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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Candesce gar nicht beschädigen, selbst wenn wir das wollten. Nein, aber wir werden vorübergehend eine kleine Veränderung vornehmen, die niemand in Virga bemerken wird. Wenn Sie einwilligen, können Sie persönlich dafür sorgen, dass es dabei bleibt.«
    Hayden traute seinen Ohren nicht. Fanning vertraute ihm! Ein unverdientes Geschenk nach allem, was er geplant und versucht hatte. Ein solches Angebot konnte er unmöglich annehmen; seine Ehre, seine alten Rachegedanken zwängen ihn dazu, den Mann zu enttäuschen.
    Andererseits sollte Aubri mit von der Partie sein. Vielleicht musste er sie beschützen. Entmutigt und mit schlechtem Gewissen sagte er: »Ja, ich bin bereit. Ich werde die beiden hinfliegen.«
    Er war nicht sicher, ob er seinen eigenen Worten glaubte. »Und ich werde Ihre Pläne nicht durchkreuzen. Solange Candesce nicht gefährdet wird.«
    Und Fanning lächelte und sagte, wie um ihn noch weiter zu beschämen: »Sie werden sie heil nach Hause bringen, davon bin ich überzeugt.«
    Auch Hayden lächelte und nickte, aber innerlich war er mehr als skeptisch.
     
    Als die Krähe endlich den vereinbarten Treffpunkt mit den anderen Schiffen erreichte, war die Luft im Schiff zum Schneiden dick. Alle sechs versammelten sich unter den leeren Augenhöhlen von Carlinths Fenstern. Während Admiral Fanning im Kartenraum der Krähe Berichte über das Scharmützel mit den Gehellesen las, wurden riesige Netze mit Schätzen zur teilweise instand
gesetzten Folterer und ihren Schwestern geschleppt. Das gefährliche Ablenkungsmanöver hatte reibungslos funktioniert und keine Menschenleben gekostet, allerdings hatten zwei weitere Schiffe Hüllenbrüche erlitten, und ihre Besatzungen konnten erst jetzt die Sauerstoffmasken abnehmen, die sie während der Reparaturen getragen hatten. Das störte niemanden; alle freuten sich über die Schätze, und durch Carlinths sonnenlose Straßen schallte zum ersten Mal seit Jahrhunderten lauter Jubel.
    Während Admiral Fanning durch ein Megafon im Rumpf der Krähe eine aufmunternde Rede hielt, kampierte Hayden draußen im Hangar. Er war damit beschäftigt, mit Martors Hilfe eines der Militär-Bikes umzubauen. Fannings Worte drangen nur gedämpft durch die Wände; außer ihnen beiden hatten fast alle Insassen sämtlicher Schiffe die Ohren an die Rümpfe gelegt und lauschten.
    »… Falkenformation zerstören wird …«, sagte Fanning, als Hayden ein Nachbrennergehäuse in die Höhe hielt, um es Martor zu zeigen. »Man plante schnelle Bikes, aber beim Bau achtete man auf Zuverlässigkeit«, sagte Hayden. »Typisch Militär. Diese Maschinen sind stabil, aber die zusätzliche Panzerung und die Verkleidungen müssen weg.«
    »… Nur mit ganz und gar ungewöhnlichen Maßnahmen kann eine Rettung …«
    Martor befestigte zwei zusätzliche Sättel an dem Bike. »Aber die Panzerung isoliert doch auch?« Er klopfte an die Außenhülle des Zylinders. »Ich hätte mir an deiner verdammten Rennmaschine fast den Fuß verbrannt, und die hatte eine Isolierschicht.«

    »… liegt es an uns, die Aufgabe zu erfüllen …«
    Hayden zuckte die Achseln. »Sattel, Fußbügel und Lenker, nicht mehr. Wer das Bike anderswo berührt, riskiert Brandblasen. Das ist der Preis für eine halbwegs annehmbare Geschwindigkeit.«
    »… Nicht nur reich, sondern Helden …«
    Hayden griff nach der Goldkette, die Martor um den Hals trug, und zog daran. »Was hast du jetzt vor mit deinem Reichtum?« In der Schwerelosigkeit strebten die Schmuckstücke, mit denen sich der Junge behängt hatte, nach allen Richtungen und bildeten vor seinem Gesicht ein wirres Knäuel, das er alle paar Sekunden beiseitewischte.
    »Weiß noch nicht«, sagte er. »Ich war immer bei der Flotte … Schätze, ich kaufe mir ein Schiff. Und gehe auf Reisen.«
    Hayden grinste. »Piraten jagen?« Aber Martor schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich ehrlich bin, war das Kämpfen nicht so ganz mein Ding«, erklärte er ernsthaft. »Über manche Dinge kann man herrlich reden, aber wenn man sie sehen oder tun muss, ist es furchtbar.« Er wandte verschämt den Blick ab. »Aber weißt du … das Reden war ein Heidenspaß. Die Jungs mochten meine Geschichten, und mir flogen sie nur so zu. Wenn wir zurückkommen, könnte ich vielleicht lesen und schreiben lernen.«
    »Du willst Geschichtenerzähler werden?« Hayden hätte fast gelacht, doch dann sah er, dass es dem Jungen ernst war. »Eine großartige Idee«, sagte er. »Du wärst bestimmt gut darin. Äh … kannst du mir

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