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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Augen.
    Sie sah auf Gitshs Handschuhe. Kein Blut quoll zwischen den Fingern nach oben.
    Amos. Plötzlich konnte Margaret wieder klar denken.
    »Mach genau, was ich sage«, befahl sie. »Heb die Hände bei drei und mach dich bereit, sofort wieder zuzudrücken, wenn ich los sage. Eins … zwei … drei.«
    Gitsh zog die Hände ein paar Zentimeter zurück und ließ sie in der Luft hängen, bereit, sofort wieder zuzupacken.
    Kein Blut floss.
    Das Skalpell war unmittelbar rechts von Amos’ Luftröhre eingedrungen, nach außen abgerutscht und hatte die ganze rechte Seite seines Halses aufgeschlitzt.

    Zwar konnte sie seinen Puls nicht überprüfen, ohne die Handschuhe auszuziehen, aber das brauchte sie auch nicht mehr.
    Amos Braun war tot.
    52
Küsschen
    Langsam und vorsichtig drehte Chelsea den Türknauf. Er gab keinen Laut von sich. Genauso wenig wie die Tür, als sie sie öffnete. Sie schlich in das Schlafzimmer ihrer Eltern. Daddy schnarchte. Er schnarchte immer. Manchmal schlief Mommy deswegen auf der Couch, doch nicht heute Nacht. Sie musste müde gewesen sein.
    Wenn Daddy schnarchte, stand sein Mund stets weit offen. Er sah dümmlich aus. Mommy schlief mit geschlossenem Mund.
    Chelsea würde sich darum kümmern.
    Sie ging auf Zehenspitzen zum Bett, ihre Füße waren auf dem Teppichboden kaum zu hören. Mommy wollte, dass sie zum Arzt ging? Zum Arzt, der sie immer piekste mit diesem ganzen Zeug? Zum Arzt, der Nadeln hatte? Nun, jetzt hatte Chelsea das Sagen. Das hatte ihr Chauncey verraten. Mommy würde sie nicht mehr dazu bringen, irgendetwas zu tun.
    Chelsea stand am Rand des Bettes und sah auf Mommy hinab. Mommy hatte so ein hübsches Gesicht.
    Chelsea hob Zeigefinger und Daumen und drückte Mommy langsam und sanft die Nase zu. Nicht so kräftig, dass es ihr
wehtat, sondern nur so stark, dass keine Luft mehr hineinströmte. Ein paar Sekunden lang passierte gar nichts. Dann öffnete Mommy den Mund und holte tief Luft. Chelsea ließ Mommys Nase los, warf sich zu Boden und lag flach ausgestreckt neben dem Bettrand. Falls Mommy aufwachte, musste sie über den Bettrand hinweg blicken, um Chelsea zu sehen.
    Chelsea wartete, aber Mommy schien sich nicht zu bewegen. Beinahe hätte sie kichern müssen.
    Langsam erhob sich Chelsea auf die Knie und stand schließlich auf; sie war ganz leise, wie bei einer Zeitlupenaufnahme in einem Film. Sie hob den Kopf, bis ihre Augen über den Bettrand ragten.
    Mommys Mund stand immer noch offen.
    Ihre Augen waren immer noch geschlossen.
    Sie atmete sehr langsam.
    Mommy schlief.
     
    Sorge dafür, dass sie gehorcht.
     
    Chelsea nickte. Langsam beugte sie den Kopf vor. Chelsea wartete noch drei Sekunden länger, um zu sehen, ob Mommy aufwachen würde.
    Ein -eintausend, zwei -eintausend, drei -eintausend …
    Bereit, Mommy? Fertig oder nicht, jetzt komme ich.
    Chelsea drückte ihre Lippen auf Mommys Lippen. Ihre Zunge streichelte Mommys Zunge. Es gab ein zischendes Geräusch, und sie hatte ein Gefühl, als schiebe sie sich eine Handvoll Weizen-Pops in den Mund. Chelsea ließ sich wieder zu Boden fallen. Diesmal rollte sie unter das Bett und gab sich ganz schrecklich große Mühe nicht zu kichern.
    »Gehnuhhgg«, sagte Mommy. Chelsea spürte, wie sich das Bett bewegte, als Mommy erwachte und sich rasch aufsetzte.
Sie gab ein Geräusch von sich, als huste und spucke sie gleichzeitig. Wegen der heftigen Bewegungen Mommys wackelte das ganze Bett.
    »Unh«, sagte Mommy. »Mein Muunn!«
    »Schatz«, sagte Daddy mit schläfriger Stimme. »Schätzchen, bist du okay?«
    »Naiii, mein Muunn iss Feuaa!«
    »Hast du gerade etwas gegessen?«
    »Naiii, habb schlaaafen!«
    Selbst wenn ihr Mund brannte, gelang es Mommy noch, ihre Stimme so klingen zu lassen, als ob Daddy etwas total Schwachsinniges gesagt hätte.
    »Entspann dich. Wahrscheinlich hast du aufstoßen müssen oder so. Vielleicht ist ein bisschen Säure hochgekommen.«
    »Unh!«, sagte Mommy. »Un-huh!«
    »Spül dir den Mund mit Mundwasser aus«, sagte Daddy. »Und nimm eine Magentablette.«
    Wieder spürte Chelsea, wie sich das Bett bewegte. Sie blieb vollkommen regungslos. Mommys Füße landeten auf dem Boden, dann ging sie ins Badezimmer. Einen Augenblick lang leuchtete das Badezimmerlicht auf, bevor sich die Tür hinter ihr schloss und nur noch der helle Umriss der Tür sichtbar war.
    Chelsea spürte, wie ein Ruck durch das Bett ging. Dann, nur zwei Sekunden später, schnarchte Daddy wieder. Wow, darin war er gut! Sie biss sich in die

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