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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Harris.
     
    »Sonst kann ich nichts erkennen«, sagte Virgil, der angestrengt in die Dunkelheit spähte.
    »Da gibt’s sonst auch nichts«, erklärte Harris. »Ich würde nicht mal für fünfhundert Dollar da unten campen wollen. Nicht auszudenken, was einem dort begegnet.«
    »Am Ende ein durchgeknallter Killer aus einem Horrorfilm«, spann Underwood den Gedanken weiter.
     
    Sie wurden alle ordentlich durchgeschüttelt, als sie landeten. Virgil und Harris überließen es Underwood, das Flugzeug in den Hangar zu bringen, und nachdem sie ihn ermahnt hatten, niemandem etwas von der Aktion zu erzählen, machten sie sich auf den Weg zum Büro des Sheriffs. Dort warteten der Sheriff und zwei Deputies mit einem Lageplan auf sie.
    »Nicht schlecht«, sagte der Sheriff mit dem Finger auf dem Plan. »Der Punkt ist nicht mehr als eineinhalb Kilometer von der Stelle entfernt, an der die Jungen ihn angeblich gesehen haben. Das muss er sein.«
    »Wann schicken Sie den Helikopter in die Luft?«, erkundigte sich Virgil.
    »Sonnenaufgang ist so gegen sechs – also gegen sechs.« Sanders sah auf seine Uhr. »Noch sieben Stunden. Das heißt, Sie sollten spätestens um fünf am Deer River sein. Da setzen wir Sie dann in ein Boot.«
    »Wer ist in dem Helikopter?«, fragte Virgil.
    »Der Pilot und ich«, antwortete der Sheriff. »Ich zahle dafür, also darf ich mitfliegen.«
    »Wahrscheinlich schießt er Sie ab«, sagte Virgil.
    »Sie wollen mir den Flug doch bloß vermiesen, damit Sie mitdürfen«, erwiderte Sanders, und er hatte recht. Er klatschte in die Hände. »Ich gebe das ja nur ungern zu, aber es macht mir einen Mordsspaß. Anders als heute Morgen.« Er wandte sich einem der Deputies zu. »Ich melde mich, wenn wir ihn sichten, und Sie setzen sich dann mit Jim Young in Verbindung und lotsen ihn zum Deer River rauf. Ich möchte ein Foto, wenn ich da oben aus dem Hubschrauber steige …« An Virgil gewandt fügte er hinzu: »Das ist der Reporter vom Lokalblatt.«
    »Verstehe«, sagte Virgil.
     
    In jener Nacht dachte Virgil wieder über Gott nach und über den Deuce, den einsamen Lichtpunkt mitten im Sumpf, eine verirrte Seele, die sich sicher aufgehoben in der Natur wähnte und nicht ahnte, was sie am Morgen erwartete.

DREIUNDZWANZIG
    Virgil holte eine schwarze Nylonjacke aus dem Truck. In Minnesota war es im August so weit nördlich und so früh am Tag ziemlich kühl.
    Earl, den Sanders angeworben hatte. ließ sein fünfeinhalb Meter langes Alumacraft-Boot über die Rampe zu Wasser. Virgil würde ihn mit einem Polizisten namens Rod begleiten. Rod nestelte hektisch an seinem AR-15 herum und blickte immer wieder flussabwärts, von wo der Hubschrauber sich nähern sollte. Zwei andere Boote befanden sich bereits im Wasser, und dazu kamen weitere flussauf- und flussabwärts.
    »Nehmen Sie kein Gewehr mit?«, fragte Rod Virgil.
    »Weiß ich noch nicht«, antwortete Virgil.
    Virgils Waffe lag unter dem Vordersitz seines Trucks. Waffen machten Virgil nervös. Sie wollten in einen Sumpf, in dem die Sicht an manchen Stellen gleich null wäre, sechs Boote mit bewaffneten Polizisten, die sich aus drei Richtungen einem zentralen Punkt näherten. Der Chief Deputy von Sanders war genauso unruhig wie Virgil und ging mehrfach die Reihen der Deputies ab, um sie in puncto Schussdisziplin zu instruieren.
    Virgil kehrte zum Truck zurück. Vermutlich wäre es das Beste, sich auf den Boden des Boots zu legen, auch wenn das bedeutete, dass man ordentlich durchgeschüttelt wurde. Solche flachen Boote waren gut für langsame Fahrten in ruhigem Gewässer, taugten jedoch nichts bei hohem Wellengang oder schwerem Beschuss.
    Schließlich holte Virgil seine Flinte aus dem Truck, lud sie mit drei Patronen und steckte sieben weitere in seine Jackentasche. Wenn die nicht reichten, hatte er Pech gehabt.
     
    Sie warteten. Ein leichter Geruch nach Schlamm und verrottendem Fisch stieg ihnen in die Nase. Einer der Deputies borgte sich ein Paddel, fischte eine Plastiktüte aus dem Wasser und warf sie in den Abfall. Jemand blickte nach Süden und bemerkte: »Wo die so lange bleiben?«
    Dann rief der Chief Deputy: »Los geht’s. Der Sheriff kommt.«
    Sie hasteten zu den Booten und kletterten hinein. Die Motoren wurden angelassen, die Boote auf den See hinausgelenkt. Wenig später hörten sie den Helikopter, und dann sahen sie ihn, ziemlich hoch, zuerst schnell, dann langsamer werdend. Nun erwachten die Funkgeräte zum Leben, und Rod sagte: »Sie haben ihn! Er ist

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