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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Straße und wieder zurück gegangen war, um sich im Geheimen mit jemandem zu treffen? Und dass dieser Jemand ihr gefolgt war und sie umgebracht hatte?
    Diese Version brachte definitiv wieder die Twin Cities ins Spiel. Mit wem hätte sie sich wohl am Rand eines Sumpfes im nördlichen Minnesota getroffen?
    Er ließ sich weiter treiben, die Leine schlaff im Wasser …
    Das ist lächerlich, dachte er. Sie hätte sich bequem in ihren Wagen setzen können, um sich mit jemandem zu treffen. Dazu hätte sie nicht durch einen Sumpf waten müssen.
    Er schloss eine Wette mit sich selbst ab: Slibe. Slibe und das unbekannte Gewehr.
    Auf die eine oder andere Weise hatte Slibe mit dem Fall zu tun. Virgil war sich ziemlich sicher, dass Jenkins und Shrake jeglichen Verdacht gegen Ruth Davies ausräumen würden und er somit die Beteiligung von jemandem aus den Twin Cities ausschließen konnte. Der Mörder kam von hier …
    Virgil begann zu pfeifen, holte die Leine ein und warf sie wieder aus.

SECHZEHN
    Am frühen Nachmittag suchte Virgil sich ein Lokal mit Anlegestelle, SANDWICH-Schild im Fenster und Blick aufs Wasser. Er bestellte eine Cola und einen Hamburger, las eine zwei Tage alte Ausgabe der Herald Review und unterhielt sich mit dem Barmann Bob, der die Morde für das Werk eines Wahnsinnigen aus den Twin Cities hielt.
    »In solchen Dingen täusche ich mich selten«, teilte Bob ihm mit.
    Bobs Meinung nach wimmelte es in den Twin Cities von Wahnsinnigen. Auch aus seinen Ansichten über Sport, Frauen, Bier, Angeln und Sebring-Kabrios machte er keinen Hehl.
    »Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich da Lesben rumtreiben«, erklärte Bob und stützte die fleischigen Unterarme auf die Theke. »Ich wette, die haben was damit zu tun. Da gibt’s bestimmt Hexenzirkel mit geheimen Opferritualen.«
     
    Virgil war vor zwei Uhr wieder auf dem Wasser und arbeitete sich am Ufer gegenüber vom Eagle Nest vor. Um drei rief Shrake ihn an.
    »Wir waren bei ihr. Zwei Dinge stehen fest: Sie hat ein Alibi für die Zeit, zu der Jan Washington angeschossen wurde – sie war beim Bestattungsinstitut, um alles für die Beisetzung vorzubereiten. Und sie hat drei Gemälde an sich gebracht, die sie jetzt wieder zurückgeben will. Sie behauptet, Erica McDill hätte sie ihr geschenkt, aber sie hat keinen Beleg.«
    »Wie viel sind sie wert?«
    »Schwer zu sagen. Erica McDill hat ungefähr neunzigtausend für das eine und dreizehntausend für die beiden anderen bezahlt«, antwortete Shrake.
    »Es hätte sich also gelohnt, sie zu stehlen.«
    »Auch schwer zu beurteilen. Ich hab einen Kumpel gefragt, der eine Kunstgalerie leitet. Der meint, sie sind so viel wert, wie jemand bereit ist, dafür auszugeben. Das große Bild, eine Ansammlung von Farbklecksen, stammt von einer Künstlerin aus Washington, D. C, die in den Fünfzigern mit wichtigen abstrakten Malern rumgezogen, selber aber nie groß rausgekommen ist. Vielleicht passiert das noch eines Tages. Dann ist das Werk etliches mehr wert. Vielleicht gerät sie aber auch vollkommen in Vergessenheit, und man kriegt überhaupt nichts dafür …«
    »Moment«, unterbrach ihn Virgil. »Du hast einen Kumpel, der eine Kunstgalerie leitet?«
    »Spar dir deine blöden Bemerkungen«, erwiderte Shrake. »Ruth Davies hat bestenfalls sekundär mit dem Mord zu tun. Sie war hier, als Jan Washington angeschossen wurde.«
    »Danke. Ihr wart mir eine große Hilfe.«
    Wieder dachte Virgil: Slibe.
     
    Und er dachte außerdem: Ich habe nichts, womit ich vor Ge richt gehen könnte.
     
    Bis auf Indizienbeweise: zwei Patronenhülsen von einem Gewehr und einen Schuhabdruck. Der Abdruck nützte nicht viel, weil er auf einen weiblichen Mörder hindeutete. Das ergab nur Sinn, wenn der Schütze eine Komplizin hatte … Da taugten die Patronenhülsen schon mehr: Wenn es Virgil gelänge, die Waffe aufzuspüren, hätte er etwas in der Hand, denn auf dem Gewehr könnten sich DNS-Spuren oder Fingerabdrücke befinden.
    War Slibe der Schütze, wäre es am logischsten für ihn gewesen, das Gewehr irgendwo in einen See zu werfen. Wenn er das tatsächlich getan hatte, unauffällig blieb und den Mund hielt, konnte Virgil ihm nichts anhaben.
     
    Er angelte noch zehn Minuten. Als er die Bootsrampe erreichte, legte er die Rute weg, machte es sich auf dem Kapitänsstuhl bequem und rief Sig an.
    »Wollen wir was essen gehen?«
    »Ich tue alles, um nicht kochen zu müssen«, antwortete sie. »Warst du das, der gestern Abend in meiner Auffahrt umgedreht

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