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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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Prosektur abgeschlossen und führte seine weiteren Analysen im
Labor des Instituts durch.
    Herforth fand die Cafeteria,
einen warmen Raum mit Teppichboden und bunten Bildern an der Wand. Die
Lebendigkeit der Farben konterkarierte die Assoziationen von Tod, die
notgedrungen in einem Institut für Rechtsmedizin aufkamen. Natürlich wusste sie,
dass das Aufschneiden von Leichen und Ermittlungen in Tötungsdelikten nur den
kleinsten Teil der Arbeit eines Rechtsmediziners darstellten. Den größten Teil
ihres Tages verbrachten die medizinischen Ermittler mit Alkohol-, Btm- oder DNA-Analysen,
mit Gerichtsterminen oder dem Schreiben von Gutachten. Trotzdem haftete einem
rechtsmedizinischen Institut immer ein Flair von Tod an, fand Herforth.
    Nicht so diesem lebendig
gestalteten, hellen Raum. Wenige Augenblicke nach ihr trat auch Dr. Tremmel
durch die Tür. Die beiden stellten sich einander vor, gossen sich Kaffee ein
und setzten sich an einen der Tische.
    „Was treibt sie zu mir, Frau
Herforth”, kam Tremmel schnell auf den Punkt. Offenbar konnte er sich nicht
über zu wenig Arbeit beklagen, und wenn der Profiler mit seiner Einschätzung
richtig lag, würde möglicherweise schon bald weitere hinzukommen.
    „Es geht um das Blut in der Lunge
von Professor Dickinson”, trug Herforth ihr Anliegen vor. „Wenn ich richtig
informiert bin, halten Sie es für ausgeschlossen, dass das Blut im Meer in die
Lunge des Opfers gelangte.”
    „Völlig ausgeschlossen”,
erwiderte Tremmel. „Das Opfer wurde in Blut ertränkt. Evidenz für ein
Gewaltverbrechen geben der Fundort der Leiche fernab des Sterbeorts, der posthum
in die Luftröhre eingeführte Seetang und das Medium, in dem das Opfer ertrank.
Wer erleidet schon einen einfachen Badeunfall in Fischblut?”
    „Ich bin ganz bei Ihnen, Dr.
Tremmel. Ich versuche nur, Theorien zu entwickeln, wie das Opfer nach seinem Tod
in den überwachten Seeraum gelangen konnte, ohne dass der Mörder von den
Polizeibooten oder den Patrouillen am Strand bemerkt wurde.”
    „In der Tat, das wirkt recht
mysteriös”, sagte Tremmel nachdenklich. „Allerdings weiß ich nicht, wie ich
Ihnen dabei weiterhelfen kann.”
    „Ich habe eine Theorie entwickelt
und möchte gerne Ihre Meinung dazu hören.”
    „Immer her damit. Eine Meinung
ist das Mindeste, was sie von mir bekommen können.” Irgendetwas an Tremmels Art
war nervig. Herforth konnte nicht genau sagen, was, aber er nervte sie.
Unwichtig. Er sollte einfach ihre Theorie bestätigen, und sie würde mit einem
Problem weniger nach Hause gehen.
    „Meine Theorie ist die, dass der
Mörder die Leiche unter dem Riegel aus Booten hindurch getaucht hat. Das Sonar
der Boote würde den Mörder mitsamt der Leiche einfach für einen Fischschwarm
oder zwei Robben halten. Meine Frage ist nun: Nachdem Sie die Leiche obduziert
haben, halten Sie es für möglich, dass sie posthum getaucht wurde?”
    Dr. Tremmel antwortete nicht
sogleich, sondern überlegte eine Weile. Immer wieder rückte er dabei an seiner
Brille herum. Wahrscheinlich ein Tick, aber keiner, der ihn weniger nervig
machte.
    „Von was für einer Wassertiefe
sprechen wir hier?” fragte er schließlich.
    Was bitteschön hatte die
Wassertiefe jetzt damit zu tun? Warum konnte dieser Tremmel nicht einfach ihre
Theorie bestätigen?
    „Ich habe mit der Besatzung eines
der Polizeiboote gesprochen, die den Seeraum überwachen”, antwortete Herforth. „Die
sagen, bis zu einer Wassertiefe von etwa fünfundzwanzig Metern könnten sie noch
recht genau erkennen, was da unter ihnen durchschwimmt. Schon allein wegen der
Bewegungsmuster. Um zwei menschliche Körper mit Robben oder gar einem
Fischschwarm zu verwechseln, müsste der Tauchvorgang also in einer Tiefe von
mindestens fünfundzwanzig Metern stattgefunden haben.”
    „Dann kann ich ihre Theorie
ausschließen”, antwortete Tremmel ohne weiteres Nachdenken, während er sich in
seinem Stuhl zurücklehnte und seine Brille zurechtrückte.
    Verdammt. Was machte die
Wassertiefe denn bitteschön für einen Unterschied? Herforth war nicht
hierhergekommen, um ihre Theorie ausschließen, sondern um sie bestätigen zu
lassen.
    „Und wieso veranlasst die
Wassertiefe Sie dazu, die Theorie auszuschließen?” fragte sie.
    Erneut war ein Griff zur Brille
vonnöten, bevor Tremmel antworten konnte. „Der Wasserdruck. Wissen Sie, was für
einen Druck eine fünfundzwanzig Meter hohe Wassersäule aufbaut?”
    „Nein. Sagen Sie es mir.”
    „Machen wir eine ganz

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