Virulent
Wir könnten lokale Polizeibeamte zu unseren Sprechern machen; die Bevölkerung würde auf sie hören. Uns stehen genügend Schnelltests zur Verfügung, um alle Einwohner zu überprüfen, die wir finden können. Wir können die Leute problemlos dazu bringen, sich testen zu lassen, wenn wir ihnen sagen, dass sie bei lebendigem Leib verwesen und einen grässlichen Tod sterben werden, wenn sie die Bakterien haben und sich weigern sollten, sich behandeln zu lassen.
Wir evakuieren die Stadt, testen jeden auf dem Weg nach draußen und gehen dann von Tür zu Tür, um zu sehen, ob jemand im Ort geblieben ist. Entweder erwischen wir die Infizierten, wenn sie die Stadt verlassen, oder wir erwischen sie in ihren Häusern. Sobald die Stadt gesichert ist, können alle wieder zurückkehren. Das Ganze dauert höchstens zwei Tage.«
Gutierrez hob überrascht die Augenbrauen. »Sie haben das heruntergerasselt, als hätten Sie schon einmal eine Stadt besetzt. «
Murray nickte. »Es gibt immer gewisse Vorkommnisse. Wenn Sie bereit sind, eine Geheimhaltungsverpflichtung zu unterschreiben, kann ich Ihnen jede Geschichte erzählen, die Sie hören möchten. Ich habe welche aus dreißig Jahren.«
Gutierrez klopfte noch einen Augenblick mit den Fingern
auf den Tisch, bevor er sprach. »Wie lange wird es dauern, um Odgens Männer nach Gaylord zu schaffen?«
»Der Otsego Airport liegt direkt in der Stadt«, sagte Murray. »Odgen und seine Männer können dort mitsamt ihren Humvees in mehreren C-17 landen. Außerdem werden wir Ospreys und Apaches als Unterstützung haben. Wahrscheinlich wird er drei oder vier Stunden nach meinem Anruf vor Ort in Gaylord sein. Trotzdem, Sir, möchte ich nachdrücklich vorschlagen, auch Dawsey mit ins Spiel zu bringen. Wenn er es schafft, die Infizierten aufzuspüren, könnte das die ganze Angelegenheit abkürzen. Odgens Männer könnten dafür sorgen, dass er unter Kontrolle bleibt.«
Gutierrez wandte sich Vanessa zu. Sie nickte.
»Tun Sie das, Murray«, sagte Gutierrez. »Besorgen Sie Tom Maskill einen Überblick über die Details der Bakterien-Story, wir koordinieren das dann. Aber ich will, dass Dawsey und Phillips so lange stillhalten, bis Odgen eintrifft. Das ist mein Ernst, Murray. Es wäre besser für die beiden, wenn sie sich irgendwo zu einem Kaffee zusammensetzen und bis dahin keinen verdammten Finger krummmachen. Ich werde das überprüfen, und sollte ich herausfinden, dass man meine Befehle missachtet, dann war’s das für Sie.«
Murray musste so schnell wie möglich aus dem Oval Office verschwinden, um Dew anzurufen, bevor Perry irgendwelche Dummheiten machen konnte.
»Ja, Sir«, sagte Murray. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen. Ich muss das alles sofort in die Wege leiten.«
Gutierrez nickte, und Murray rannte fast aus dem Zimmer.
54
Wach auf, Mommy
Chelsea stand am Fußende des Bettes ihrer Eltern und aß einen Crunch Bar Eskimo Pie. Es war erst acht Uhr morgens, und das war schon ihr drittes Eis.
Mommy und Daddy würden keine Regeln mehr aufstellen.
Versuche sie zu wecken.
Aber ohne zu sprechen.
»Im Ernst?«
Sprich in deinen Gedanken mit mir.
Entschuldigung, dachte Chelsea.
Zu dir wird meine Verbindung am stärksten sein. Du wirst mir helfen, mit den Anderen zu sprechen. Jetzt versuche, sie aufzuwecken.
Chelsea biss ein Stück von ihrem Eisriegel ab, schluckte es und konzentrierte sich.
Wacht auf, ihr Schlafmützen.
Nichts passierte.
Versuche es noch einmal. Sei nicht nett, Chelsea. Du weißt doch, dass deine Stimme lauter wird, wenn du so wütend bist, dass du schreien musst?
Ja.
Gedanken funktionieren genauso.
Haben deine Eltern jemals etwas getan, das dich wütend gemacht hat?
Chelseas Lächeln verschwand. Warum konnte sie nicht so viel Eiscreme haben, wie sie wollte? Warum erlaubte Daddy nicht, dass sie sich Ohrlöcher stechen ließ? Und warum bekam sie kein Hündchen? Sie wollte ein Hündchen. Das war einfach nicht fair. Vielleicht musste Daddy beschützt werden, aber er musste auch aufhören, böse zu sein.
Chelsea konzentrierte sich wieder.
Wach auf, Daddy, oder … ich werde dir den Hintern versohlen.
Daddy setzte sich auf. Er war fast völlig wach und starrte Chelsea einfach nur an.
Chelsea hatte diesen Gesichtsausdruck noch nie an ihm gesehen. Sein Mund war offen, und er hatte die Augen weit aufgerissen.
»Hast du etwas gesagt, Schätzchen?«
Geistesabwesend kratzte er seinen linken Arm. Ein großes,
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