Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
in der Dunkelheit wie ein kapitulierender Deutscher aus einem Bildband über den Zweiten Weltkrieg.
    »Ins Licht«, sagte Virgil. »Und keine Dummheiten. Eine hastige Bewegung, und Sie sind ein toter Mann. Legen Sie sich auf den Boden, Gesicht nach unten.«
    Der Mann tat, wie ihm geheißen. Jenkins legte ihm Handschellen an und tastete ihn ab.
    Der Mann jammerte: »Die haben mich im Stich gelassen. Sind weggelaufen wie kopflose Hühner.«
    »Keine Sorge«, sagte Virgil. »Sie werden jetzt viel Zeit haben, mit ihnen darüber zu diskutieren.«
     
    Als sie sich die Trucks einen nach dem anderen ansahen, entdeckten sie einen weiteren Verletzten, einen älteren Mann mit vor Schmerz schweißnassem Gesicht und durchschossenen Beinen.
    »Helfen Sie mir«, flehte er sie an.
    Sie warfen seine Waffe in den Schnee, schnitten hastig Stoffstreifen aus seiner Jacke und legten ihm einen Druckverband an. Anschließend fesselten sie ihn mit Handschellen ans Lenkrad und suchten weiter, fanden jedoch niemanden mehr.
    »Jenkins, du hast gewütet wie ein Berserker«, sagte Virgil.
    »Ja, stimmt, ich war ungnädig«, gab Jenkins zu. »Die meisten von den Typen hab ich nicht mal gesehen. Sobald sie in den Trucks saßen, hab ich einfach draufgehalten.«
    Ein weiterer Wagen näherte sich: Brown und Schickel.
    Virgil ging ihnen zur Hügelkuppe entgegen. Das Haus brannte lichterloh, und er spürte die Hitze im Rücken. Wasser von geschmolzenem Schnee rann die Auffahrt hinunter.
    »Dunn muss sofort ins Krankenhaus: Können Sie ihn hinbringen?«
    Brown setzte ihn zu sich ins Auto. Fünf Minuten später traf der erste Notarztwagen ein und nahm den Erblindeten und den Mann mit den Beinverletzungen auf. In ein zweites Sanitätsauto luden die Polizisten von der Highway Patrol einen Farmer aus dem Truck im Graben; er hatte eine Schusswunde im Rücken. Einer der Männer, die vor dem Haus lagen, zeigte noch schwache Lebenszeichen.
    Sie nahmen ihn ebenfalls mit.
    Mehr Polizei, aus Warren, Martin und Jackson County, Autos überall, Lichter zwischen den Bäumen und auf den Feldern.
    Lee sagte zu Virgil: »Wir müssen Kristy in die Stadt bringen, solange sie noch in der Lage ist zu reden. Und wir brauchen Durchsuchungsbefehle und alle Beamten. Drei oder vier postieren wir bis zum Morgen vor dem Haus, auch wenn nicht mehr viel davon übrig ist …«
    »Mach du das«, sagte Virgil. »Du bist der Sheriff. Ich muss mich ein paar Minuten hinsetzen.« Er seufzte und betrachtete das Chaos.
    »Fünfzehn«, bemerkte Jenkins nach einer Weile.
    »Was?«, fragte Virgil, bevor er begriff. »Ja.« Die Schrägheitsskala.
    »Wie fühlst du dich?«, erkundigte sich Jenkins.
    »Entsetzt, weil ich irgendwie gut drauf bin, so, als könnte ich das gleich noch mal machen«, antwortete Virgil. »Mann, was für ein Adrenalinstoß.«
    Jenkins grinste ihn im Schein des Feuers an. »Pst. Das verraten wir niemandem.«

EINUNDZWANZIG
    Lee Coakley besaß Organisationstalent, und die Aufräumarbeiten nach der Schießerei, bei der einer ihrer Kollegen umgekommen war, entwickelten sich zu einer Gemeinschaftsaktion. Virgil hatte das nach Unwettern in kleinen Orten, wo es nicht die geeignete Infrastruktur für große Notfälle gab, schon oft erlebt: Alle packten mit an.
    Warren County hatte die doppelte Fläche von New York City, und Lee standen zwölf Deputies für das gesamte Gebiet, Homestead ausgenommen, zur Verfügung. Ein Patrolman hatte sieben Tage die Woche rund um die Uhr Bereitschaft. Dazu kamen zwei Sergeants und ein Ermittler, zwei Teilzeit-Deputies und fünfzehn Justizvollzugsbeamte sowie etwa zwanzig Beamte aus den angrenzenden Countys.
    Sie trommelte alle zusammen, spannte Polizisten, die den Bezirk kannten, mit solchen zusammen, die es nicht taten, und sandte ein Dutzend Teams aus, um die Familien einzusammeln, deren Kinder Kristy auf den Fotos identifiziert hatte. Die übrigen schickte sie in den Gerichtssaal von Homestead, um Durchsuchungsbefehle für den folgenden Tag zu beschaffen, während die Gefängnisbeamten die Formalitäten für die Inhaftierung erledigten. Vier Polizisten bewachten über Nacht das Haus der Rouses.
    Kristy wurde von einer Mitarbeiterin des Bezirksjugendamts zu einer Zelle mit unverschlossener Tür begleitet. Lee und Virgil wollten, dass Kristy sich sicher fühlte und keine Angst haben musste.
    Zwei Wagen der örtlichen freiwilligen Feuerwehr sowie zwei von der in Homestead waren eingetroffen, die letztlich nur dafür sorgten, dass das Feuer sich

Weitere Kostenlose Bücher