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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Landstraße mit mehreren Abfahrten zum See. Im Winter vermutlich gar nicht so leicht zu erreichen, dachte Virgil. Hier brauchte man definitiv ein Schneemobil.
    Das einstöckige, weiße Gebäude mit Palisadenzaun um einen gepflegten grünen Rasen sowie Grüppchen von Zinnien und Tagetes stand fünfzig Meter von der Straße entfernt. Näher daran ruhte ein brauner, extrabreiter Wohnwagen auf grau bemalten Betonklötzen. Weiter hinten, am Ende der Auffahrt, befanden sich eine neuere Scheune aus Metall und rechts davon ein offener Schuppen mit mehreren Baumaschinen, darunter zwei Bobcats und ein größeres Caterpillar-Raupenfahrzeug. Ein weiterer offener Schuppen war zu zwei Dritteln mit gehacktem Brennholz gefüllt.
    Um das Haus erstreckten sich geschätzte acht Hektar Grund, ein Kiefernwäldchen am hinteren Ende und eine Weide mit einem halben Dutzend Apfelbäumen. Am Anfang der Auffahrt war ein handbemaltes Schild mit der Aufschrift ASHBACH HUNDEZUCHT aufgestellt. Darunter ein älteres Schild, das verkündete: ASHBACH SICKERGRUBENAUSHUB UND BODENBEGRADIGUNGEN. Und wieder darunter ein neueres Metallschild, auf dem BETRETEN VER-BOTEN stand.
    Virgil fielen mehrere Maschendrahtgehege bei der Metallscheune auf, jedes mit einem halbwüchsigen beigefarbenen Hund. Ein gepflegtes, großzügig angelegtes Gemüsebeet verlief parallel zur Auffahrt, darin Mais, Bohnen, Kohl und einige bereits abgeerntete Reihen, dazu eine Fläche mit dunkelgrünen Kartoffelpflanzen, genug, um eine Familie durch einen langen nördlichen Winter zu bringen. An der hinteren Seite des Gartens schloss sich ein Bereich mit Himbeeren an.
    Hübsch, dachte Virgil, wenn auch ein wenig dunkel und einsam.
    Neben dem Brennholzschuppen arbeitete ein Mann.
     
    Slibe Ashbach war fünfzig bis fünfundfünfzig, wettergegerbt, stämmig, hatte einen sandfarbenen Dreitagebart und aschblonde schüttere Haare, die er lang trug. Er hatte ein T-Shirt, Jeans und verdreckte Militärstiefel an und arbeitete an einer Holzsäge. Die Scheite stapelte er im Schuppen.
    Virgil stieg aus und ging zu ihm. Slibe führte seinen Arbeitsgang zu Ende, bevor er den Motor ausschaltete und Virgil fragte: »Haben Sie das Betreten-verboten-Schild nicht gesehen?«
    »Doch, aber ich hab es nicht beachtet«, antwortete Virgil. »Staatskriminalamt. Ich ermittle im Mordfall Erica McDill.«
    Slibe nahm die Kettensäge wieder in die Hand. »Und was hat der mit mir zu tun?«
    »Ich spreche mit allen im Umfeld von Wendys Band. Ihre Tochter hatte … eine Affäre mit Erica McDill in der Nacht vor deren Tod. Offenbar wollte Erica der Band helfen. Das scheint nicht allen recht zu sein. Deswegen überprüfe ich die Band. Wo waren Sie zum Zeitpunkt des Mordes an Erica?«
    »Nach allem, was ich von Wendy weiß, hab ich wohl grade die Hunde gefüttert oder mit ihnen trainiert. Vielleicht war ich im Haus. Jedenfalls bin ich hier gewesen.«
    »War sonst noch jemand da?«, erkundigte sich Virgil.
    »Berni war eine Weile drüben im Wohnwagen … Der Deuce hat sich auch irgendwo rumgetrieben, wahrscheinlich im Wald. Sie könnten die Nachbarn fragen, ob jemand mich gesehen hat.«
    »Wer ist der Deuce?«
    »Slibe junior. Wir nennen ihn den Deuce.«
    In dem Moment trat eine dunkle Gestalt in langärmligem blauem Hemd, Jeans und gelber Baseballkappe hinter dem Wohnwagen hervor, musterte sie kurz und verschwand dann wieder dahinter. Ein kräftiger Junge.
    »Trägt Ihr Sohn eine gelbe Kappe?«, fragte Virgil.
    Slibe wandte sich dem Wohnwagen zu. »Ja. Ein kräftiger Junge? Er schleicht rum wie ein Geist. Ist mir manchmal fast ein bisschen unheimlich.«
    »Hm. Haben Sie ein Gewehr?«
    Slibe verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln, bei dem unnatürlich weiße Zähne – ein Gebiss, vermutete Virgil – zum Vorschein kamen. »Glauben Sie, hier in der Gegend gibt’s irgendjemanden, der nicht mindestens eines hat?«
    »Und ein.223er?«
    »Ja. Hab ich aber schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt.«
    »Das würde ich gern mitnehmen – Sie kriegen auch einen Empfangsbeleg dafür«, sagte Virgil.
    »Besorgen Sie sich einen Durchsuchungsbefehl.«
    »Okay. Aber dann könnte die Angelegenheit ziemlich unangenehm für Sie werden. Liegt bei Ihnen, ob Sie das wollen.«
    »Was soll das heißen?«
    Virgil zuckte die Achseln. »Wenn wir mit einem Durchsuchungsbefehl kommen, nehmen sie Ihnen alle Waffen weg. Kein Problem für uns. Wir schicken ein Spurensicherungsteam, das hier alles auf den Kopf stellen wird.«
    »Scheißstaat.«

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