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Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne

Titel: Virgil Flowers 03 - Bittere Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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nicht mehr aufhalsen, wenn ich von der Bildfläche verschwunden bin.«
     
    Bei einem Big Mac, Pommes und einem Erdbeershake nahm er einen weiteren Anruf entgegen, diesmal von Jud Windrow, dem Inhaber des Spodee-Odee in Iowa.
    »Sind Sie in Grand Rapids?«, fragte Windrow.
    »Ja«, antwortete Virgil mit vollem Mund. »Und wo sind Sie?«
    »Ungefähr in tausend Meter Höhe … Auf dem Weg zu Ihnen. Wendy spielt heute Abend im Wild Goose. Ich schau vorbei und hör sie mir an. Werden Sie auch da sein?«
    »Möglich. Sonst noch was?«
    »Nein. Sie haben mir geraten, vorsichtig zu sein. Wenn Sie mit einer Waffe in meiner Nähe sind, ist das vermutlich vorsichtig genug«, sagte Windrow. »Außerdem haben Sie dieses Breeders-T-Shirt.«
    »Tja. Wann gehen Sie hin?«
    »Das erste Set fängt um sieben an. Wenn sie ordentlich singt, bleibe ich, bis sie fertig ist. Wenn nicht …«
    »Bis sieben dann.«
     
    Virgil lenkte seinen Wagen aus dem Parkplatz, fuhr einen Häuserblock weit, blieb am Straßenrand stehen und wählte die Nummer von Davenports Büro. Als seine Sekretärin sich meldete, fragte Virgil: »Ist Lucas da?«
    Er hörte sie Davenport zurufen: »Es ist dieser verdammte Flowers.«
    Davenport ging ran und begrüßte ihn.
    »Allmählich habe ich das mit dem ›verdammten Flowers‹ satt«, beklagte sich Virgil.
    »Ich sag’s ihr«, versprach Davenport. »Aber das gehört nun mal zum Flowers-Mythos. Was gibt’s?«
    »Ich wollte Bericht erstatten.«
    »Schieß los.«
    Virgil benötigte fünf Minuten, um ihm alles zu erzählen.
    Davenports Kommentar lautete: »Du weißt, was ich sagen werde.«
    »Dann sag’s.«
    »Hör dir die Band mit diesem Typen aus Iowa an, bleib lange auf, trink ein paar Bierchen, und am Morgen …«
    »Sag’s …«
    »Gehst du angeln.«
    »Ich wollte nur die offizielle Erlaubnis.«
     
    Der Highway Patrolman war noch nicht im Büro des Sheriffs gewesen, also ging Virgil erst einmal pinkeln, bevor er hinausschlenderte. Kurz darauf sah er den ochsenblutfarbenen Streifenwagen um die Ecke biegen. Er setzte sich in Bewegung, um den Fahrer zu begrüßen.
    Der Beamte hieß Sebriski und wollte Genaueres über die Schießerei in International Falls erfahren. Nachdem Virgil ihm davon erzählt hatte, sagte Sebriski: »Lieber Sie als ich, Bruder.«
    Dann überreichte er Virgil das Gewehr, für das dieser einen Empfangsbeleg unterschrieb. Anschließend unterhielten sie sich einige Minuten lang über Interna der Polizei sowie die Aussicht auf Gehaltserhöhungen. Zum Abschied klopfte Sebriski Virgil auf den Rücken. Virgil warf das Gewehr auf den Rücksitz seines Trucks.
    Sebriski hatte versucht, sich bei ihm einzuschmeicheln, dachte Virgil.
    Unmittelbar nach der Schießerei in International Falls, bei der drei vietnamesische Staatsangehörige getötet und ein weiterer verletzt worden waren, hatte Virgil, der neben seinem eigentlichen Beruf Outdoor-Journalist war, für das New York Times Magazine zwei Artikel verfasst.
    Ganz ohne bürokratisches Geplänkel war die Sache nicht abgegangen, aber der Adlatus des Gouverneurs, der sich den Zwischenfall im Kampf gegen seine republikanischen Widersacher zunutze machte, hatte zwei und zwei zusammengezählt und dem Gouverneur geraten, die Erlaubnis zu geben, und so waren die Artikel schließlich in der Times erschienen.
    Die Wirkung war größer gewesen als erwartet – die Zeitungen in Minneapolis, die ihre Informationen vom Nachrichtendienst der Times erhielten, druckten die Artikel noch einmal ab, was bedeutete, dass sie jeder im Staat lesen konnte. Nun war Virgil, sagte Davenport, der berühmteste Cop von Minnesota.
    Was Virgil Kopfzerbrechen bereitete.
    Er beobachtete – das war seine Methode. Wenn andere ihn beobachteten und befragten, machte ihn das nervös.
    Das hatte er Davenport gebeichtet, worauf dessen Frau sagte: »Na ja, irgendjemand muss eben an vorderster Front stehen.«
    Dass sich nun auch noch Kollegen bei ihm einzuschmeicheln versuchten, verschlimmerte alles noch.
    Er würde einen kapitalen Bock schießen müssen, um den Normalzustand wiederherzustellen. Das sollte ihm nicht schwerfallen. Slibe war nicht zu Hause.
    Der Pick-up stand nicht in der Auffahrt, und als Virgil klopfte, hörte er nur das Echo aus dem leeren Gebäude. Virgil wandte sich mit der Gewehrhülle seinem Truck zu. Slibe junior stand am Eingang zum Zwinger, eine halbvolle Tüte Hundefutter in der Hand. Die Sonne beschien ihn so, dass er vor dem dunklen Innern der Scheune fast aussah

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