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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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geben, denn du bist ein Mensch, der so etwas tut. Du willst alles auf deine eigenen Schultern laden. Doch dir selbst die Schuld an seinem Tod zu geben ist dumm, und das weißt du auch. Das Mädchen hatte genügend Medikamente in sich, um einen Elefanten außer Gefecht zu setzen. Es gab bei ihr keine Anzeichen gewalttätigen Verhaltens. Verdammt, ihre Hände waren fixiert. Niemand konnte es kommen sehen. Wenn es überhaupt jemanden gibt, der einen Fehler gemacht hat, dann bin ich das, denn
ich war dafür verantwortlich, euch beide zu schützen. Ich war nicht einmal mit im Raum.«
    »Aber wir haben zu dir gesagt, dass du uns nicht im Weg sein sollst«, sagte Margaret. »Es ist zu eng da drin, wenn noch jemand mit reinkommt. Wenn … wenn du nicht im Computerraum gewesen wärst und alles über den Monitor gesehen hättest … »
    »Ich kann mich über jede Anweisung von dir hinwegsetzen, wenn ich glaube, dass deine Sicherheit gefährdet ist. Ich hätte im Autopsieraum bleiben können. Hätte ich es getan, wäre Amos noch am Leben.«
    Margaret setzte sich auf und sah ihn an. »Sag so etwas nicht, Clarence. Es ist nicht deine Schuld.«
    »Ich weiß. Aber deine ist es auch nicht.«
    Ein weiteres Schluchzen packte ihren Körper – packte und schüttelte ihn. Amos war tot. Wer würde sich um seine Töchter kümmern? Hatten die FBI-Agenten die Nachricht inzwischen überbracht? Würde seine Familie jemals die Wahrheit erfahren oder verbreitete Murray schon längst eine neue Verschleierungsgeschichte? Man sollte Amos posthum die Presidental Medal of Freedom verleihen, doch seiner Familie würde eine Lüge über einen Laborunfall aufgetischt werden, und sie würde die entsprechende Versicherungssumme ausbezahlt bekommen.
    »Wir können noch den ganzen Tag nach Schuldigen suchen«, sagte Clarence. »Das bringt ihn nicht wieder zurück. Es lenkt uns nur von der Aufgabe ab, die vor uns liegt. Du kannst darauf wetten, dass noch mehr Menschen sterben werden, Margo. Noch mehr gute Menschen, wie mein Kumpel Amos. Ich weiß, es klingt hart, aber wir können noch lange genug um ihn trauern, wenn wir erst einmal dieses verdammte
Ding erledigt haben. Du möchtest jemandem die Schuld geben? Dann lass die Schuld dort, wo sie hingehört. Gib sie dieser verdammten Infektion. Sie hat Amos umgebracht, nicht ich und nicht du.«
    Ein weiterer Schluchzanfall schüttelte sie, doch diesmal bekam sie es schließlich in den Griff. Clarence hatte Recht. Die Krankheit hatte Amos umgebracht, genauso wie all die anderen. Wenn sie sie aufhalten konnte, wenn sie sie ausmerzen konnte, dann war das der größte Tribut, den sie ihrem Freund zollen konnte.
    »Weißt du, was komisch ist?«, sagte Clarence.
    »Was?«
    »Am Ende liege ich zwanzig Dollar vorn. Er wäre wirklich sauer, wenn er wüsste, dass ich gewonnen habe.«
    Margaret konnte es nicht fassen, dass Clarence in der Lage war, in so einem Augenblick Witze zu machen. Dann dachte sie an Amos’ Gesicht, wenn er Otto den Zwanziger abgenommen hatte, und daran, wie grimmig er gewesen war, wenn er ihn wieder hatte abgeben müssen. Aus irgendeinem Grund stellte sie sich vor, wie er auf sie beide hinabsah, mit dem Finger auf sie deutete und lachte.
    Und trotz des Schmerzes lachte auch sie ein wenig.

    57
Mr. Burkle, der Postbote
    John Burkle war spät dran. Doch während Regen, Hagel und die Düsternis der Nacht ihm keine Probleme bereiteten, hatte niemand grässlich verweste schwarze Leichen zu den Dingen hinzugezählt, die einen auf der zugewiesenen Runde aufhalten konnten.
    John hatte den Notruf gewählt und dann auf den Notarzt und die Polizei gewartet. Er war nicht sicher, ob das Cheffie gewesen war in diesem Haus. Cheffie war zwar der Einzige, der dort lebte, aber dieses schwarze … Ding … hätte jeder sein können. Die Rettungssanitäter hatten John auf fleischfressende Bakterien getestet, doch der Test war, Gott sei Dank, negativ gewesen. Danach war er – noch ein wenig schwach auf den Beinen angesichts dessen, was er durchgemacht hatte – nach Hause gefahren, und das hieß, dass er heute doppelt so viel Post ausliefern musste.
    Er schob Einkaufsgutscheine und Zeitschriften in einen Briefkasten, schloss die Klappe, fuhr zurück auf die Landstraße und sah seine nächste Lieferung durch.
    Die Jewells.
    Es war Wahnsinn zu glauben, dass ausgerechnet in Gaylord fleischfressende Bakterien zugeschlagen hatten. In Gaylord passierte nie etwas, und genau das war der Grund, warum John Burkle den Ort so

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