Virtuelle Küsse (German Edition)
schönes." "Ja das stimmt. Wenn ich mit ihm zusammen bin, dann ist es nur schön!"
Wir zahlten und nahmen unsere Tüten auf den Arm. Micky fuhr mich nach Hause, wollte aber
dann gleich weiterfahren, um mit den Hunden zu laufen.
25
- Niemandsland
Ein paar Nächte später hatte ich einen furchtbaren Alptraum.
Ich träumte ich wäre in einem kleinen Dorf und suchte Dominic. Die Häuser waren nur
Bretterverschläge und hatten Holztüren, und ich lief im Dunkeln durch die Straßen und sah in
jedes Haus hinein. In einem Haus waren drei Hexen, ich wußte am nächsten Tag noch genau
dass es drei waren, eine lag auf einem Holzbett und hielt mir ein Buch hin, dessen Titel ich
nicht lesen konnte, und lachte dabei die ganze Zeit, die andere lag unter dem Bett und grinste
mit ihrem Hexengesicht hervor, die dritte Hexe stand neben der Tür. Sie waren alle drei ganz
grell geschminkt und hatten furchtbare Augen. Ich fragte in die Runde, wo ist Dominic - und
die Hexe an der Tür zeigte zu einem Haus am Ende der Straße. Ich rannte dorthin, lief durch
die Holztür und sah Dominic, wie er da im Raum stand und zu mir hersah. Er streckte die
Arme nach mir aus, er wollte zu mir, aber seine Augen sahen durch mich hindurch und ich
wußte, er nahm mich gar nicht wahr. Ich wollte zu ihm hingehen, rief seinen Namen, aber
eine unsichtbare Kraft hinderte mich daran. Ich kam einfach nicht vorwärts. Ich versuchte es
immer wieder, aber es ging nicht.
Mit einem Ruck wachte ich auf und saß senkrecht im Bett, schweißgebadet, und brach in
Tränen aus. Der Traum war so lebendig dass ich glaubte, gerade eben von einer Welt in die
nächste gesprungen zu sein. Unbewußt und mechanisch griff ich zu meinem Handy neben
dem Bett und drückte auf Dominics Nummer. Er meldete sich verschlafen. "Dominic, hier ist
Dani" schluchzte ich ins Telefon. "Geht es Dir gut? Bist Du okay? Ich hatte einen ganz
scheußlichen Alptraum über Dich." "Es geht mir gut" sagte er, "ich liege in meinem Bett und
schlafe. Mach Dir nicht so viele Gedanken, Dani." "Wie soll ich nicht an Dich denken, wenn
Du allgegenwärtig bist? Jeden Tag kriege ich Situatonen oder Dinge vor die Füße, die mich
automatisch an Dich erinnen. Das was Du sagst, das hat jeder zu akzeptieren, Dominic. Wenn
ich sage, ich finde Dich toll und ich steh auf Dich, dann darf das nicht sein! Das ist unsere
verlogene Welt, in der es nur ein 'ich habe recht und Du hast nicht recht' gibt."
Ich wischte mir die Tränen ab. Aufgewühlt durch den Traum überlegte ich nicht, was ich
sagte, ich sagte ihm einfach was mir auf der Seele brannte. "Du tust gerade so als sei es ein
Verbrechen, dass ich mich in Dich verliebt habe. Schau Dich doch an! Du weißt doch selbst
am besten, wer Du bist. Ich will es auch wissen. Ich möchte wissen, was in Deinem Kopf
vor sich geht, ich möchte Dich verstehen. Lass uns immer die Wahrheit zueinander sagen!
Lüg mich nie an, Dominic, egal was es ist. Bitte!"
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dominic sagte nichts, mir brannten die Tränen
hinter den Augen. Wenn er Maya belog war es ein leichtes für ihn auch mich zu belügen.
"Ich verpreche es" sagte er endlich. "Ich weiß gerade nicht so richtig, in welche Richtung ich
gehen soll..."
"Wegen mir?" Ich hielt den Atem an. "Nein, wegen meinen Wasserschnecken" sagte er
sarkastisch. "Natürlich wegen Dir! Es war total wichtig dass wir uns jetzt kennengelernt
haben."
Warum? fragte ich mich im gleichen Moment. "Warum? Du musst das herausfinden! Weil ich
mich mit Dingen beschäftige, die die Norm verlassen? Weil ich die Dinge hinterfrage, anstatt
sie einfach nur hinzunehmen? Weil ich nicht an Zufall glaube? Weil ich ein Grenzgänger bin,
ein Rebell? Für Schönheit kann man nichts, für Dummheit schon!"
Das saß! Es war mir einfach so herausgerutscht. Ich hoffte im gleichen Moment er würde es
nicht persönlich nehmen. "Am Scheideweg des Lebens gibt es keine Hinweisschilder,
Dominic. Wie lange seid ihr zusammen? Was fasziniert Dich an Maya" fragte ich ihn weiterfroh dass er mir jetzt gerade Frage und Antwort stand. "Seit drei Jahren... was meinst Du,
allgemein oder jetzt gerade? Gemeinsame Interessen..." "Und ihr seid jedes Wochenende
zusammen? Hast Du in den drei Jahren niemals ein Wochenende für Dich gehabt oder
etwas anderes gamacht?"
"Nein, niemals." "Aber Dominic, das wäre total wichtig für Dich! Wann willst Du denn mal
über Dich nachdenken, wann mal zur Ruhe kommen. Jeder braucht doch Zeit für sich, um
sich
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