Virulent
orangerotes, schorfiges Etwas löste sich und blieb in seiner Hand hängen. Ohne den Blick von seiner Tochter zu wenden, schüttelte er es ab und fing wieder an, sich zu kratzen.
Ich habe dir gesagt, dass du aufwachen sollst, oder ich würde dir den Hintern versohlen.
Daddy hörte auf, sich zu kratzen. Seine rechte Hand blieb mitten in der Bewegung über seiner linken Schulter in der Luft hängen.
»Das kam mir auch so vor«, sagte er leise.
Chelsea wandte sich ab und starrte Mommy an. Wach auf, Mommy.
Mommy hob den Kopf, ließ ihn jedoch gleich wieder zurücksinken, drehte sich auf die Seite und stöhnte.
»Oh, mir ist so heiß«, sagte sie. »Bob, sag Chelsea, sie soll aufhören zu schreien und wieder ins Bett gehen. Wegen ihr ist mir so furchtbar übel.«
Daddy hatte noch immer diesen starren Blick. »Äh, Candy … du solltest wohl besser aufwachen.«
»Ich mache keine Witze, Bob«, sagte Mommy in ihrer Daddy-ist-ja-so-dumm- Stimme.
Chelsea ließ den Eiscreme-Stiel zu Boden fallen.
Mommy, du stehst jetzt sofort auf, oder ich werde dafür sorgen, dass Daddy dir den Hintern versohlt.
Mommy setzte sich langsam auf und zog sich die Laken bis unter das Kinn. Völlig verwirrt starrte sie ihre Tochter an.
»Chelsea«, flüsterte Mommy, »höre ich dich … in meinem … in meinem Kopf?«
»Steh auf, Candy«, sagte Daddy. »Bitte. Sie bringt mich dazu, dass ich dich … bestrafen will.«
Mommy sah Daddy an und begann zu weinen. Sie stand nicht auf. Dabei hatte Chelsea ihr doch gesagt, dass sie aufstehen sollte.
Daddy, Mommy ist ein böses Mädchen.
Mommy schüttelte den Kopf. Daddy stieg aus dem Bett und verließ das Schlafzimmer. Chelsea starrte Mommy an, während die beiden zuhörten, wie Daddy die Treppe hinabging, in der Küche eine Schublade öffnete und wieder nach oben kam. Als er wieder ins Schlafzimmer trat, hielt er Mommys schweren hölzernen Kochlöffel in seiner rechten, zitternden Hand.
Mommy, das wird Daddy mehr wehtun als dir.
Mommy hörte nicht mehr auf, den Kopf zu schütteln und zu weinen, bis Daddy wirklich Ernst machte. Dann fing sie an zu schreien.
55
Wenn’s schnell gehen muss
Colonel Charlie Odgen sah über die Schulter von Corporal Cope. Beide starrten auf einen Computerbildschirm, der eine Karte von Gaylord, Michigan, zeigte.
»Es gibt jede Menge Straßen, auf denen man in die Stadt hinein und wieder herauskommen kann, Colonel«, sagte Cope.
»Registriert«, sagte Odgen. »Wie viele Einwohner?«
»Über dreieinhalbtausend, Sir. Das sind jede Menge Leute, wenn sich nur eine Kompanie darum kümmern soll.«
»Meine ich auch«, sagte Odgen. »Aber wir haben Staats-und lokale Polizei, die uns unterstützt. Wie lange dauert ein Flug mit einer C-17?«
»Etwa eine Stunde, Sir«, sagte Cope. »Dazu jeweils noch eine für das Be- und eine für das Entladen. Wir könnten die X-Kompanie in etwas weniger als drei Stunden vor Ort einsatzbereit haben.«
»Rufen Sie die Piloten und die Zugführer an«, sagte Odgen. »Wir werden schließlich nicht dafür bezahlt, dass wir unsere Sachen nur zum Vergnügen packen. Wir lassen die Hubschrauber so schnell wie möglich starten. Ich will, dass das Entladen in zweieinhalb, nicht in drei Stunden abgeschlossen ist.«
»Ja, Sir.«
Cope stand vom Schreibtisch auf und begann, die Anrufe zu erledigen. Odgen setzte sich und musterte die Karte. Der Flughafen befand sich direkt im Ort. Auch in Wahjamega hatten die Kreaturen diesen Fehler gemacht – sie hatten ihr Tor in direkter Nähe zu einem Rollfeld errichtet, sodass Odgen mit seinen Soldaten nur ein paar Meilen von seinem Ziel entfernt hatte landen können.
Cope hatte Recht; es gab jede Menge Straßen. Abgesehen von den Highways I-75 und M-32 sah man bereits auf den ersten Blick etwa zwanzig Möglichkeiten, um die Stadt zu verlassen. Keine echten Knotenpunkte. Odgen konnte die Highways der Polizei überlassen, so dass der Einsatz nicht ganz so auffällig war, doch er würde keine Polizisten auf irgendwelche Landstraßen abkommandieren. Die Infizierten waren einfach zu gefährlich. Er musste auf jeder kleineren Straße eine Sperre errichten, die mit mindestens vier Mann versehen war.
Bei diesen kleineren Straßen handelte es sich meist um geteerte Wege, die durch Farmland führten, doch es gab auch noch eine ganze Reihe unbefestigter, aber ebenfalls befahrbarer Strecken, die sich durch bewaldetes Gebiet zogen. Und dann waren da noch die Wälder selbst. Die Leute konnten die Gegend direkt
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