Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne
bei den Stones.« Virgil schlug sein Notizbuch auf und erklärte ihm seine Rechte. Dann notierte er Zeitpunkt und Umstände der Befragung und bat ihn: »Könntest du mir sagen, wo du warst, als Ms McDill ermordet wurde?«
»Er war in Duluth«, antwortete Susan Boehm.
Virgil winkte ab. »Das muss ich von Jared hören, okay? Ihre Antworten nützen mir nichts.«
»Ich war in Duluth«, bestätigte Jared. »Zuvor hab ich bis drei gearbeitet. Erica – Ms McDill – war in ihrer Hütte, als ich nach Hause gefahren bin, um meine Tasche zu holen und mich mit dem Auto auf den Weg nach Duluth zu machen. Ich habe das Unigelände gegen fünf erreicht und mich im Studentenwohnheim gemeldet, wo eine Informationsveranstaltung stattfand. Dann habe ich mit ein paar anderen Jungs in der Cafeteria gegessen. Ein Rusty Jones hat uns rumgeführt.«
»Wie viele Leute waren in der Gruppe?«, erkundigte sich Virgil.
»Zehn oder elf.«
»Okay. Und wenn ich mit diesem Rusty Jones rede, wird er bestätigen, dass du gegen fünf dort warst?«
»Sollte er, ja. Weil es stimmt.«
Virgil malte Kringel in seinen Notizblock. »Hast du jemanden mit Ms. McDill rumziehen sehen oder irgendwelche Auseinandersetzungen beobachtet?«
»Nein.«
»War sie beliebt in der Lodge?«
»Vermutlich. Sie hatte Freundinnen … Streitereien hab ich keine mitgekriegt. Manchmal blaffen sich Leute an. Der eine will dies und der andere das … Alles kein Grund, jemanden zu erschießen. Ich habe Gäste sauer erlebt, aber nicht so sauer, dass es zu einem heftigen Streit gekommen wäre.«
»Okay.« Virgil schloss sein Notizbuch und wandte sich Susan Boehm zu. »Ich rufe diesen Rusty Jones an, um mich zu vergewissern, dass Jared wirklich dort war – obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass Jared dumm genug wäre, mich so plump anzulügen …«
»Ist er nicht«, sagte sie, nach wie vor kühl, jedoch ein wenig entspannter.
»Und weil wir der Ansicht sind, dass es sich um einen einzelnen Täter handelt, wäre Jared aus dem Schneider. Fürs Erste.«
»War’s das dann?«, fragte Jared.
»Noch nicht ganz«, antwortete Virgil. »Ich würde gern kurz unter vier Augen mit dir sprechen.«
»Keine Chance«, blaffte Susan Boehm.
»Wenn du achtzehn bist«, erklärte Virgil Jared, »kannst du deine Mutter bitten, den Raum zu verlassen.«
»Jetzt reicht’s«, sagte Susan Boehm und stand auf. »Verschwinden Sie.«
Virgil schüttelte den Kopf. »Genau deshalb sollten Sie einen Anwalt für Strafrecht hinzuziehen. Ich muss meine Befragung von Jared zu Ende führen, das verlangt das Gesetz. Sie haben mich hereingebeten. Ich möchte mich mit Jared unter vier Augen unterhalten. Wenn Sie sich beide weigern, spreche ich in Ihrer Anwesenheit mit ihm. Das liegt bei Ihnen.«
»Worüber wollen Sie mit mir reden?«, fragte Jared.
»Ich denke, das weißt du.«
Jared sah ihn einen Moment lang an und wandte sich dann seiner Mutter zu. »Ich glaube, es ist besser, wenn du gehst.«
»Kommt nicht in Frage.«
Mutter und Sohn stritten eine Weile, dann gab Jared klein bei. »Ich kann nichts machen, ohne dass du dich einmischst.«
»Es ist zu deinem eigenen Besten.«
»Nein, ist es nicht«, widersprach er. »Du bist ein verdammter Kontrollfreak.«
»So kannst du nicht mit mir reden!«, rief sie entsetzt.
Jared fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Oh, Mann.« Dann, an Virgil gewandt: »Schießen Sie los.«
»Hattest du Sex mit Ms McDill?«
Susan Boehm, die aussah, als hätte Virgil ihr eine Ohrfeige gegeben, starrte ihren Sohn an. »Wie bitte?«
»Ja«, antwortete Jared trotzig.
»Mehrmals?«
»Zweimal. Sie ist am Samstag angekommen, und ich war Mittwoch- und Donnerstagabend bei ihr.«
»War außer dir noch jemand da?«
»Nein. Nur wir.«
Susan Boehms Kopf bewegte sich hin und her wie bei einem Tennismatch.
»Weißt du, ob auch jemand anders bei ihr war?«, fragte Virgil.
»Ich hab gehört, dass Wendy Ashbach am Dienstagabend zu ihr gekommen ist.«
»Von wem?«
»Zwei Frauen haben sich am Dock über Wendy und Erica lustig gemacht. Ich bin nicht sicher, ob Wendy tatsächlich bei ihr war.«
»Was geht da oben vor sich?«, fragte Susan Boehm ihren Sohn. »Du hattest was mit dieser Frau? War die nicht viel älter als du?«
»Mrs Boehm …«, begann Virgil.
»Klappe«, herrschte sie ihn an und wandte sich wieder ihrem Sohn zu. »Warum will er wissen, ob noch jemand anders dabei war, als du …«
»Ich glaube, wir müssen nicht …«, hob Virgil an.
»Weil sie mir
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