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Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat

Titel: Virgil Flowers - 04 - Blutige Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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auf das Haus ab. Die Kugeln durchdrangen die Schindeln und ließen die Wand erzittern. Als Virgils Magazin leer war, eröffnete Jenkins das Feuer.
    Virgil hatte gerade das zweite Magazin in sein Gewehr geschoben, als er eine Bewegung zu seiner Rechten wahrnahm. Er wirbelte herum und schoss.
    »Ich laufe rechts rum und versuche, sie aus dem Haus zu holen«, rief Jenkins.
    »Ich probier’s über die hintere Tür«, rief Virgil zurück. »Setz sie weiter unter Druck.« Er hielt das Handy ans Ohr. Es war Lee. »Schaffst du’s ins Erdgeschoss, zur hinteren Tür?«
    »Dunn hat’s am Fuß erwischt«, antwortete Lee. »Er blutet stark und kann nicht gehen.«
    Eine lange, stockende Salve, als Jenkins sich über die rechte Seite vorarbeitete.
    »Ich komme durch die hintere Tür«, erklärte Virgil. »In ein oder zwei Minuten. Schieß nicht auf mich.«
    »Hier brennt es …«
    »Bin gleich da.«
    Virgil schaute nach rechts, wo er zuvor die Bewegung wahrgenommen hatte: nichts.
     
    Mit vor Angst wild pochendem Herzen stolperte Virgil durchs Unterholz und stieß gegen kleinere Bäume, die er nicht rechtzeitig bemerkte, bis er sich auf Höhe der hinteren Tür befand. Dort ließ er sich auf den Boden fallen und lauschte. Jemand feuerte eine halbautomatische Waffe ab, aber die meisten anderen waren verstummt. Dann plötzlich das Bumm-bumm-bumm einer Schrotflinte von der anderen Seite. Virgil machte sich Sorgen um Jenkins, hörte jedoch eine Antwortsalve. Jenkins war am Leben.
    Ein Truck schlingerte rückwärts die Auffahrt hinunter, gefolgt von einem zweiten; Männer brüllten etwas. Virgil sah von seinem Platz hinter dem Haus aus niemanden. Als er eine weitere Salve von Jenkins hörte, hastete Virgil über die freie Fläche zur hinteren Tür.
    Er trat mit aller Kraft dagegen, spürte, wie sie nachgab, trat ein zweites Mal dagegen, und das Schloss barst. Kurz darauf war er im Innern, am Fuß einer kleinen Treppe mit vier Stufen. Er ging sie hinauf, das M16 vor sich, verschaffte sich rasch einen Überblick und betrat die Küche. Der Boden war blutverschmiert. Aus dem etwas höher gelegenen Wohnzimmer drangen das Licht lodernder Flammen und heißer schwarzer Rauch.
    Im Haus wurde nicht mehr geschossen. Wieder hörte Virgil eine Salve aus Jenkins’ Gewehr. Wahrscheinlich, dachte er, hatten die Farmer so viel Angst vor einem Typen mit vollautomatischer Waffe, dass sie das Weite suchten.
    Er huschte durch die Küche. Im Wohnzimmer, wo offenbar Benzin ausgeschüttet worden war, fraßen sich die Flammen durch die Möbel. In dem Inferno erkannte Virgil eine stark verkohlte Leiche. Er rief die Treppe hinauf: »Ich bin’s, Virgil.« Auf dem Treppenabsatz lag ein Toter. Er sprang über ihn hinweg, rief noch einmal: »Ich bin’s, Virgil«, hastete hinauf und sah Lee, die ihn an der offenen Tür zum Bad erwartete.
    Dunn saß hinter der Wanne, ein junges Mädchen darin.
    »Kommt«, sagte Virgil.
    »Mich hat’s am Fuß erwischt«, erklärte Dunn.
    »Hangeln Sie sich an der Wand hoch«, riet Virgil ihm.
    Er streckte Lee, die die Box mit den Fotos in der Hand hielt, das Gewehr hin und sagte: »Gib die Schachtel der Kleinen. Und geh voran.«
    Virgil bückte sich ein wenig, so dass Dunn, der bestimmt hundert Kilo wog, sich an ihm festhalten konnte, schob einen Arm zwischen dessen Beinen hindurch und hob ihn im Feuerwehrgriff hoch.
    So bewegten sie sich den Flur entlang, Lee vorneweg mit der Waffe in der Hand, dann das Mädchen. Kristy huschte rasch in ein Zimmer, um eine Jacke zu holen.
    Das Feuer breitete sich rasch aus, und sie eilten in die Küche, zu den Stufen an der hinteren Tür.
    »Oh, Scheiße«, sagte Lee, drehte sich um und gab Virgil das Gewehr. »Bin gleich wieder da.«
    »Was zum Teufel …?«
    Doch sie war bereits weg. Wenig später – von draußen ertönten Rufe, Motorengeräusche und Schüsse, dann das Klirren von berstendem Glas – kam Lee zurück. Virgil reichte ihr das Gewehr. Kurz darauf waren sie vor dem Haus.
    »Zum Wald«, rief Virgil.
    Er lief, so gut es mit Dunn auf dem Rücken ging. Als sie die Bäume erreichten, hielten sie inne und duckten sich hinter einen dickstämmigen Eschenahorn, wo Virgil Dunn herunterließ.
    Dunn stöhnte auf. »Danke, Mann.«
    Virgil nahm Lee das Gewehr ab und sagte: »Bleibt hier. Mein Kollege Jenkins kommt wahrscheinlich von hinten ums Haus herum. Schieß nicht auf ihn.«
    »Wo willst du hin?«, fragte Lee.
    »Noch ein paar Leute abknallen«, antwortete er.
     
    Dazu kam es

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