Virulent
stand ein tragbarer Schwarz-Weiß-Fernseher mit einem winzigen Bildschirm, der die Sieben-Uhr-Nachrichten zeigte. Sie hatte sich einige Zeichentrickfilme angesehen, doch ehrlich gesagt interessierten sie diese Filme nicht mehr so sehr. Die Erwachsenen sahen sich die Nachrichten an, und Chelsea stellte überrascht fest, dass auch ihr solche Sendungen gefielen.
Es waren nur noch drei Eiscreme-Riegel in dem kleinen Kühlschrank. Dazu ein halbes Glas Mayonnaise und ein verschrumpelter Hot Dog, der möglicherweise sogar älter war als Chelsea selbst. Sie nahm einen Eiscreme-Riegel heraus, riss das Papier ab und fing an zu essen, doch ihr Magen knurrte, denn er wollte etwas anderes als ein Dessert.
Mister Jenkins und Mommy, kommt her.
Nur Sekunden später kamen die beiden hereingestürmt und schlossen die Tür hinter sich, damit es hier drinnen nicht kalt wurde. Sie schlotterten.
»Whoa«, sagte Mommy. »Sie sind schon größer geworden.«
»Die Püppchen wachsen schnell«, sagte Chelsea. »Schon bald werden sie anfangen, das Tor zu errichten. Habt ihr genügend Material?«
Mr. Jenkins nickte. »In diesem Gebäude gibt es jede Menge Holz. Außerdem habe ich die ganze Nacht hindurch Äste und Büsche und solches Zeug hereingeholt.«
»Und ich habe sehr viel Müll gefunden«, sagte Mommy. »Mister Burkle ist auch draußen und sammelt.«
Chelsea lächelte. Es hörte sich so an, als gefiele Mommy und Mr. Jenkins die Arbeit, die sie da taten.
»Mommy, ich habe Hunger«, sagte Chelsea. »Ich will etwas von McDonald’s.«
»Ich weiß nicht, ob hier irgendwo einer in der Nähe ist«, sagte Mommy. »Außerdem ist es draußen dunkel.«
»Aber ich will etwas von McDonald’s!«
Mommy trat einen Schritt zurück. Sie hatte Angst – und das war auch besser so. Daddy gab es zwar nicht mehr, aber Chelsea konnte dafür sorgen, dass Mr. Jenkins den Kochlöffel ebenso einsetzte, wie Daddy das getan hatte.
Mr. Jenkins zog ein Handy aus seiner Tasche. »Nur einen Augenblick, Chelsea. Ich google das und versuche, einen zu finden, okay?«
Chelsea nickte. »Außerdem will ich Eiscreme-Riegel. Und zwar jede Menge.«
»Ich habe nicht allzu weit entfernt von hier ein Lebensmittelgeschäft gesehen«, sagte Mommy. »Ich könnte von dort etwas zu Essen besorgen.«
»Ich habe einen«, sagte Mr. Jenkins und sah von seinem Handy auf. »Er ist ein paar Meilen von hier entfernt.«
»Besorg mir etwas von McDonald’s, Mommy. Ich will McDonald’s.«
»Deine Mutter sollte nicht gehen«, sagte Mr. Jenkins. »Es ist eine üble Gegend. Es ist Nacht. Eine Frau, ganz alleine hier draußen … könnte Probleme bekommen. Ich werde gehen.
Aber das Restaurant ist zwei Meilen entfernt, also werde ich etwa anderthalb Stunden brauchen.«
»Können Sie nicht das Motorrad von Mister Korves nehmen? «, fragte Chelsea.
Mr. Jenkins schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kann nicht fahren. «
»Dann gehen Sie«, sagte Chelsea. »Und beeilen Sie sich.«
Mr. Jenkins nickte eifrig.
»Haben Sie genügend Geld?«, fragte Mommy.
»Ich werde sicher irgendwo einen Geldautomaten sehen«, sagte er. »Da besorge ich mir etwas. Wir werden schließlich noch ein paar Tage lang hier sein.«
»Noch zwei Tage«, sagte Chelsea. »Noch zwei Tage, und dann kommen die Engel. Jetzt aber los! Und vergessen Sie bloß das Eis nicht!«
Mr. Jenkins rannte davon, sein dicker Körper zitterte bei jedem Schritt. Mommy stürzte ihm hinterher, bevor sich die Tür des Winnebago schließen konnte. Sie taten, was Chelsea sagte, und genauso sollte es sein.
Sie alle taten, was Chelsea sagte – alle, bis auf einen.
Chelsea schloss die Augen, schickte ihren Geist auf die Reise und versuchte, den Kontakt herzustellen. Wo war er? Wo war der Schwarze Mann? Dachte er an sie? Hatte er Angst vor ihr? Wenn nicht, würde sie schon dafür sorgen, dass er Angst bekam.
Sie fand ihn, aber sie konnte keinen Kontakt herstellen. Etwas blockierte die Verbindung.
Chauncey.
Was machst du da, Chauncey? Willst du mich daran hindern, dass ich dem Schwarzen Mann Angst mache?
Ich habe dir gesagt, dass du keine Verbindung zu ihm aufnehmen sollst.
Und ich habe dir gesagt, dass du nicht mein Boss bist.
Chelsea, der Zerstörer ist kein Spielzeug.
Er hat die Engel viermal aufgehalten.
Wenn er dich findet, wird er dich umbringen.
Wenn du Verbindung zu ihm aufnimmst, wirst du alles auf’s Spiel setzen.
Chelsea spürte, wie sie wütend wurde. Nicht nur auf den Schwarzen Mann, sondern auch auf
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