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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Davies stammte er nicht.
    Alle drei, dachte Virgil, nachdem sie sich gegenseitig vorgestellt und einige Fragen beantwortet hatten, waren ausgesprochen egozentrisch. Der Tod von Erica McDill schien sie weniger zu interessieren als die Folgen für die eigene Person. Sie waren fast schon absurd um ihr Image besorgt. Es wäre ohne Weiteres möglich gewesen, mit dem Auto in drei Stunden herzufahren, doch sie hatten ein Wasserflugzeug gemietet, um die Dringlichkeit der Sache zu demonstrieren. Die Organisation des Fluges, das Treffen und schließlich der Flug selbst hatten sechs oder sogar sieben Stunden in Anspruch genommen.
    Harcourt, der Virgil mit leicht verengten Augen taxierte, fragte: »Haben Sie Erfahrung mit solchen Fällen?«
    »Ja«, antwortete Virgil.
    »Das ist der Mann, der die Vietnamesen umgebracht hat«, informierte Margery Stanhope ihn.
    Nun musterten sie ihn alle. Barney Mann wollte wissen: »Haben Sie eine Vorstellung, wie es passiert sein könnte? Und wer sie getötet hat?«
    Als Virgil den Mund aufmachte, um zu antworten, mischte sich Ruth Davies ein. »Ich muss sie sehen. Was, wenn alles ein Irrtum ist?«
    »Sie wurde von Leuten identifiziert, die sie kannten«, erklärte Virgil bemüht freundlich. »Das Foto in Erica McDills Führerschein zeigt die Ermordete.«
    »Trotzdem …«, begann sie. Margery Stanhope tätschelte ihre Schulter.
    »Sie wollten uns Ihre Gedanken präsentieren …«, sagte Barney Mann.
    »Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen scheint der Täter eine im Umgang mit Waffen geübte Frau zu sein, die die Gegend kennt. Es könnte sich um jemanden von hier oder um einen Gast der Lodge handeln. Wenn ich wüsste, warum der Mord verübt wurde, wäre ich der Lösung des Falls ein Stück näher.«
    Barney Mann rieb sich die Nase und sah Harcourt an. »Ich hätte gern etwas anderes gehört.«
    Harcourt nickte.
    »Was denn?«, erkundigte sich Virgil.
    Mann zuckte die Achseln. »Dass alles wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam und niemand weiß, wie das passieren konnte. Dann wäre ich nämlich vermutlich in der Lage, Ihnen ein Motiv zu nennen.«
    Virgil breitete die Hände aus. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Lawrence hat mir auf dem Weg hierher erzählt, er und Erica hätten sich darauf geeinigt, dass sie seine Anteile an der Agentur erwerben würde. Dann hätte sie mit etwa drei Vierteln die Kontrolle übernommen. Seit Erica die Geschäfte leitet, hat sie sich bemüht, die Abläufe … effektiver zu gestalten.«
    »Sie wollte Mitarbeiter feuern«, erklärte Harcourt. »Fünfundzwanzig bis dreißig, etliche von ihnen viele Jahre bei der Agentur. Der Aufsichtsrat hat versucht, sie zu schützen. Als CEO hatte Erica die Befugnis, sie zu feuern, aber ihre Entscheidung konnte vom Aufsichtsrat überprüft werden, und in dem sitzen einige Leute, die sie nicht mögen. Es hätte Streit gegeben …«
    »Was hätten Sie von diesen Kündigungen gehalten?«, fragte Virgil.
    Harcourt setzte sich in einen der Bibliothekssessel und schlug die Beine übereinander. Virgil fiel auf, dass er zu Jeans und Stiefeletten Anzugstrümpfe trug. »Ich war dagegen. Ein paar wären meiner Ansicht nach gerechtfertigt, aber ich sehe keinen Anlass für eine Generalreinigung.«
    »Trotzdem wollten Sie Ihre Anteile verkaufen?«
    Harcourt ließ seufzend den Blick über die alten Bücher mit den verblichenen Rücken schweifen. »Ich habe die Anteile seinerzeit gekauft, weil die Agentur eine ordentliche Dividende zahlt. Aber inzwischen bin ich einundsiebzig und habe Herzprobleme. Allmählich muss ich meinen Nachlass ordnen. Bei einer Werbeagentur sind die Werte primär intellektueller Natur. Da geht es um kreatives Talent und den Kundenstamm. Im Endeffekt besitzen wir nichts, abgesehen von ein paar Tischen und Stühlen. Sogar die Computer sind geleast. Wenn Erica irgendwann die Schnauze voll gehabt hätte, wäre sie in der Lage gewesen, sich die besten Mitarbeiter auszusuchen und ihre eigene Agentur aufzubauen. Meine Kinder hätten dann mit leeren Händen dagestanden. Obwohl das für Erica zugegebenermaßen auch ein großes Risiko gewesen wäre. So ein Start-up-Unternehmen benötigt eine Menge Kapital, und man muss mit einem kleineren Kundenstamm beginnen. Vor einigen Wochen haben wir uns auf einen Deal geeinigt, ihn aber nie abgeschlossen.«
    »Unterm Strich bleiben ungefähr dreißig Leute in den Twin Cities, die Angst haben, ihren Job zu verlieren«, sagte Barney Mann. »Einige von ihnen arbeiten seit fünfundzwanzig oder

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