Virga 01 - Planet der Sonnen
für den Auftrag, den ich Ihnen geben möchte.« Fanning winkte ihn zu sich heran. »Bitte schließen Sie die Tür.« Auch dann drang der Jubel von draußen noch durch die Wände. Hayden schwebte zu einer Halteschlaufe in der Nähe des Admirals und steckte den Fuß hinein. Die beiden Männer sahen sich über den beleuchteten Kartentisch hinweg an.
»Ich muss meine Frau für längere Zeit aus den Augen lassen«, sagte Fanning mit rätselhaftem Lächeln. »Vielleicht für mehrere Monate. Wissen Sie über unsere Pläne genauer Bescheid? - Wozu wir hier sind?«
»Ich weiß nicht mehr als alle anderen, Sir.«
»Hmmm.« Fanning starrte in die Dunkelheit. »Das Ziel der ganzen Aktion, Mr. Griffin, ist der Sieg über einen zahlenmäßig überlegenen Feind. Als Venera zum ersten Mal zu mir kam und mir sagte, sie hätte alte Hinweise und Dokumente gesammelt und halte es nun für möglich, Radar auch innerhalb Virgas einzusetzen, war mein Interesse nicht sehr groß. Die Technologie wäre in einem fairen Kampf - bei Tageslicht und klarer Luft, meine ich - nicht von großem Nutzen. Aber als sie mir Beweise lieferte, dass die Falkenformation eine Invasion vorbereitet, änderte ich meine Meinung. Durch eine falsche Politik des Piloten standen wir kurz davor, einen strategischen Fehler zu begehen und unsere Nation zu verlieren.«
»Das kann mich nicht allzu sehr erschüttern, Sir. Ich wurde in Aerie geboren.« Es war nur ein halbherziger Angriff, aber Hayden glaubte, nicht darauf verzichten zu können.
Zu seiner Überraschung nickte der Admiral zu dieser Offenbarung nur. »Das erklärt manches, aber keineswegs alles. Sie sind ein guter Flieger, Hayden. Aber ich frage mich schon die ganze Zeit, ob ich Ihnen vertrauen kann. Wir haben uns Seite an Seite den Weg aus Gehellen freigekämpft, aber Sie wissen ja, das besagt nicht viel.«
Jetzt schlug Hayden die Augen nieder. »Ich habe Sie viele Jahre als meinen Feind betrachtet«, sagte er.
Fanning lächelte. »Nun, wahrscheinlich bin ich das politisch gesehen noch immer. Aber ich sehe Sie nicht als meinen persönlichen Feind, Griffin. Und das macht in der aktuellen Situation einen gewaltigen Unterschied. Sagen sie mir, was geschieht Ihrer Meinung nach mit Aerie, wenn die Falkenformation Slipstream erobert?«
»Es wird sein, als hätten wir nie existiert«, antwortete Hayden. Fanning sah ihm in die Augen, und Hayden zuckte die Achseln. »Ich weiß, Sie sind im Moment die einzige Hoffnung für mein Volk.«
»Und was halten Sie von meiner Frau?«
Darauf war Hayden nicht gefasst. »Sie ist mir durchaus sympathisch, wenn sie das meinen.«
Fanning seufzte. »Um unseren Plan ausführen zu können, muss ich sie hier zurücklassen, während wir uns zur Grenze von Gehellen durchschlagen«, sagte er. »Sie muss sich an den Einheimischen vorbei zur Ersten Sonne schleichen, ins Innere vordringen und
dort einen Schalter umlegen. Dadurch wird es uns ermöglicht, die Radargeräte einzusetzen, die Aubri Mahallan gebaut hat. Genau genommen wird Venera den Schalter nicht selbst umlegen; dazu fehlt ihr das technische Verständnis. Das wird Aubri Mahallan tun.«
In die Erste Sonne? Und Aubri kommt mit? Haydens Miene hatte wohl verraten, wie fassungslos er war, denn Fanning lächelte.
»Sie verstehen, dass mir ganz und gar nicht wohl dabei ist, wenn meine Frau hier bleibt, Griffin, aber sie hat diesen Plan von Anfang an entwickelt, und einer von uns beiden muss Mahallan überwachen. Gehe ich recht in der Annahme, dass es Ihnen ebenso wenig geheuer wäre, Aubri zurückzulassen?«
Hayden nagte an seiner Unterlippe. Die Eröffnung, dass das Ziel der Expedition Candesce war, hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen. Alte Gefühle und neue Zweifel wallten in ihm auf. Er konzentrierte sich auf die gestellte Frage und antwortete: »Schon möglich. Worauf wollen sie hinaus?«
»Ich möchte, dass Sie die beiden zu Candesce fliegen und sie hinterher auf irgendeinem Weg nach Slipstream zurückbringen«, sagte Fanning mit Nachdruck. »Ich wüsste sonst niemanden, den ich mit dieser Aufgabe betrauen könnte. Eigentlich sagt mir mein Verstand, dass Sie der letzte Mensch auf dieser Expedition sind, dem ich vertrauen sollte. Aber ich denke, ich schätze Sie richtig ein, und deshalb frage ich Sie geradeheraus: ›Kann ich auf Sie zählen?‹«
»Sie werden doch Candesce nicht beschädigen? Das wäre …«
»Wahnsinn. Selbstmord. Völkermord.« Fanning schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir könnten
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