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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Margo aus. Das war eine neue Frau, und er hatte dazu beigetragen, dass sie so wurde.
    »Verstehe«, sagte Dew. »Ich werde ihm das klarmachen.«
    Margaret ging zum Trailer und ließ Dew alleine in der ausgebrannten schneebedeckten Küche zurück.
    87
Zwei Bratlinge aus reinem Rindfleisch
    Rome saß zusammengekauert auf dem Fahrersitz seines Delta 88. Die Zündung war ausgeschaltet, doch selbst bei laufendem Motor wäre es fürchterlich kalt gewesen, denn die Heizung funktionierte schon seit Monaten nicht mehr. Er saß gerade so hoch, dass er aus dem Fenster auf der Beifahrerseite über die Orleans Street hinweg blicken konnte, wo er
den dicken Mann mit dem roten Bart sah, der am hüfthohen Zaun entlangging. Dort gab es nicht einmal einen Bürgersteig, nur einen schneebedeckten Grasstreifen, den Zaun und einige Bäume dahinter. Ein Weißer in einem falschen Viertel bei Nacht, der in jeder Hand eine große weiße Tüte von McDonald’s trug.
    »Willst du mich verarschen?«, sagte Rome leise. »Weiß dieser motherfucker eigentlich nicht, wo er hier ist?«
    Jamall, der auf dem Beifahrersitz saß, schüttelte den Kopf. »Der weiß absolut nichts. Ein Weißer, der nachts hier herumspaziert? Alleine? Nachdem er an einem Geldautomaten war? Es sieht so aus, als ob er geradezu ausgeraubt werden will.«
    »Hoffentlich hat er ein paar Big Macs«, sagte Rome. »Ich habe Hunger.«
    Der Mann trug Jeans und ein langärmliges kariertes Hemd. Er schien nicht nur kein Auge für seine Umgebung zu haben, er schien auch die Kälte nicht zu bemerken. Nach jeweils etwa vier Schritten bildete sein Atem eine große, weiße Wolke, die von den wenigen noch funktionierenden Straßenlampen beleuchtet wurde.
    »Ich sag dir was«, fuhr Rome fort. »Da verzehrt sich jemand geradezu nach dem Zeugs von McDonald’s.«
    Auf der Suche nach einem leichten Opfer hatten sie den Geldautomaten an der Mack Avenue beobachet. Dieser Kerl hier war zu Fuß gekommen und hatte Geld abgehoben. Es sah nach viel Geld aus. Dann hatten Rome und Jamall beobachtet, wie er zu McDonald’s ging. Fünf Minuten später war er mit den beiden großen Tüten wieder herausgekommen. Der Mann wandte sich nach Süden auf die Orleans und war nun schon wieder fünfzehn Minuten unterwegs. Rome war einen Block weiter parallel zur Orleans in die St. Aubin und dann mehrere
Blocks weit nach Süden gefahren. Schließlich war er über die Lafayette auf der anderen Seite der Orleans wieder herausgekommen, um dem Mann den Weg abzuschneiden. Hier führte die Straße durch ein völlig ödes Gebiet: Auf der einen Seite war ein Parkplatz und auf der anderen ein langer Grünstreifen mit Bäumen. Rome hatte geparkt und gewartet, um zu sehen, ob der Mann verrückt genug war, immer weiter durch eine so verlassene Gegend zu gehen.
    Er war so verrückt.
    Leichter würde es nicht mehr werden. Und genau das machte Rome nervös. »Hab ich irgendwas nicht mitbekommen?«, fragte er, nachdem der Mann einen halben Block weit an seinem Delta 88 vorbeigegangen war. »Ist dieser Typ wirklich allein? «
    »Er geht einfach immer weiter geradeaus«, sagte Jamall. »Hat nicht einmal genügend Verstand, um die Hauptstraße zu nehmen. Der Typ hat es anscheinend wirklich eilig.«
    »Hier ist niemand«, sagte Rome.
    Jamall nickte. »Niemand. Du hast gesagt, du willst eine sichere Sache, Mann. Noch sicherer wird’s nicht. Wenn wir es durchziehen wollen, dann jetzt. Los, holen wir unsere Scheine ab.«
    Rome und Jamall stiegen aus dem Wagen und ließen die Türen einen Spalt weit offen. Das würde sie nicht verraten, denn die Innenbeleuchtung funktionierte nicht. Sie zogen ihre Waffen, Rome einen einfachen Revolver Kaliber .38, Jamall seine schicke Glock. Sie rannten über die leere Straße und näherten sich dem Mann von hinten.
    Er hörte sie, denn er drehte sich um – und als er sich umdrehte, sah er, wie sich zwei Waffen auf sein Gesicht richteten.
    »Gib mir deine Brieftasche«, sagte Rome. Er hielt die .38er
in seiner rechten Hand, die linke streckte er nach vorn, die Handfläche nach oben gerichtet.
    Der Mann starrte ihn einfach nur an.
    Theatralisch zog Jamall den Schlitten der Glock nach hinten und richtete die Waffe wieder auf das Gesicht des Mannes. »Du gibst mir deine Brieftasche, oder du bist erledigt. Und stell die beiden Tüten ab. Die nehmen wir auch.«
    Der Mann wandte sich zur Seite und starrte Jamall an. Weiß wie ein Bettlaken, großer roter Bart – er hätte nicht noch mehr fehl am Platz sein

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