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Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Martinez
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jemandem ausstaffiert worden war.
    »Und wie kommen wir zum Stadion?«, erkundigte er sich.
    »Mit der roten Linie.«
    »Dann übernimm du mal die Führung«, schlug er vor und warf das Kreuzworträtsel auf den Zeitschriften-Haufen des Cafés.
    Wir gingen nebeneinander her, aber ich brauchte drei Schritte für seine zwei. Er schien es nicht zu bemerken.
    »Hattest du in den letzten paar Tagen viel zu tun?«, fragte ich. Autsch . Das klang viel zu aufdringlich. Wieso hatte ich nicht gleich gefragt Warum hast du dich nicht bei mir gemeldet?
    Er zuckte die Achseln.
    Nach all der Aufregung der letzten Tage – Heidis Verschönerungsaktion, mein erster Kuss und mein zweiter Kuss (die ich beide alle zehn Minuten in Gedanken durchspielte) – hatte ich nicht damit gerechnet, dass die Atmosphäre zwischen uns verkrampft sein könnte. Das hatte ich nun davon. Ich hätte eine Liste mit Gesprächsthemen anlegen und auswendig lernen sollen.
    Warum nur hatte ich die Inderal in die Toilette gekippt? Wenn ich jetzt bloß eine einzige nehmen könnte, wäre das zittrige Gefühl in meinem Magen wieder weg.
    Ich sah kurz zu ihm hinüber. Seine Hände steckten in den Hosen­taschen und er pfiff eine Melodie, die mir bekannt vorkam.Vielleicht bildete ich mir bloß ein, dass wir verkrampft miteinander umgingen. Ich hörte der Melodie zu.
    »Brahms, Sonate für Violine und Klavier in G-Dur«, entfuhr es mir, als ich sie endlich erkannt hatte. »Spielst du die im Programm des Halbfinales?«
    Er hörte auf zu pfeifen. »Ich habe keine Lust darüber zu reden.«
    Nein, die Verkrampftheit hatte ich mir nicht bloß eingebildet. Wir kamen um die Ecke und warteten gemeinsam mit den anderen Passanten darauf, die Straße zu überqueren. Abrupt wandte er sich mir zu und ich bemerkte eine schmerzhaft aussehende längliche Rötung an der linken Kieferseite, die offensichtlich vom Geigeüben stammte.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich bin nur ziemlich gestresst.« Dann zuckte er die Schultern und grinste. »Lass uns heute Abend einfach nur Spaß haben.«
    »Sicher.«
    Wir überquerten die Straße und stiegen die Treppe zum Bahnsteig hinauf, auf dem sich bereits eine Horde aufgeregter White-Sox-Fans drängelte. Sie trugen die Nadelstreifentrikots der Sox, schwenkten ihre riesigen Schaumstofffinger und stanken jetzt schon nach Bier. Der arme Clark. Ich stellte ihn mir vor, wie er an einem Tisch mit Symphonie-Liebhabern saß und versuchte, sich durch das Abendessen zu nicken, ohne dabei einzuschlafen.
    Jeremy sah sich auf dem Bahnsteig um. »Ich kann nicht fassen, dass ich endlich mein erstes Baseball-Spiel sehen werde. Ehrlich gesagt kenne ich mich noch nicht einmal hundertprozentig mit den Regeln aus.«
    »Die sind ziemlich leicht zu verstehen«, erwiderte ich. Dabei war ich mir nicht sicher, ob sie das wirklich waren oder ob ich nur einfach mit ihnen aufgewachsen war.
    »Und, sehen Baseballfans genauso aus wie Fußballfans?«, wollte ich wissen.
    »Mehr oder weniger«, antwortete er. »Nur fürchte ich hier nicht um mein Leben, was ich täte, wenn ich jetzt in einer Menge von Manchester-United-Fans stehen würde.«
    »So wild?«
    »Auf eine verrückte, gesetzlose Wir-legen-dich-um-und-verschlingen-dich-falls-du-die-falsche-Mannschaft-anfeuerst-Art. Gegen wen spielen die Sox überhaupt?«
    »Gegen die Minnesota Twins.«
    »Twins? Das ist aber ein ziemlich lahmer Name für eine Sportmannschaft.«
    »Das stimmt. Die Tatsache, dass du das erkannt hast, macht dich bereits zu einem fantastischen White-Sox-Fan.«
    Als die Bahn einfuhr, wurden wir mit der Menschenmenge in eines der Abteile geschoben und ich fand mich zwischen Jeremys Körper und einem dreckigen Fenster eingequetscht wieder. Wir standen dicht beieinander und konnten uns nicht unterhalten – mein Kopf reichte gerade bis zu seiner Brust –, aber ich war irgendwie erleichtert deswegen. Es gab keine Stange in der Nähe, an der ich mich hätte festhalten können, und als der Zug anfuhr, fiel ich gegen Jeremy. Mein Gesicht landete direkt auf seiner Brust. Er fing mich lachend auf und half mir dabei, meine Balance wiederzufinden, behielt aber eine Hand aber auf meinem Rücken. Sein Hemd roch nach Waschmittel, frisch und süßlich.
    Wir kamen gerade rechtzeitig, um das Schlagtraining mit anzusehen, worauf Clark jedes Mal bestand. Das war ihm wichtig und genauso wichtig war ihm, bis zum letzten Mann im Stadion zu bleiben. Er hielt nichts von diesem

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