Virulent
durch die Wälder verlassen, ohne überhaupt irgendeine Straße zu benutzen. Wenn seine Männer alles abriegeln wollten, konnten sie nur ein sehr weitmaschiges Netz ziehen.
»Cope«, sagte Odgen.
»Sir?«
»Rufen Sie Captain Lodge an und aktivieren Sie die Whiskey-Kompanie. Wir brauchen sie für diese Sache. Wir lassen die Yankee- und die Zulu-Kompanie in Fort Bragg. Es ist am
besten, wenn wir eine Reserve haben, die schnell reagieren kann, falls unsere Kräfte in Gaylord gebunden sind, meinen Sie nicht auch?«
»Wollen Sie wirklich meine Meinung hören, Sir?«
»Nein«, sagte Odgen. »Das war eine rhetorische Frage.«
»In diesem Fall stimme ich allem zu, was Sie sagen, Colonel. «
»Das mag ich an Ihnen, Cope. Sie haben Ihren eigenen Willen. Erledigen Sie die Anrufe.«
»Ja, Sir.«
Odgen hätte sich besser gefühlt, wenn er alle vier Kompanien hätte einsetzen können, aber es war einfach zu viel, ein ganzes Bataillon in eine Kleinstadt zu schaffen. Außerdem war es vernünftig, wenn man dafür sorgte, dass zwei Kompanien der DOMREC nicht durch diese Aufgabe gebunden wären, damit man reagieren konnte, sollte an irgendeinem anderen Ort ein Tor auftauchen. Die DOMREC war die einzige Einheit, die innerhalb von nur drei Stunden überall im Mittleren Westen einsatz- und kampfbereit war. Am zweitschnellsten wäre die Division Ready Force. Der Auftrag der DRF bestand darin, im Krisenfall innerhalb von achtzehn Stunden überall auf der Welt Vorauskommandos einsetzen zu können. Wenn die DRF auf dem Kontinent der Vereinigten Staaten eingesetzt werden musste, konnte das wahrscheinlich bereits in sieben oder acht Stunden der Fall sein, aber es war vollkommen unmöglich, sie innerhalb von drei Stunden in einen Kampfeinsatz zu führen.
Wenn alles so schnell gehen musste, dann gab es nur Charlie Odgens Einheit und niemanden sonst.
56
Wie man mit dem Tod eines Freundes umgeht
Clarence Otto saß im umgebauten Schlaf- und Aufenthaltsbereich des MargoMobils. Margaret saß auf seinem Schoß, die Stirn gegen seine Halsbeuge gelehnt, die Beine von seinen Armen gestützt. Tränen und Rotz rannen auf sein Jackett. Sofern er es überhaupt bemerkte, schien es ihm nichts auszumachen.
Sie konnte nicht aufhören zu weinen. Sie wollte es, sie versuchte es, aber sie konnte einfach nicht. Sie hatte die ganze Nacht geweint, bis sie auf dem Boden des Computerraums eingeschlafen war, und kaum war sie aufgewacht, hatte sie wieder angefangen.
Sie fuhren in Richtung Norden nach Gaylord. Fuhren noch mehr Tod, noch mehr Grauen entgegen.
Sie trug noch immer ihren Operationskittel. Sie hatte in ihm geschlafen, und sie hatte ihn bereits unter dem Schutzanzug getragen, als Betty Jewell Amos Braun umbrachte.
Ihren Freund umgebracht hatte.
Einen Freund, den sie nie wieder sehen würde, niemals. Sie wollte ihn zurück. Warum konnte er nicht einfach wieder zurückkommen?
»Es tut mir so leid, Margo«, sagte Clarence, während er ihr sanft über das Haar strich. Er sagte es immer wieder. Vielleicht wusste er nicht, was er sonst hätte sagen sollen. Aber es spielte wirklich keine Rolle, was er sagte. Sie war dankbar für den Klang seiner Stimme.
Eigentlich hätte sie es sein müssen, die Amos’ Frau anrief. Margaret war ihr nie begegnet, und doch wäre es ihre Aufgabe gewesen. Aber sie hatte den feigen Ausweg gewählt – Dew
hatte ein paar FBI-Agenten losgeschickt, um die Nachricht zu überbringen.
»Ich muss aufstehen«, sagte sie. »Ich muss mir das Video meiner Helmkamera anschauen. Vielleicht habe ich irgendetwas übersehen. Vielleicht hatte ich bereits etwas vergessen, als…» Ihre Stimme verklang.
»Du hast später noch jede Menge Zeit zum Arbeiten«, sagte Clarence. »Du musst dich ausruhen. Außerdem fahren wir gerade. Es ist nicht sicher, wenn du dich im Trailer aufhältst, während das Ding über die Straßen rollt.«
Noch immer streichelte er ihr Haar.
Der kalte Klumpen in ihrer Brust wollte sich einfach nicht lösen.
»Wenn ich ihm nur … schneller den Helm … hätte ausziehen können«, sagte sie leise, von Schluchzen unterbrochen.
»Du weißt, dass das nicht wahr ist«, flüsterte Clarence. »Sie hat seine Arterie durchtrennt. Es gab nichts, was du hättest tun können.«
»Aber ich … war verantwortlich. Es ist … meine Schuld.«
Sie spürte, wie Clarence den Kopf schüttelte. Sein Kinn rieb ihr sanft über das Haar.
»Du bist zu klug für so etwas, Margo. Ich weiß, dass du versuchen wirst, dir die Schuld zu
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