Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
Davenport kurz, bevor er fragte: »Wie ist die Beweislage?«
»Wir lassen die DNS über die Blutspuren am Ärmel überprüfen; von Windrow kriegen wir Vergleichsmuster aus seinem Haus … Das erledigen die Kollegen aus Iowa. Wenn sie übereinstimmen, können wir ihn einbuchten. Und wir haben ja auch noch die Kreditkarte.«
»Das heißt, wir sind glücklich und zufrieden?«
»Das würde ich nicht behaupten. Der Junge könnte es gewesen sein, aber ich verdächtige eher seinen alten Herrn. Sein Sohn würde nicht so planen.«
»Du kommst also heute Abend nicht zurück.«
»Nein. Und morgen Abend wahrscheinlich auch nicht. Verdammt, Lucas, an der Sache ist was faul.«
»Bleib dran und halt mich auf dem Laufenden«, sagte Davenport. »Marsha Williams, die Senatorin, hat mich wegen dem McDill-Fall angerufen. Sie ist mit Erica McDills Vater befreundet und wollte hören, wie wir vorankommen.«
»Macht sie Druck?«
»Nein, nicht wirklich. Sie schuldet jemandem einen Gefallen und hat mich gebeten, sie zu informieren«, sagte Davenport. »Wenn’s dir recht ist, rufe ich sie an und erkläre ihr, wo wir stehen.«
»Okay, aber … lass mir ein bisschen Raum zum Manövrieren.«
Er war gerade auf dem Weg zurück zur Notaufnahme, als Wendy Ashbach durch die Tür eilte. Sie trug eine weit geschnittene weiße Bluse, Jeans und Flip-Flops; ihre Haare waren nicht gekämmt. Sie blieb stehen und sah sich um. Als sie Virgil entdeckte, rief sie aus: »Ist er tot? Wo ist mein Bruder?«
Virgil ging zu ihr. »Im OP. Er ist angeschossen worden.«
Sie begann zu weinen. »Wird er wieder gesund?«
»Hauptsächlich sind seine Beine betroffen; er hat ziemlich viel Blut verloren und bekommt eine Transfusion. Zwei Ärzte kümmern sich um ihn.«
»Wo ist er?«
Er brachte sie zur Notaufnahme, wo Sanders mit zwei Deputies wartete. Sanders nahm ihre Hand. »Sie operieren ihn. Ich kann Ihnen noch nicht sagen, wie es ihm geht, aber sobald ich es erfahre, lasse ich es Sie wissen.«
Wütend fragte sie, was genau passiert war. Sanders legte einen Arm um ihre Schultern und führte sie den Flur hinunter. Virgil dachte: Das macht er gar nicht schlecht, wie er sie tröstet.
Sie warteten eine weitere Stunde. Virgil erhielt einen Anruf von Ignace. »Seit wann hast du eine Kamera dabei?«, fragte er ihn.
»Clever, was? Die ist ungefähr so groß wie dein Schwanz, lässt sich also gut verstecken. Vollautomatisch: draufhalten und abdrücken. Wie gefällt dir das Foto?«
»Ganz gut.«
»Ich mach dir einen Ausdruck«, versprach Ignace. »Hat sich heute Vormittag was Neues ergeben?«
Zwei Stunden nachdem der Deuce in den OP gebracht worden war, kam ein stämmiger Chirurg mit dunklem Bart heraus und sagte: »Wir haben ihn stabilisiert; es ist uns gelungen, die Blutung fast zu stoppen, in seinem Bein und seinem Becken sind mehrere Knochen zersplittert. Er hat vier Einheiten Blut bekommen. Ein Helikopter vom Regions Hospital in St. Paul holt ihn ab.«
»Wird er wieder gesund?«, fragte Wendy.
»Er wird ziemlich lange in die Reha müssen. Ganz über den Berg ist er noch nicht. Aber verlegen können wir ihn.«
Kurz darauf holte Zoe Wendy ab.
Eine halbe Stunde später wurde der Deuce mitsamt Infusionskanülen zum wartenden Hubschrauber geschoben und eingeladen.
VIERUNDZWANZIG
Virgil, Sanders und der Bezirksstaatsanwalt John Phillips trafen sich in Phillips’ Büro. »Wenn die Blutanalyse etwas Positives ergibt und die Kreditkartenabrechnung als Beweis akzeptiert wird, kommen wir wahrscheinlich durch«, sagte Phillips zu Virgil. »Zusätzlich könnten wir allerdings eine Aussage von dem jungen Ashbach gebrauchen, sobald er in der Lage ist, eine zu machen. Gehen Sie zu ihm, klären Sie ihn über seine Rechte auf und hören Sie sich an, was er zu sagen hat. Einen Pflichtverteidiger müssen wir ihm ja nicht aufdrängen … Warten Sie, bis er selbst einen verlangt.«
»Ich wünschte, ich könnte dieses verdammte.223er finden«, brummte Virgil. »Er muss es irgendwo auf der Farm versteckt haben. Ich frage Wendy und Slibe, ob er im Wald ein spezielles Versteck hat.«
»Das Gewehr wäre das Sahnehäubchen auf dem Kuchen, am besten mit ein paar Fingerabdrücken«, pflichtete Phillips ihm bei.
Virgil informierte Davenport über das Treffen und machte ihm klar, wie wenig sie gegen den Deuce in der Hand hatten. »Ich weiß, dass die Leute im Labor beschäftigt sind, aber wir brauchen die DNS-Analyse so schnell wie möglich.«
Dann rief Zoe
Weitere Kostenlose Bücher