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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Hannah gewesen, im zweiten Jahr bei Donald und so weiter.
    Dies waren die zweiten Weihnachtsfeiertage, die er als geschiedener Vater mit seiner Tochter verbrachte.
    Donald, der jetzt in Pittsburgh lebte, telefonierte mindestens jeden zweiten Tag mit seiner Tochter. Sie hielten Verbindung über ihre Webcams, schrieben einander E-Mails und manchmal sogar altmodische Briefe. Sie waren einander so nahe, wie ein Vater und eine Tochter, die über tausend Kilometer voneinander entfernt wohnten, es nur sein konnten.
    Größtenteils aus der Ferne hatte er miterlebt, wie sich seine Tochter aus einer schlacksigen Zwölfjährigen in einen atemberaubenen Teenager verwandelte, der die Titelseite so gut wie jedes Magazins hätte zieren können. Sie sah genauso aus wie ihre Mutter, was Donald ärgerte, denn dadurch hasste er Hannah ein kleines bisschen weniger. Er hatte schon immer vermutet, dass das gute Aussehen seiner Tochter zwiespältige Gefühle in ihm wecken würde, und als er seinen Arbeitskollegen Fotos von ihr zeigte, bestätigte deren schmutziges Gejohle seine Befürchtungen. Unglücklicherweise hatte dieses Gejohle auch zu einer Reihe von Handgreiflichkeiten geführt. Seine Wutausbrüche, die Hannah in den Scheidungsunterlagen zitiert hatte, gehörten noch nicht der Vergangenheit an. Der vom Gericht bestellte Psychologe sprach von einem »Problem mit der Impulskontrolle«. Der Seelenklempner verschrieb ihm Pillen. Donald log und sagte, dass er sie nehmen würde. Alle waren zufrieden.
    Sein kleines Baby wurde schnell größer, und er wollte nicht,
dass sie den Kontakt mit ihrer Familie verlor. Daher diese Familienfeier. Für Betty ein Flug von Atlanta nach Pittsburgh, und dann eine achtstündige Fahrt von Pittsburgh nach Gaylord. Fürchteten sie sich vor dieser Fahrt? Nein, sie unterhielten sich die ganze Strecke über. Donald erfuhr mehr über angesagte Musik, scharfe Klamotten, Schultratsch und darüber, wie man Freunden in den Rücken fiel, als ihm lieb war, doch er genoss jeden einzelnen Augenblick.
    Kaum war sie in Gaylord angekommen, verschwand das Mädchen aus den Südstaaten, und das Mädchen aus dem Norden erwachte wieder zum Leben. Betty war seit zwei Jahren nicht mehr auf einem Schneemobil gesessen, doch sie hatte nicht die geringste Kleinigkeit verlernt. In ihrem weißen Schneeanzug raste sie auf dem blauen Schneemobil über ein offenes Feld. Ihr Vater war nur fünfzehn Meter hinter ihr und schloss nach und nach zu ihr auf. Trotz der dröhnenden Motoren der Arctic Cat und dem peitschenden Wind konnte Donald ihr Lachen hören. Sollte Hannah doch mal damit konkurrieren. Bobby war mindestens dreißig Meter hinter ihnen. Er besaß einfach nicht die Aggression wie Donald und anscheinend auch Betty.
    Betty rief etwas. Für Donald hörte es sich so an wie: Versuch, mich zu fangen, alter Mann, doch er war sich nicht sicher.
    Bobby gehörte das ganze Gebiet hier. In einigen Gegenden der Welt galten zwanzig Morgen als »Landgut«. In der Nähe von Gaylord, Michigan, waren zwanzig Morgen einfach nur »ein wenig Land«. Das meiste davon waren alte Maisfelder, dazu ein paar schlanke grüne Kiefern, skelettierte Wintereichen und ein paar Birkenwäldchen. Bobby lebte genau in der Mitte der Gegend in völliger Isolation; alleine von seinem
Haus bis zur nächsten Landstraße brauchte man schon volle zwei Minuten.
    Betty folgte der Spur, die eine langgezogene Linkskurve machte und um eine Gruppe Kiefern herumführte. Kurz vor der Biegung nahm sie etwas Gas weg, doch in der Kurve beschleunigte sie wieder. Als Donald hinter ihr die Biegung erreichte, verschwand sie ein paar Sekunden lang aus seinem Blickfeld.
    Als er sie wieder sah, kam es ihm so vor, als hüpften ihm seine Eier hoch in die Brust. Vor ihnen führte die Spur über eine schneebedeckte Straße, und auf dieser Straße fuhr ein braunweißer Winnebago mit recht hoher Geschwindigkeit.
    »Langsam, Mädchen«, zischte Donald vor sich hin. Natürlich konnte Betty ihn weder hören noch seine Gedanken lesen, denn sie beschleunigte weiter. Donald versuchte, sie einzuholen und ihr den Weg abzuschneiden, doch sie hatte den Gasgriff bis zum Anschlag aufgedreht.
    Der Winnebago fing an zu hupen, schien jedoch nicht langsamer zu werden. Genau das aber erwartete Betty offensichtlich. Donald wurde aus tiefster Seele übel, als er sich die Bahnen der beiden Fahrzeuge vorstellte – sie würde es nicht schaffen, an dem Wagen vorbeizukommen.
    Anscheinend begriff das auch Betty. Sie

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