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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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gleich nach Nashville oder L. A. ab und landet auf dem Strich. Sie ist wirklich keine schlechte Sängerin, doch das ist kein Lebensinhalt.«
     
    Als Virgil sich der Stadt näherte, war es bereits spät. Er rief in Bemidji an, bat jemanden, am folgenden Tag Slibes Gewehr abzuholen, sah auf seine Uhr und fuhr, immer noch mit dem Boot hinter dem Truck, zum Eagle Nest. Margery Stanhope saß mit traurigem, nachdenklichem Gesicht in ihrem Büro, genauso, wie er sie das letzte Mal gesehen hatte; der Mord beschäftigte sie. Virgil trat ein und schloss die Tür. Sie hob den Blick, als er sich auf einen der Besucherstühle setzte.
    »Was ist passiert?«
    »Ich muss Ihnen peinliche Fragen stellen, Margery«, antwortete Virgil.
    Sie runzelte die Stirn. »Und zwar?«
    »Stimmt es, dass einige Ihrer jungen Kellner den Gästen spezielle Dienste anbieten?«
    Sie lehnte sich zurück. »Tja, das habe ich auch schon gehört, doch ich frage nicht so genau nach. Was unsere Gäste treiben, solange sie es nicht auf dem Parkplatz tun, ist ihre Sache. Schließlich sind sie erwachsene Menschen.«
    »Ja, Margery, aber … Sie beschäftigen diese Jungen«, gab Virgil zu bedenken.
    »Waren Sie schon mal in einem Hooters-Restaurant?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Ich schon. Die Mädels da werden auch nicht wegen ihrer akademischen Leistungen angeheuert.« Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. »Kennen Sie Kevin?«
    »Nein …«
    »Er ist neunzehn und hat gerade mit dem Studium angefangen. Die Hälfte der Leute im Ort glaubt, dass Kevin schwul ist, weil er mit dieser französischen Frisur rumläuft. Die lässt er sich im Damensalon in Grand Rapids machen. Sieht aus wie aus einem Science-Fiction-Film entsprungen. Die Frauen hier stehen total auf ihn. Aber offiziell weiß ich nichts davon.«
    »Hat Erica McDill mit einem der Jungs geschlafen?«
    »Keine Ahnung. Nein, lassen Sie es mich anders ausdrücken: möglicherweise. Soweit ich weiß, hat sie sich für beide Seiten interessiert.«
    »Man hat mir gesagt, dass sie bei den Jungs gern die Domina gespielt hat.«
    Margery zuckte mit den Schultern. »Da fragen Sie mich zu viel.«
    »Haben Sie sich erkundigt, ob jemand etwas über Erica McDill und Wendy wusste?«
    »Ja. Allerdings konnte ich niemanden finden, der das zugegeben hätte. Ich stehe früh auf, früher als alle andern, und ich habe Wendy nicht aus Ericas Hütte zum Parkplatz gehen sehen.«
    »Es macht Ihnen nichts aus, ein edles Öko-Bordell zu führen?«
    »Tu ich nicht«, protestierte sie. »Ich kriege keinen Cent von dem Geld, das hier den Besitzer wechselt. Und ich arrangiere nichts. Ich mische mich nur nicht ein, wenn die Natur ihr Recht fordert.«
    »Sie helfen der Natur ein bisschen nach.«
    »Haben Sie vor, die Presse auf die Story anzusetzen? Damit würden Sie einige ziemlich wichtige Leute grundlos in eine peinliche Situation bringen und wahrscheinlich ein gut laufendes Geschäft ruinieren.«
    »Daran habe ich kein Interesse, Margery. Das überlasse ich meinen Kollegen von der Verwaltung und meinem Chef. Aber es ist möglich, sogar wahrscheinlich, dass diese Sexsachen etwas mit dem Mord zu tun haben. Menschen werden wegen Geld, Sex oder Drogen umgebracht, manchmal auch einfach nur, weil jemand nicht alle Tassen im Schrank hat. In diesem Fall scheint nicht viel Geld im Spiel zu sein, und offenbar geht es auch nicht um Drogen. Bleiben Sex und Wahnsinn.«
    »Wir haben hier keine Rivalitäten … wirklich nicht«, beteuerte Margery. »Alle wissen von den Jungs und wozu sie bereit sind. So was spricht sich rum. Aber Rivalitäten gibt es nicht. Warum sollte man sich um etwas streiten, das man für ein paar hundert Dollar sowieso haben kann?«
    »Und was ist, wenn man Liebe sucht?«
    Sie seufzte. »Darauf weiß ich auch keine Antwort, Virgil. Wollen Sie nun mit Erica McDills Bekannten sprechen?«
     
    Das Gespräch hinterließ einen bitteren Nachgeschmack bei Virgil. Sex war etwas Tolles; Sex für Geld jedoch wirkte ziemlich destruktiv. Egal, was Margery Stanhope behauptete: Das Eagle Nest war ein Bordell.
     
    Er traf sich in der Bibliothek mit sieben Frauen; lesbisch oder hetero, er hatte keine Ahnung. Alle wussten Bescheid über Erica McDills sexuelle Orientierung, doch keine hatte sie mit Wendy Ashbach gesehen. Eine sagte, Erica habe sich für einen Dock Boy namens Jared interessiert – keine kannte seinen Familiennamen, und Margery Stanhope war unterwegs, um etwas zu besorgen –, den sie als blond, schlank und »mädchenhaft«

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