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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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County – letztlich die Polizei von Grand Rapids – hatte bisher zweimal mit Slibe junior zu tun gehabt, jeweils wegen Tätlichkeiten an der Junior Highschool. Keiner hatte Anzeige erstattet, und niemand war ernsthaft verletzt worden. Die Polizei hatte man nur gerufen, weil beide Kämpfe sich auf dem Schulgelände abspielten. In den Polizeiberichten stand, dass Slibe zu den Streithähnen gehörte.
    Sanders sagte, jedes Jahr würde etwa ein Dutzend ähnlicher Berichte hereinkommen, entweder über das Büro des Sheriffs oder über die Polizei von Grand Rapids. »Seit den Schulschießereien in Red Lake stehen wir unter Druck, die Schulen streng zu kontrollieren. Wir lassen nichts mehr durchgehen.«
    Als Virgil die Berichte durchgesehen hatte, setzte er sich in einem Coffee Shop mit einem großen Becher Kaffee an einen Tisch und lauschte einer Berieselungsversion von »Hell’s Bells«. Nach einer Weile gesellte sich der Deputy zu ihm, der Slibe junior vielleicht kannte, streckte ihm die Hand hin und stellte sich als »Roy Service« vor.
    Als Service sich einen Kaffee holte, spottete die Bedienung hinter der Theke: »Ganz schön schneller Service, was, Service?«
    »Das hat sie bestimmt schon dreihundert Mal zu mir gesagt«, erklärte Service Virgil. »Irgendwann erschieße ich sie. Oder mich.«
    »Ich hätte das, glaub ich, nicht so lange ausgehalten«, gestand Virgil. »Verraten Sie ihr bitte nicht, dass ich Flowers heiße … Sie kennen also einen Slibe Ashbach junior, Spitzname Deuce?«
    Service nickte. »Ja. Meinen Sie, er könnte etwas mit den Schüssen zu tun haben?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn nur einmal gesehen … Er erschien mir ein bisschen seltsam.«
    Service kicherte. »Ja, das ist er tatsächlich.« Er rührte Kaffeeweißer in seine Tasse. »Mögen Sie Filme?«
    »Klar.«
    »Kennen Sie Jeremiah Johnson? Mit Robert Redford als Bergmensch?«
    »Klar. Zusammen mit The Big Lebowski einer meiner Lieblingsstreifen.«
    »Der Deuce ist ein bisschen wie Jeremiah Johnson, ein geistig behinderter Jeremiah Johnson. Er treibt sich zu Fuß in den Wäldern und an den Seen rum, taucht hier und da auf … Keine Ahnung, wovon er sich ernährt, falls er überhaupt was isst … Fisch wahrscheinlich und Eichhörnchen. Ich hab ihn schon bis zu fünfzig Kilometer von zu Hause entfernt getroffen. Er hat immer eine Waffe bei sich und schläft im Wald.«
    »Wissen Sie, was für eine Waffe?«
    »Kommt drauf an. Manchmal eine Schrotflinte, wenn er Moorhühner jagt, manchmal ein altes.22er. Jemand hat mir erzählt, dass er mit dem.22er Rotwild schießt. Schleicht sich ganz dicht ran und erlegt das Tier aus nächster Nähe per Kopfschuss.«
    »Hat er auch ein.223er?«
    »Mit so was hab ich ihn noch nie gesehen. Vielleicht hat er eines. Wahrscheinlich könnte er sich eines beschaffen. Aber das braucht er nicht – das Anschleichen gehört für ihn zum Spiel.«
    Virgil nahm einen Schluck Kaffee, während er überlegte, wie der Schütze zum Stone Lake gekommen war. »Hat er ein Auto? Einen Job?«
    »Einen Chevy-Pick-up, und früher hat er auf einem Schrottplatz am Highway 2 Autos auseinandergenommen. Nach ein paar Monaten hat er aufgehört. Keine Ahnung, warum. Wahrscheinlich arbeitet er jetzt für seinen Vater im Hundezwinger. Sein Dad hebt Sickergruben aus. Dabei hilft er ihm.«
    »Denken Sie, er wäre in der Lage, jemanden zu verletzen?«, fragte Virgil.
    »Noch mal zurück zu den Filmen: Kennen Sie Von Mäusen und Menschen?«
    »Ja.«
    »Erinnern Sie sich an Lennie, der die Frau von dem Typen umbringt? So ähnlich ist der Deuce«, erklärte Service. »Könnte gut sein, dass er jemanden im Affekt tötet, aber nicht mit Vorsatz.«
    »Würde er Ihrer Meinung nach ein paar Leute ins Jenseits schicken, wenn es ihn überkommt?«
    »Möglich. Er hat schon genug Scheiße ertragen müssen, und das könnte zu unterschwelligen Aggressionen geführt haben. In der Schule haben ihn die Kinder gehänselt, daheim macht sein Vater ihm das Leben zur Hölle. Er ist nicht clever genug, um sich dagegen zu wehren. Also flieht er in den Wald.«
    Interessant, dachte Virgil, als er sich von Service verabschiedete. Ein Verdächtiger, bei dem letztlich kein Grund für einen Verdacht besteht.
     
    Im Wagen rief er Mapes an und fragte ihn nach Slibes AR-15. Mapes informierte ihn, dass Testschüsse damit abgefeuert worden seien und es sich nicht um die Waffe handle, aus der die Patronenhülsen am Stone Lake und von dem Angriff auf Jan Washington

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