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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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während er sprach, starrte er ohne eine Miene zu verziehen auf die sterbende Frau.
    »Neun Uhr einundvierzig«, sagte Dan. »Herzrasen bei der Patientin.«
    Bei diesen Worten riss Margaret den Kopf herum und sah wieder in die Zelle. Instinktiv machte sie einen Schritt nach vorn, bevor ihr wieder einfiel, dass es ihr nicht erlaubt war, die Patientin zu retten.
    Aber Margaret konnte ihren Schmerzen ein Ende bereiten.
    Jeder im Raum trug einen luftdicht versiegelten Schutzanzug. Margaret trat an die Tür der Zelle und drückte einige Felder auf dem Touchscreen.
    Zuerst das #-Zeichen, dann 5, dann 4, dann 5, dann –
    Kräftige Hände packten ihre Handgelenke und zogen sie weg.
    Clarences Hände.
    »Margaret, stopp!«

    Sie wehrte sich, doch es war sinnlos. Er war zu stark.
    »Lass mich los, du Monster!« Wie hatte sie sich nur so sehr in ihm täuschen können?
    Dew beugte sich vor. Er warf zuerst einen Blick auf den Touchscreen und sah dann zu Dan. »Was macht sie?«
    Dan sah weg.
    »Dan«, sagte Dew, »antworten Sie mir. Sofort.«
    »Sie hat versucht, eine Notfall-Dekontamination durchzuführen«, sagte Dan. »Wenn sie noch eine Fünf eingibt, wird in beiden Trailern jede Dekontaminationsdüse aktiviert. Dadurch würde jeder sterben, der keinen Schutzanzug trägt, also auch die Patientin.«
    Dew drehte sich zu Margaret um. »Sie würden sie also tatsächlich umbringen? Wie nett. Otto, lassen Sie sie nicht gehen. Wir müssen das hier zu Ende bringen.«
    Dew wandte sich wieder den grauenvollen Vorgängen in der Schutzzelle zu. Margaret ebenfalls. Sie wollte nicht hinsehen, aber sie konnte nicht anders.
    Die Dreiecke sprangen jetzt fast dreißig Zentimeter hoch, bevor ihre Schwänze und Bernadettes geschundene Haut sie wieder nach unten zogen. Das Dreieck auf ihrer Brust hüpfte auf und ab wie das Herz eines Jungen aus einem Zeichentrickfilm, der gerade das Mädchen seiner Träume gesehen hat.
    Das Dreieck auf ihrer Hüfte riss sich zuerst los. Es flog durch den winzigen Raum und klatschte gegen die Wand. Kaum zweieinhalb Zentimeter groß, kroch es schwankend über den Boden, und seine schwarzen Tentakel wanden sich in einer trüben Pfütze aus menschlichem Blut und purpurfarbenem Schleim.
    Ihr Arm war als Nächstes an der Reihe. Der Nestling durchtrennte
die Arterie, als er ins Freie schoss, Blut spritzte in alle Richtungen gegen die durchsichtigen Wände der Zelle. Das Piepsen des Herzmonitors erklang in einer unregelmäßigen, panischen Abfolge, die jeglichen Rhythmus verloren hatte.
    Schließlich durchbrach das Dreieck auf der Brust seine Fessel aus Fleisch und schoss auf einem Geysir von Blut an die Zellendecke.
    Margaret hörte das monotone Dröhnen des EKGs, das nur noch eine Nulllinie anzeigte.
    »Schalten Sie dieses beschissene Ding aus«, sagte Dew.
    Dan ließ die Kamera sinken und drückte rasch den entsprechenden Knopf. Der Ton, der der Nulllinie entsprach, verstummte, und es herrschte nur noch Stille.
    Margaret legte ihre Hände an die durchsichtige Wand. Blutstropfen sammelten sich an der Innenseite des Glases und rannen zu Boden. Zwischen den roten Streifen hindurch konnte man nicht allzu viel erkennen.
    Die drei Nestlinge versuchten, auf ihren schwachen Tentakelbeinen zu stehen. Sie schafften ein paar schwankende Schritte, während sie die Luft mit seltsam klickenden Geräuschen erfüllten. Nach und nach wurden sie langsamer. Ihre schwarzen, vertikalen Augen blinzelten immer seltener, ihre Lider wurden schwer, sie wirkten schläfrig. Schließlich schlossen sich die Augen, und die kleinen Kreaturen bewegten sich nicht mehr.
    Margaret lehnte ihren behelmten Kopf gegen das Glas. Sie warf einen Blick auf die rote Uhr an der gegenüberliegenden Wand.
    »Todeszeitpunkt neun Uhr vierundvierzig vormittags«, sagte sie mit schwacher Stimme. »Ich hoffe, das war es wert, Dew. Ich hoffe wirklich, das war es wert.«

    Dew stand noch immer völlig regungslos da. Er starrte in die Zelle, starrte auf die Leiche. »Nein, das war es nicht, Margaret. Das ist es nie.«
    82
Den Preis vor Augen
    Jetzt war es nur noch eine Frage der Zeit.
    Schon lange kannte der Orbiter die Position aller menschlichen Satelliten, die in der Lage waren, ihn aufzuspüren. Er hatte auch einige Observatorien auf der Erde identifiziert, die ihn möglicherweise finden konnten. Alles in allem gab es elf Einrichtungen, die den Orbiter sehen konnten, sofern sie nur in die richtige Richtung blickten.
    Und im Augenblick taten fünf von ihnen genau

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