Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
da jemand anders war. Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob ich recht hatte. Vielleicht hatte sie nur eine schwierige Zeit im Beruf. Über ihre Arbeit haben wir nicht gesprochen. Das wollte sie nicht. In unserer Beziehung hat sie Abstand vom Job gewonnen. Es ist also möglich, dass das, was ich für einen Seitensprung gehalten habe, in Wahrheit etwas anderes war. Nein, ich habe keinen Namen, keinen Verdächtigen.«
Sie wirkte so erschöpft, dass Virgil sie in Ruhe ließ. Mann und Harcourt hatten mittlerweile mit Margery Stanhope beim Bestattungsinstitut angerufen, um herauszufinden, ob die Leiche bereits der Gerichtsmedizin von Ramsey County übergeben worden und was noch zu erledigen war. Virgil wartete in der Nähe von Stanhopes Büro, bis Mann herauskam und zum vorderen Teil der Lodge ging. Er holte ihn ein, als er die Bar betrat.
»Mr Mann …«
Mann blickte über die Schulter zurück und nickte in Richtung Bar. »Ich brauche einen Drink.«
Die Barkeeperin sah ihn an und teilte ihm mit: »Sir, hier verkehren nur Frauen …«
»Geben Sie mir trotzdem einen Drink, Schätzchen«, sagte Mann.
»Sir …«
Mann fiel ihr ins Wort. »Ich bin wegen Erica McDill hier. Wenn Sie mir keinen Drink geben, hetze ich Sie wegen Diskriminierung durch alle Instanzen, und Sie werden alt und grau sein, bis alles vorbei ist. Machen Sie mir einen doppelten Martini mit zwei Oliven. Und lassen Sie mich sehen, wie Sie ihn einschenken, damit Sie nicht reinspucken können. Wenn Sie das tun, muss ich Sie leider aus diesem Fenster stoßen.«
»Entspannen Sie sich«, riet Virgil ihm. Die Barkeeperin nahm verärgert einen Shaker in die Hand und füllte ihn mit Eis.
»Von wegen entspannen. Sobald ich ein paar Drinks intus habe, miete ich mir einen Wagen und fahre mit Harcourt zurück in die Twin Cities«, erklärte Mann. »Der Trip war eine Zeitverschwendung. Was machen wir überhaupt hier?«
»Nehmen Sie Ms Davies mit?«
»Wenn sie will«, antwortete Mann, der die Barkeeperin genau beobachtete. »Die vertrocknete alte Jungfer.«
Die Barkeeperin schob ihm den Martini mit den Worten hin: »Erstick dran, du Arschloch.«
Mann bedachte sie mit einem Grinsen, bevor er zu Virgil sagte: »Ganz schön taff, die Alte.« Er nahm einen Schluck von seinem Drink. »Aber einen guten Martini mixt sie.« Er legte einen Zehner auf die Theke, und die Barkeeperin knallte ihm einen Fünfer Rückgeld hin. Er steckte ihn als Trinkgeld in den Thekenabfluss.
Die Barkeeperin, eine gefärbte Rothaarige mit dunkel nachgezogenen Augenbrauen und einem Namensschildchen, auf dem »Kara« stand, blickte das Geld und dann Virgil an. »Sie sind der Cop, oder? Von den anderen weiß ich, dass der Typ von der Polizei aussieht wie ein Surfer.«
»Ja«, bestätigte Virgil.
Mann musterte ihn. »Sie haben tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Surfer.«
»Irgendwie süß für einen Cop«, sagte die Barkeeperin, deren Zorn auf Mann abzuebben schien.
»Er ist süß«, pflichtete ihr Mann bei. »Wenn ich schwul wäre, würde ich ihn bumsen.«
»Schluss mit dem Quatsch«, sagte Virgil.
Die Barkeeperin verschwand nach hinten.
Mann, der den Blick auf seinen Drink gesenkt hielt, stöhnte: »Was für ein Tag.«
»Zurück zu den Twin Cities fährt entweder Ms Davies oder Mr Harcourt. Sie haben zu viel getrunken …«
Wieder grinste Mann. »Lassen Sie sich Ihren Optimismus nicht nehmen, mein Junge.«
»Auf dem Rückweg könnten Sie eine Liste von den Leuten erstellen, die entlassen worden wären. Besonders von denen, die am verbittertsten reagiert hätten, und von den Frauen.«
»Glauben Sie wirklich, es war eine Frau?«
»Im Augenblick ist das die vielversprechendste Vermutung«, antwortete Virgil. »Obwohl ich Ihre Informationen über die Agenturmitarbeiter ernst nehme. Ich habe mir das Gebiet bei Google Earth angeschaut. Die Leute in der Agentur wussten immerhin, wo Erica hinwollte und wann. Es steht fifty-fifty, ob der Mörder von hier stammt oder aus den Twin Cities.«
»Meinen Sie?« Mann saugte an einer Olive, bevor er sie in den Mund steckte.
»Was mich zu folgender Frage führt: Mit wem hatte Erica McDill vergangenes Jahr eine Affäre? Mit jemandem von der Agentur?«
Mann, der gerade das Glas mit dem letzten Schluck Martini zum Mund führen wollte, starrte eine Weile nachdenklich geradeaus und wandte sich dann Virgil zu. »Ruth wusste davon?«
Er ahnte, von wem Virgil diese Information hatte. Kluger Junge. »Ja. Aber sie weiß nicht, mit wem.«
»Mit Abby
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