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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Virgil.
    »Ein Typ. Hector Avila. Sie ist mit ihm durchgebrannt. Am Abend beim Schlafengehen hatte ich noch eine Mom und einen Dad und am Morgen beim Aufwachen nur noch einen Dad und einen Zettel. Ist einfach nach Arizona abgedampft, ohne sich zu verabschieden.«
    »Wie alt waren Sie da?«, fragte Windrow.
    »Neun. Für mich war das der Weltuntergang. Der Deuce hat drei Tage lang durchgeheult, und Dad hat mit keinem geredet. Er ist raus und hat den Garten angelegt, zwei Monate lang, Tag und Nacht. Ich hatte schon Angst, dass er uns in ein Heim steckt. Irgendwann ist es dann besser geworden. Hat allerdings gedauert.«
    »Harte Zeiten machen gute Sänger«, sagte Windrow. »Die Drummerin ist ein Problem.«
    Wendy zuckte zusammen. »Ich weiß. Aber das lässt sich beheben, wenn wir eine bessere finden.«
    »Ich hätte da eine aus Normal, Illinois, die trommelt wie der Teufel und sucht gerade eine neue Band. Die, bei der sie im Moment spielt, wird es zu nichts bringen. Sie hat ihr Pulver verschossen.«
     
    Virgil hatte Zoe nicht hereinkommen sehen. Nun stand sie plötzlich neben Wendy und sagte über diese hinweg zu Virgil: »Sie sind gemein. Ich hab den ganzen Nachmittag geweint.«
    »Tut mir leid. Ich war sauer«, entschuldigte sich Virgil.
    Zoe wandte sich Wendy zu. »Er behauptet, ich stehe nach wie vor auf der Liste der Verdächtigen, weil ich dich liebe und das Eagle Nest kaufen will und Erica mit dir geschlafen hat und sie mir vielleicht das Eagle Nest vor der Nase weggeschnappt hätte …«
    Wendy tätschelte ihren Oberschenkel und fauchte Virgil an: »Arschloch.«
    »Hey …«
    »Sie können den Fall lösen, ohne ein solches Arschloch zu sein«, sagte Wendy.
    »Genau«, pflichtete Zoe ihr bei.
    Da gesellte sich Berni zu ihnen und sagte zu Wendy: »Nimm deine Finger von ihrem Schenkel.«
    »Schnauze«, zischte Wendy. »Wir haben ein Problem.«
    Zoe herrschte Berni an: »Wenn sie ihre Hand auf meinen Schenkel legen will, darf sie das.«
    Berni trat mit wütender Miene einen Schritt zurück.
    »Mein Gott, nein …«, stöhnte Virgil.
    »Nein!«, rief Wendy aus.
    Berni machte Anstalten, Zoe einen Schlag zu verpassen, und Zoe fletschte die Zähne. Gleich würde es losgehen, dachte Virgil und drückte sich an Wendy vorbei aus der Nische. Wendy stellte sich zwischen Zoe und Berni, und Virgil legte einen Arm um Zoes Taille. Chuck der Barkeeper kam herbeigeeilt, und Windrow lachte laut auf und rief: »Rock ’n’ Roll …«
     
    Virgil schob Zoe zur Tür hinaus, küsste sie auf die Stirn und fragte: »Sind wir wieder gut?«
    »Nein.«
    »Ich verdächtige Sie auch nicht mehr, solange ich nichts gegen Sie in der Hand habe«, versprach Virgil, der das für einen fairen Kompromiss hielt.
    »Vielen Dank, Arschloch.«
    »Fahren Sie nach Hause, nehmen Sie eine Beruhigungstablette und legen Sie sich ins Bett. Morgen früh sieht die Welt anders aus.«
    »Tja, Tabletten sind die einfachste Lösung. Niemand ist mehr bereit, seine Gefühle auszuleben …«
    So zeterte sie noch eine Weile weiter. Irgendwann verlor Virgil den Faden, weil ihm eine untertassengroße Motte auffiel, die um eine der Barlampen herumflatterte, und Motten hatten ihn immer schon fasziniert. Er nickte und beobachtete die Motte, die das Licht umkreiste. Als Zoe etwas sagte, antwortete er: »Das hoffe ich. Gönnen Sie sich eine Mütze voll Schlaf.« Anscheinend hatte seine Antwort gepasst, denn sie bedankte sich.
    Da leuchtete es grün auf: eine Luna-Motte. Von denen hatte er ewig keine mehr gesehen. Spät im Jahr für eine Luna-Motte. Produzierten die in Minnesota jetzt zweimal jährlich Nachwuchs? Er hatte einen Freund an der University of Minnesota, der solche Dinge wusste …
    »… heute Abend?«
    »Ja«, antwortete Virgil. »Sie können mich jederzeit anrufen … Dann essen wir einen Cheeseburger oder so.«
    Als sie ihn ein wenig merkwürdig ansah, kam er ins Grübeln, was sie gesagt hatte. Sein Gehirn hatte irgendetwas registriert … Jedenfalls ging sie nun zu ihrem Wagen und winkte ihm von dort aus zu.
    Die Motte flatterte weiter ums Licht. Virgil versuchte, sich ihr zu nähern, doch offenbar bemerkte sie ihn, denn sie verschwand in die Nacht, zum drei Viertel vollen Mond.
     
    Er kehrte in die Bar zurück, um Windrow mitzuteilen, dass er losmüsse. Windrow nickte.
    »Danke, dass Sie mich noch mal auf die Mädels aufmerksam gemacht haben. Sie haben was gut bei mir.«
    Virgil hatte einen Plan: Gleich am Morgen würde er angeln gehen und im Boot den Fall

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