Virulent
nicht nochmal.«
Murrays Magen brannte. Er brauchte eine Tablette, und zwar sofort. Kurz bevor er das Oval Office betreten hatte, hatte er Dew bereits nach Gaylord geschickt.
»Wir müssen Perry schicken, Sir«, sagte Murray. »Dawsey ist der Einzige, der die Infizierten finden kann.«
Vanessa lächelte. Er hasste dieses Lächeln. Scheiße, er hasste es wirklich.
»Aber Sie wissen doch schon, wo die Jewells wohnen«, sagte Vanessa. »Und diese Information haben Sie nicht von Perry Dawsey bekommen, richtig?«
Er war geradewegs in die Falle getappt. Die ganze Sache war so verdammt offensichtlich, dass er es nicht einmal mitbekommen hatte.
»Ja, Ma’am. Aber sie könnten sich wie andere infizierte Wirtspersonen verhalten und fliehen, und deshalb brauchen wir Dawsey.«
»Verstehe«, sagte Vanessa. »Nun, ich glaube, wenn Dawsey diese Infektion in Gaylord entdeckt hätte, hätten Sie uns das bereits gesagt. Also gehe ich recht in der Annahme, dass er sie nicht entdeckt hat?«
»Das ist korrekt«, sagte Murray. »Er spürt, dass … äh … seine Fähigkeit, die Infizierten zu finden, durch eine unbekannte Kraft beeinträchtigt wird.«
»Also hat er sie diesmal nicht entdeckt«, wiederholte Vanessa. »Und das bedeutet, wenn die Jewells fliehen, können wir keineswegs sagen, ob Perry sie überhaupt noch aufspüren kann.«
Murrays Gesicht fühlte sich sehr heiß an. »Ich würde sagen, das ist korrekt, Ma’am. Aber wir wissen auch nicht, ob diese Beeinträchtigung andauert, oder ob er wieder etwas hören kann, wenn er nicht mehr so weit von den Betroffenen entfernt ist. Er ist unser einziger Pluspunkt, was das Aufspüren von Infizierten betrifft. Wir müssen ihn jetzt losschicken.«
»Was wir tun müssen«, sagte Vanessa, »ist Folgendes: Wir müssen sicherstellen, dass wir den Jewells helfen, bevor es zu spät ist. Sobald wir sie haben, können Sie Dawsey holen, damit er – unter strenger Bewachung – mit den Dreiecken kommuniziert. Das kann er doch noch, oder, Murray?«
»Ja«, sagte Murray, obwohl er wirklich nicht wusste, ob dies stimmte.
»Dann können wir uns also darauf einigen, dass es keine gute Idee ist, Dawsey gleich als Erstes loszuschicken.«
Murray schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gesagt.«
»Ich bitte Sie, Murray«, sagte sie. »Ihr chaotisches Labyrinth
von Geheimnissen funktioniert einfach nicht. Wir müssen aufhören herumzupfuschen.«
»Ich glaube nicht, dass Amos Braun herumgepfuscht hat, als er in Erfüllung seiner Pflicht gestorben ist, Miss Colburn.« Die Worte waren gefallen, bevor er nachdenken konnte.
»Natürlich hat sie das nicht gemeint«, sagte Gutierrez kühl. »Nicht wahr, Vanessa?«
Sie starrte Murray an. Die Botschaft in ihrem Blick war eindeutig: Sie haben mich gerade vor dem Präsidenten bloßgestellt, und das werde ich nicht vergessen.
»Natürlich nicht«, sagte sie. »Entschuldigen Sie, Murray.«
Gutierrez nickte kurz, als könnte die Entschuldigung die Situation auf Dauer bereinigen.
Vanessa wandte sich an Gutierrez. »John, was ich sagen wollte, ist, dass wir das Ganze auf eine höhere Ebene bringen sollten. Wir müssen Odgen hinschicken.«
Wieder nannte sie den Präsidenten bei seinem Vornamen.
»Und was soll Odgen tun?«, fragte Murray. »Den Ort abriegeln? Von Tür zu Tür gehen und Margarets Test durchführen? «
»Genau«, sagte sie. »Genau das müssen wir tun.«
Präsident Gutierrez sah sie lange an, während seine Finger in einem bestimmten Rhythmus auf den Tisch klopften. Er wandte sich an Murray. »Wird es nicht unmöglich werden, die Dinge weiter geheim zu halten, wenn wir das tun?«
Murray sah zuerst den Präsidenten an und dann Vanessa. Seine Augen waren wieder kalt und emotionslos. Er mochte sie nicht, aber er respektierte diesen kühnen Schachzug. Sie wollte Soldaten einsetzen? Eine ganze Kleinstadt abriegeln? Vanessa Colburn pfuschte nicht herum.
»Ehrlich gesagt, Sir«, antwortete Murray, »stimme ich Miss
Colburn zu. Und ich glaube, dass wir die Geheimhaltung aufrechterhalten können. Doktor Cheng benutzt fleischfressende Bakterien als Verschleierung für seine Untersuchungen. Wir könnten behaupten, dass ein Flugzeug mit Forschungsmaterial über Gaylord von den Radarschirmen verschwunden ist … und dass die Einwohner möglicherweise mit den fleischfressenden Bakterien in Berührung kommen könnten. Da die lokale Bevölkerung gefährdet ist, sind die dortigen Behörden zu rückhaltloser Zusammenarbeit mit uns verpflichtet.
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