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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Er stach eine Nadel in die Probe. Auf dem Bildschirm sah sie die tausendfach vergrößerte Nadel. Sie sah aus wie ein riesiges Schwert, das in eine Hydra stach.
    »Puh«, sagte Margaret. »Es ist, als hätten sie den Betrieb eingestellt.«
    »Sie haben aufgegeben«, sagte Dan. »Sie haben die neue, Mächtig Saure Margaret gesehen und das Handtuch geworfen.«
    Plötzlich knackte Clarences Stimme in ihrem Ohrhörer. Er klang aufgeregt und atemlos. »Margo! Murray hat den Satelliten gefunden! Sie haben ihn gerade angegriffen, und sie glauben, sie haben ihn erwischt.«
    »Mein Gott«, sagte Margaret. Deshalb also hatte es Murray so eilig gehabt. »Wann? So etwa vor zwei Minuten?«
    »Ja genau.«
    »Die Proben haben alle Aktivitäten eingestellt«, sagte Margaret. »Sogar auf dieser untersten Ebene müssen sie irgendwie von diesem Ding kontrolliert worden sein. Zeigen sich irgendwelche Wirkungen bei Sanchez?«
    »Er ist vollkommen weggetreten«, sagte Clarence. »Zuerst hat er unzusammenhängend vor sich hingebrabbelt, dann wurde er benommen, und schließlich ist er eingeschlafen. Jetzt schnarcht er.«
    Margaret wusste nicht, was sie davon halten sollte. Die Crawler machten dicht, Sanchez schlief ein, und beides fiel mit der Zerstörung des Satelliten zusammen. Konnte es sein, dass alles vorbei war?

    Nein. Es war nicht vorbei. Sie wusste es.
    »Dan, wie viel Latrunculin haben wir?«
    »Genug, solange es nur um Sanchez geht«, sagte Dan. »Wenn wir mehr brauchen, könnte es der Hersteller direkt an uns liefern.«
    »Wir sollten vielleicht erst einmal herausfinden, ob es funktioniert. Legen wir Officer Sanchez eine Latrunculin-Infusion. Ich werde mich nicht mit heruntergelassener Hose erwischen lassen. Diese Dinger könnten schließlich jeden Augenblick wieder aktiv werden.«
    »Aber Latrunculin ist wahnsinnig toxisch«, sagte Dan. »Wenn wir Sanchez zu viel davon geben, könnte das zu einem Atem- und Herzstillstand führen. Sollen wir nicht warten, um herauszufinden, ob diese Dinger wirklich tot sind?«
    »Nein. Wir werden Sanchez sorgfältig im Auge behalten, aber wir fangen mit der Behandlung sofort an.«
    »Aber Margaret, er – «
    »Scheiße, Dan, das ist ein Befehl«, sagte Margaret. »Und jetzt starten Sie diese gottverdammte Infusion.«
    Dan starrte sie einen Augenblick lang an. Dann salutierte er zackig und verließ den Autopsieraum.
    Waren seine Gefühlchen verletzt worden? Margaret scherte sich nicht darum. Endlich hatte sie eine potenzielle Waffe, und die würde sie auch einsetzen.

TAG NEUN
    101
Bewegung
    Margaret setzte sich an den Computertisch. Endlich konnte sie den Schutzanzug ausziehen, den sie zuvor fünfzehn Stunden am Stück getragen hatte. Sie tippte die entsprechenden Befehle ein, um die neuen Proben von Sanchez aufzurufen.
    Was war das nur für ein Geruch? Hatte hier jemand Essen stehen lassen? Sie sah unter den Tisch und dann unter den Stuhl, bevor ihr klar wurde, worum es sich handelte.
    Der Geruch kam von ihr.
    Verdammt, sie brauchte wirklich dringend eine Dusche. Im Augenblick war da allerdings nichts zu machen.
    Sie betrachtete die angezeigten Werte. Das Latrunculin funktionierte — die Zahl von Sanchez’ Crawlern war gesunken. Die Nebenwirkungen der Chemikalie forderten ihren Tribut, doch das Leben des Mannes war deswegen nicht ernsthaft bedroht. Noch nicht. Sie holte eine Aufnahme der letzten Proben auf den Bildschirm. Zu sehen waren drei Crawler, die noch immer vollkommen bewegungslos verharrten. Seit Murrays Leute den Satelliten abgeschossen hatten, hatte sich nichts verändert. Während sie zusah, löste sich einer der Crawler unter dem Latrunculin-Einfluss langsam in kleine Teile auf.
    Auch der zweite Crawler begann sich aufzulösen. Margaret hatte in ihrem ganzen Leben noch nie etwas so Schönes gesehen.

    Und dann …
    … dann zuckte der letzte Crawler.
    Sie schreckte zurück und fragte sich, ob sie sich das nur eingebildet hatte. Sie hoffte es. Doch dann zuckte er wieder. Und zuckte immer weiter. Er tastete umher und versuchte, sich irgendwo festzuhalten. Ein Dendriten-Arm packte das umgebende Muskelgewebe und zog.
    Der Crawler kroch wieder.
    Die Gegensprechanlage summte.
    »Margaret, bist du da?« Dans Stimme, drängend.
    »Ich bin hier.«
    »Irgendwas geht da vor sich«, sagte er. »Ich habe die parallelen Proben vor mir. Alles, was nicht tot war, bewegt sich wieder. Sie sind gerade aufgewacht. Alle.«
    102
Der Neustart
    So viele Gedanken. So viele Stimmen. Keine Organisation.

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