dazu aufgefordert werde.
»Entschuldigen Sie, Sir, aber dürfte ich mal kurz einen Blick auf Ihr Handy werfen?«
Verdutzt reichte mir Baravetto sein Handy. Der letzte Anruf darauf war von Chance Claybourne gewesen.
Was sollte ich tun?
Wie willst du sonst nach Hause kommen?
»Vielen Dank, Mr Baravetto. Ich nehme Ihr Angebot gerne an.«
Ich huschte ins Haus und zog die Tür hinter mir zu. Dann wollte ich direkt in mein Zimmer.
Kit und Whitney saßen ineinander verschlungen auf der Wohnzimmercouch.
Als sie meine Schritte hörten, sprangen sie sofort auseinander, ordneten ihre Haare und Kleider.
Wer ist hier eigentlich der Teenager?
»Wie war der Film?«, fragte ich.
»Ausverkauft.« Kit versuchte, seine Verlegenheit zu überspielen. »Du bist früh wieder zu Hause. Hat dich
Weitere Kostenlose Bücher