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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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war als die erste.
    Er setzte sich. Ein Stück Backstein bohrte sich in seinen Hintern. Nacheinander fielen seine Männer in Ohnmacht, als hätte man sie vergast.
    Die Nestlinge jedoch schienen keine Notiz davon zu nehmen. Sie bauten weiter.
    Odgen beobachtete sie während der letzten Sekunden, in denen er noch bei Bewusstsein war. Er hoffte, dass es ihnen gelang, das Tor alleine fertigzustellen.
     
    Margaret starrte auf den Flachbildschirm im Autopsieraum und lächelte, erfüllt von grimmiger Befriedigung. Der Monitor zeigte fünfundzwanzig quadratische Bilder, doch nur ein Quadrat fesselte ihre ganze Aufmerksamkeit. Es zeigte zwei nebeneinanderliegende Aufnahmen eines Crawlers und eines Exemplars aus Blütenstaub, der wie wattiger Löwenzahnsamen aussah.

    Der im oberen Teil des Quadrats eingefügte Schriftzug lautete: LATRUNCULIN A. Ein Gift, das von mehreren Schwämmen im Roten Meer produziert wurde, hatte die Filamente des Zytoskeletts zerstört. Es war schon erstaunlich, wenn man sich vorstellte, dass ein einziges Wort in dieser Schlacht einen so großen Unterschied machte: Latrunculin.
    Sie liebte dieses Wort.
    Denn in der Aufnahme unter diesem Wort konnte sie sehen, wie beide außerirdischen Strukturen in immer kleinere Teile zerfielen. Die langen, festen, muskelartigen Fasern der Crawler zuckten und schienen sich dann in schlaffe, leblose kleine Säcke voller Flüssigkeit zu verwandeln. Der Löwenzahnsamen war sogar noch unterhaltsamer. Das Latrunculin sorgte dafür, dass die starre Struktur aufbrach und zu kleinen Krümeln zerfiel, die sich verflüssigten.
    »Ich hab dich erwischt, motherfucker«, flüsterte Margaret.
    Noch nie zuvor hatte sie töten wollen. Sie hatte Krankheiten eingedämmt, weil das der Weg war, um Leben zu retten. Doch das hier war anders. Sie wollte, dass diese Krankheit starb, und zwar in allen ihren Ausprägungen – die Crawler, der Löwenzahnsamen, die Dreiecke und die Nestlinge. Sie wollte sie bis auf die letzte Zelle ausrotten, und die Mittel dazu sollten so schmerzhaft wie möglich sein. Während sie auf dem Bildschirm zusah, wie diese Wesen in Stücke fielen, erfüllte eine dunkle Befriedigung ihre Seele. Sie fragte sich, ob Perry dasselbe fühlte, wenn er einen infizierten Wirtskörper tötete.
    »Hey, Margaret«, rief Dan. »Haben Sie irgendetwas mit den Proben gemacht?«
    »Ja«, sagte Margaret, ohne sich von der schieren Schönheit eines sterbenden Crawlers abzuwenden. »Ich habe ihnen ein nettes Latrunculinbad gegeben und sie umgebracht.«

    »Nein, nein, ich meine nicht die Probe«, sagte Dan. »Ich meine alle.«
    Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete den ganzen Bildschirm. In allen fünfundzwanzig nebeneinander aufgereihten Proben bewegte sich nichts mehr. Sie hatten zwar viele Crawler umgebracht, doch bis vor ein paar Sekunden hatten sich in über der Hälfte der quadratischen Aufnahmen noch Aktivitäten gezeigt. Jetzt gab es keinerlei Bewegung mehr.
    »Gitsh«, sagte Margaret, »überprüf mal den Monitor. Ist das ein Standbild oder was?«
    Gitsh sah auf den Bildschirm und ging dann zu dem Computer, der die Bilder lieferte. Während er nachsah, ließ Margaret ihren Blick über die fünfundzwanzig Testpaare gleiten. Über jedem befand sich ein Schriftzug mit einem einzelnen Wort. Ein rotes Wort bedeutete, dass es zu keiner Wirkung auf die Crawler gekommen war. Ein grünes Wort stand für erfolgreiche Vernichtung.
    Chlor hatte sie getötet, und zwar schon bei viel geringerer Konzentration als im Dekontaminationsnebel des MargoMobils. Tatsächlich brachten einfache Bleichmittel sie unverzüglich um. Das war großartig, wenn es ums Sterilisieren ging, aber nicht besonders nützlich bei einem lebenden Opfer. Antibiotika blieben unglücklicherweise wirkungslos, und Sanchez’ Immunsystem ignorierte die Eindringlinge völlig.
    Die Temperatur herabzusetzen bewirkte ebenfalls nichts; zwar würde es möglicherweise helfen, die Crawler einzufrieren, doch das würde auch den Patienten umbringen. Auch Temperaturen ab dreiundneunzig Grad Celsius brachten die Crawler um, aber das war keine Lösung, denn bei dieser Hitze würde der Patient genauso sterben. Allerdings bot Hitze eine
weitere Möglichkeit, ein Gebiet zu dekontaminieren, das von den löwenzahnartigen Sporen verseucht worden war.
    »Die Aufnahme ist live«, sagte Gitsh. Um seine Worte zu unterstreichen, schaltete er von den fünfundzwanzig kleinen Quadraten auf ein großes Quadrat, das einen Nerven-Crawler zeigte.

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