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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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der Täter war ein Mann?«
    »Ja, davon gehen wir aus. Das müsste auch irgendwo in der Akte stehen. Ein ziemlich kräftiger Mann: Er hat sie so heftig gewürgt, dass sie blutete.«
    »Passt nicht zu unserem Täterprofil«, sagte Virgil. »Wir haben Spuren gefunden, von Frauenschuhen oder -stiefeln …«
    »Da oben soll’s kräftige Weiber geben.«
    »Keine von denen, die ich im Visier habe, würde so was schaffen. Sie haben alle Kraft, aber jemandem den Kopf mit einem Seil fast abtrennen: Das kriegt keine hin.«
    Sedlacek hob die Hände. »Tja, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen. Anderes Thema: Haben Sie heute schon was gegessen? Wir besorgen uns ein Sandwich und fahren raus zu Jud. Er ist um eins da …«
     
    Sie holten sich einen Burger, Pommes und einen Shake in einer Studentenkneipe. Virgil trug ein Breeders-T-Shirt unter der Jacke. Eine schlanke Blondine, die mit ihm an der Theke anstand, fragte: »Bist du Musiker?«
    Er grinste. »Nein.«
    »Ich steh total auf die Breeders«, gestand sie. »Kim Deal ist super.«
    »Ich würde dir ja mein T-Shirt schenken«, sagte Virgil und deutete auf Sedlacek, »aber der Mann da ist von der Polizei und würde mich vermutlich wegen Exhibitionismus festnehmen.«
    »Vielleicht geb ich dir einfach meine Telefonnummer, und du bringst mir’s vorbei«, scherzte sie und bewegte sich mit der Schlange weiter.
    »Ich arbeite seit zehn Jahren hier und bin noch nie von einer Studentin angebaggert worden«, beklagte sich Sedlacek mit einem Blick auf sie. »Was haben Sie bloß, das mir fehlt?«
    »Gutes Aussehen, Persönlichkeit … und Cowboystiefel.«
    »Scheiße«, brummte Sedlacek. »Und ich hab mich die ganze Zeit ausschließlich auf meine Intelligenz verlassen.«
    »Tja, da sehen Sie mal.«
     
    Der Coralville Strip außerhalb von Iowa City hatte schon bessere Zeiten gesehen. Dort befanden sich Motels, Dienstleistungsunternehmen, Versicherungsgesellschaften, einige Clubs und das Spodee-Odee, eine große Kneipe mit Holzwänden, riesigem Kiesparkplatz und einem völlig überflüssigen Pfosten vor der Tür, an dem man Pferde festbinden konnte. Auf einer der Seitenwände prangten Bilder von einem John-Deere-Traktor und einem Sioux-Indianer auf einem scheckigen Pony in Lebensgröße. Kakteen wucherten aus zwei Töpfen auf der Veranda, und hinter einem der Töpfe hing ein Schild mit der Aufschrift: »Wer auf diese Pflanzen pinkelt, wird erschossen.«
    Virgil und Sedlacek stiegen in einer Staubwolke aus ihren Autos, zogen die Hosen hoch und sahen sich um. Auf einem weiteren Schild hinter dem Gitterfenster stand GESCHLOS-SEN, doch die Tür war offen. Im dunklen Inneren erledigte ein Barkeeper Papierkram. Er hob den Blick und erklärte: »Wir machen erst um vier auf.«
    »Ich bin der Chief Deputy von Johnson County«, informierte ihn Sedlacek. »Wir sind mit Jud verabredet.«
    »Er ist im Büro.« Der Barkeeper zeigte ihnen mit seinem Stift die Richtung. »Da hinten in der Ecke.«
    Sie überquerten eine Tanzfläche und gingen an einer etwa sechs Meter langen, halbrunden Bühne vorbei. Virgil war schon in vielen Country-Lokalen gewesen, aber noch in keinem so großen. Am Ende eines Flurs befand sich eine Büroflucht mit einer Sekretärin an einem großen Empfangstisch aus Holz. Zwei weitere Frauen hackten hinter ihr auf ihre Computer ein.
    »Deputy Sedlacek?«, fragte die Sekretärin.
     
    Jud Windrow, ein groß gewachsener, schlanker Mann in einem schwarzen Hemd mit Perlmuttknöpfen à la Johnny Cash, Jeans und Cowboystiefeln, mit Bürstenschnurrbart und nikotingelben Fingern trat aus dem Büro und forderte sie auf: »Kommt mit nach hinten. Wollt ihr einen Kaffee oder ein Bier?«
    »Wir haben gerade gegessen«, antwortete Sedlacek.
    »Wie geht’s, Will? Oft sehen wir dich nicht mehr hier.«
    »Jetzt, wo ich die Kinder habe, bin ich abends, wenn sie endlich eingeschlafen sind, so müde, dass ich nur noch ins Bett will.«
    »Das ist doch kein Leben«, sagte Windrow. »Engagier einen Babysitter und geh tanzen. Deine Frau würde sich darüber freuen … Sie müssen Virgil sein.«
    Sie gaben einander die Hand und setzten sich.
    »Übrigens habe ich Prudence Bauer zu unserem Gespräch eingeladen«, teilte Windrow Sedlacek mit.
    Eine Frau um die fünfzig mit kleinem Kopf und grauen, zu einem Knoten frisierten Haaren trat ein.
    »Da ist sie ja schon.« Windrow begrüßte Prudence Bauer mit einem Küsschen auf die Wange. An Virgil gewandt fügte er hinzu: »Sie ist Connies Schwester und hat das

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